FC Bayern München: Carlo Ancelotti nimmt AC Mailand als Vorbild

Mit dem AC Mailand feierte Ancelotti als Trainer seine größten Erfolge - das soll er nun in München wiederholen. Dazu krempelt er den FC Bayern nach dem italienischen Vorbild um. Die AZ erklärt's.
Julian Buhl |
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In München angekommen, aber Italien immer dabei: Carlo Ancelotti.
Rauchensteiner/Augenklick In München angekommen, aber Italien immer dabei: Carlo Ancelotti.

München - Da war er wieder, der Vergleich mit dem AC Milan. "Natürlich könnte Lahm der neue Maldini werden. Er könnte ohne Probleme bis 40 spielen", sagte Bayern-Coach Carlo Ancelotti zuletzt dem Kicker über seinen aktuellen Kapitän. Mit dem Verweis auf Maldini, mit dem er noch zusammenspielte und der erst mit 41 seine Profi-Karriere beendete, stellte Ancelotti einmal mehr eine Verbindung zwischen den beiden Klubs her.

"Es ist, als würde ich zu Milan zurückkehren", erklärte er bereits mehrfach, seitdem er seinen Dienst beim FC Bayern im Sommer angetreten hat. In München, der für viele nördlichsten Stadt Italiens, 500 Autokilometer von Mailand entfernt.

Zwei Millionenstädte - mit jeweils zwei großen Fußball-Vereinen: In Mailand die Rivalen Milan und Inter, in München der FC Bayern und der TSV 1860. Die Farben? Rot beziehungsweise Blau.

Als Spieler (1987-1992) und Trainer (2001-2009) hat der Italiener Ancelotti (fast) sein halbes Leben beim AC verbracht, gewann mit Milan als Profi und Coach unter anderem jeweils zwei Mal den Europapokal der Landesmeister (1989, 1990) und die Champions League (2003, 2007). Ein Titel, der auch in München vom Mister erwartet wird.

Für diesen Erfolg bastelt sich Ancelotti den FC Bavaria Milanese, den bayerischen AC Mailand. Die AZ erklärt, was Ancelotti an seinen Herzensverein erinnert - und wie viel Milan schon im FC Bayern steckt.

Die Spielertypen

Lahm und Maldini vergleicht Ancelotti selbst miteinander. Doch es gibt noch weitere Spielertypen, die er damals bei Milan im Team hatte und auch heute in seinem Kader findet. Die beiden "Aggressive Leader" ihrer jeweiligen Mannschaften, Gennaro Gattuso und Arturo Vidal, könnte man fast schon in die Kategorie "Bei der Geburt getrennt" einordnen.

Lesen Sie hier: So denkt Müller über den Bayern-Nachwuchs

Ancelottis Mittelfeldregisseur war Andrea Pirlo. Diese Rolle füllt nun Xabi Alonso aus. Welcher der beiden die präziseren Diagonalbälle spielt und die schöneren Freistöße schießt, vermag wohl nicht mal Ancelotti zu unterscheiden. Mit Filippo Inzaghi hatte er bei Milan eine Stürmerlegende und den personifizierten Bayern-Schreck in seinen Reihen. Bayern-Schreck war auch der Ex-Dortmunder Robert Lewandowski lange - auf dem Weg zur Stürmerlegende ist er nun gerade in München.

Mittelfeldgenie Kaká genoss bei Milan alle Freiheiten. Die gestattet Ancelotti nun Bayerns Thiago: "Er ist einer der besten Mittelfeldspieler der Welt. Ich lasse ihn einfach spielen." Und Innenverteidiger Mats Hummels erinnert mit seiner Eleganz und Übersicht im Spiel durchaus an Alessandro Nesta.

Die Erfahrung

In Freiburg ließ Ancelotti die Bayern kürzlich mit der ältesten Startelf seit fast neun Jahren auflaufen. Die Spieler, die auf dem Feld standen, waren im Schnitt 29,5 Jahre alt. Xabi Alonso ist als Bayerns aktuell ältester Feldspieler schon 35, Franck Ribéry, Arjen Robben und Lahm jeweils 33. Mit Rafinha (31), Manuel Neuer (30) und Ersatzkeeper Tom Starke (35) stehen weitere Ü-30er im Kader.

Auf Erfahrung setzte Ancelotti schon bei Milan. Beim Champions-League-Sieg 2003, bei dem Alessandro Costacurta (37) mitwirkte, waren die Spieler seiner Final-Startelf im Schnitt 29, beim Königsklassentriumph 2007 sogar 31,1 Jahre alt. Maldini übertraf mit 38 Jahren sogar noch Costacurta. Der damals 33 Jahre alte Inzaghi erzielte 2007 bei dem 2:1 gegen Liverpool übrigens beide Tore für Milan.

Das Spielsystem und die Taktik

"Diese Bayern sind meinem AC Mailand sehr ähnlich", sinnierte Ancelotti kürzlich. Der Dominanz- und Ballbesitzfußball der Ära Pep Guardiola gehört der Vergangenheit an. Die Freiheiten, die Guardiola im Angriffsdrittel gewährte, will Ancelotti seinen Spielern zwar lassen.

"Wobei ich ein bisschen anders denke, ist, wenn wir nicht in Ballbesitz sind oder im Spielaufbau", führte er zuletzt aus: "Die große Änderung ist, dass wir stoßweise mehr pressen und versuchen, direkter zu spielen, vertikaler." Und insgesamt defensiver. Eben wie bei Milan.

"Ich bin ein Italiener. Meine Meinung ist: Meister wird nicht, wer mehr Tore schießt – sondern wer weniger zulässt", sagte er dem Kicker. Das System sei nicht entscheidend. "Meine Philosophie ist, egal ob mit einem 4-2-3-1- oder 4-3-3-System, mit meiner Mannschaft das Spiel zu kontrollieren, aggressiv zu spielen."

Die Vereinsidentität

Wenn Ancelotti über den AC Mailand redet, spricht er von "meiner Familie". Während das Verhältnis bei seinen weiteren Trainerstationen beim FC Chelsea, Paris St. Germain und Real Madrid eher nüchtern blieb, schwärmt der 57-Jährige nun regelrecht vom FC Bayern: "Es ist, als würde ich zu Milan zurückkehren. Eine sehr familiäre Atmosphäre, mit einem guten Gespür für Stabilität. Diese Stabilität wurde durch ehemalige Spieler, die nun Offizielle sind, geschaffen."

Bei Milan pflegte er vor allem zu Geschäftsführer und Vizepräsident Adriano Galliani ein enges und freundschaftliches Verhältnis. Das zum damaligen Klubeigentümer Silvio Berlusconi galt als distanzierter. Wie Maldini im Vorwort von Ancelottis Biografie verriet, erzählten sich die beiden dennoch sogar unmittelbar vor dem Finale der Champions League noch gegenseitig Witze.

Zu den Bayern-Bossen hat er nun ebenfalls ein vertrautes Verhältnis. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge rief ihn persönlich an, um ihn von einem Engagement in München zu überzeugen. Präsident Uli Hoeneß lud ihn kürzlich zu sich nach Hause an den Tegernsee zum Abendessen ein.

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