FC Bayern München: Dieses Quintett profitiert vom Ancelotti-Aus
München - Prinzip good cop, bad cop. Wie immer. Diesmal spielte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsboss, den guten Polizisten und verabschiedete den entlassenen Trainer Carlo Ancelotti mit halbwegs warmen Worten ("Carlo ist mein Freund und wird es bleiben") und erklärte, die Trennung sei aufgrund der nicht gebrachten Leistungen zustande gekommen.
Später am Donnerstagabend redete Präsident Uli Hoeneß, der böse Gendarm, Klartext: "Die Tatsache, dass der Trainer aus meiner Sicht in den letzten Tagen fünf wichtige Spieler – der Coman ja auch, den hat er auch nicht spielen lassen – auf einen Schlag gegen sich aufgebracht hat, das hätte er niemals durchgehalten."
Hoeneß, wie immer mit dem Herz auf der Zunge, gegenüber dem Radiosender FFH weiter: "Du darfst als Trainer nicht die prominentesten Spieler gegen dich haben. Ich habe in meinem Leben einen Spruch gelernt: der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste – deshalb mussten wir handeln." Ancelotti war raus.
Ciao, Carlo! Die Bayern-Trainer der letzten 20 Jahre
Lediglich Kingsley Coman nannte Hoeneß namentlich. Natürlich hatte auch der 21-Jährige, zuletzt mit aufsteigender Form, eine Krawatte. Coman saß bei PSG anfangs draußen, obwohl Ancelotti auch die Flügelspieler Ribéry und Robben auf die Bank verbannt hatte.
Womit wir bei den laut Hoeneß fünf wichtigen Spielern wären. Sie sind die Profiteure der kurzfristigen Beförderung von Willy Sagnol zum Cheftrainer auf Zeit.
Franck Ribéry (34): Das Tischtuch zwischen Ancelotti und dem Franzosen war spätestens seit dem Trikotwurf im Champions-League-Spiel gegen Anderlecht (3:0) zerschnitten. Schon letzte Saison hatte es bei Real Madrid Zoff gegeben, als Ribéry wütend Richtung Bank gestikulierte: Dann wechsel’ mich doch aus! Unter Landsmann Sagnol, der einen guten Zugang zum Linksaußen hat (bestritten gemeinsam die WM 2006 und EM 2008), dürfte Ribéry wieder aufblühen.
Arjen Robben (33): Ein Blick ins Gesicht des Niederländers nach dem 0:3 in Paris sagte alles. So angefressen war Robben selten. Auch er dürfte in die Startelf zurückkehren. Positiver Nebeneffekt des PSG-Desasters: Robbéry sind ausgeruht und voller Wut.
Thomas Müller (28): Zuletzt Kapitän und wieder gesetzt. Dennoch hing er bei Ancelotti in der Luft. Er wisse auch nicht "welche Qualitäten der Trainer sehen will, aber meine sind scheinbar nicht hundertprozentig gefragt", beschwerte er sich schon Ende August.
Jérôme Boateng (29): Der gebürtige Berliner wird in seiner Heimat in der Startelf stehen, die erstmalige Nominierung für die Länderspiele nach langer Pause wird dem Innenverteidiger einen Schub geben. Konnte mit Ancelotti schon seit der überraschenden Bank-Verbannung beim wichtigen Pokal-Halbfinale im Frühjahr gegen den BVB nicht mehr.
Mats Hummels (28): Verließ kopfschüttelnd den Prinzenpark. Beide Champions-League-Spiele fanden ohne den Abwehrchef statt. Ancelottis krasseste Verfehlung. Hummels wird zurückkehren bei Hertha – bien sûr!
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