FC Bayern München: 1.000. Spiel als Trainer - Jubiläum für Ancelotti
München - Thomas Müller war gerade fünf Jahre alt, Joshua Kimmich sechs Monate und Renato Sanches wohl nicht mal in Planung. Fast 22 Jahre ist es her: Carlo Ancelottis erstes Pflichtspiel als Cheftrainer. Und der 57-Jährige hat die Partie noch genau vor Augen. "27. August 1995, ein 0:0 gegen Palermo, viele Emotionen, erste Enttäuschung", sagt der Italiener am Freitag.
Damals trainierte Ancelotti den italienischen Zweitligisten AC Reggiana, nun darf sich der Coach des FC Bayern über ein ganz besonderes Jubiläum freuen: An diesem Samstag gegen den Hamburger SV (15.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) sitzt Ancelotti zum bereits 1.000. Mal auf der Trainerbank. Carlos Millennium. "Ich bin alt", sagt er und lacht. Und dann, etwas ernster, aber sehr charmant: "Ich bin noch vor jedem Spiel aufgeregt."
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Kaum zu glauben angesichts dieser beeindruckenden Karriere: 14 große Titel hat Ancelotti gewonnen, seit er 1995 in der italienischen Serie B angefangen hat. Gleich im ersten Jahr gelang der Aufstieg, und der setzte sich in Carlos Karriere fort. Ohne Pause. Über Parma und Juventus ging es zum AC Milan, Ancelottis großer Liebe. Dort wurde er zweimal Champions-League-Sieger (2003 und 2007), italienischer Meister und Pokalsieger. Das Double gelang ihm mit dem FC Chelsea (2010), er wurde zudem französischer Meister mit Paris St.-Germain (2013). Und Real Madrid führte Ancelotti 2014 zu "La Decima", dem zehnten Titel in der Champions League.
"Ich kann mich an jedes Spiel erinnern", sagt der Jubilar: "Ich bin sehr froh, nach 1.000 Spielen noch hier zu sitzen." 999, Mister, 999! Aber vielleicht hat Ancelotti die Begegnung gegen den HSV im Kopf auch schon gespielt. Anlass dazu gäbe es. Sieben Heimspiele in Folge haben die Bayern zuletzt gegen ihren Lieblingsgegner gewonnen, bei 37:3 Toren. Macht im Schnitt ein schlankes 5:0 pro Partie. Könnte es überhaupt ein besseres Millennium-Spiel für Ancelotti geben?
Der Trainer warnt – trotz der tollen Bilanz: "Hamburg hat gegen Leipzig gewonnen. Sie sind im Moment eine gefährliche Mannschaft." Stimmt: In den vergangenen neun Partien holte nur Bayern mehr Punkte (23) als die Hanseaten. "Die letzten Ergebnisse gegen Bayern waren desaströs. Ich denke, dass diese Zeiten vorbei sind", sagt HSV-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen.
"Ich bin bereit für die nächsten 1.000 Spiele!"
Auf nachlässige Bayern sollte der HSV nicht hoffen. Dafür sorgt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, der im "Bayern-Magazin" dezent darauf hinweist, dass Ancelottis Mannschaft "nicht nur gewinnen, sondern auch attraktiven Fußball zelebrieren will". Ein kleiner Wink an Coach und Team, spielerisch bitte überzeugender zu agieren als in den vergangenen Wochen – mit Ausnahme der 5:1-Demonstration gegen Arsenal. Das Vertrauen der Bayern-Bosse in ihren Trainer ist aber riesig. Gerade jetzt.
Rummenigge: "Wer Carlos Karriere verfolgt hat, weiß: Die Zeit, die jetzt ansteht, in der es wärmer wird, in der es anfängt zu grünen und zu blühen – das ist die Ancelotti-Jahreszeit." Die Zeit, in der die Titel vergeben werden. "Es sind nur noch 90 Tage bis zum Ende der Saison", sagt der Trainer: "In diesen 90 Tagen müssen wir unser Bestes zeigen. Jedes Spiel kann jetzt entscheidend sein."
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Ein Versprechen gibt Ancelotti auch noch. Mittelfinger-Gesten wie nach dem 1:1 bei Hertha BSC vergangene Woche sind ab sofort tabu. "Das darf nicht passieren. Es ist das letzte Mal gewesen, dass jeder meinen Finger sehen konnte", sagt der Coach. Nie mehr Stinkefinger – aber noch ganz lange Trainer sein. Ancelotti: "Ich bin bereit für die nächsten 1.000 Spiele!"