FC Bayern: Müllers Revier - Unter Flick unantastbar und im Zentrum gesetzt
Doha/München - Thomas Müller umdribbelt die Stangen, eine nach der anderen, er rast regelrecht durch den Parcours auf dem Trainingsplatz in Doha. Elegant sehen seine Bewegungen dabei nicht immer aus, aber er ist schnell. Und treffsicher. Aus etwa fünf Metern schießt Müller den Ball in ein kleines Tor, seine Mannschaft hat das Sprintduell gegen zwei andere Teams gewonnen. Müller reißt die Arme hoch, umarmt seine Kollegen und tritt dann eine Pylone meterweit durch die Luft. Manchmal muss die Freude einfach raus. Von den Fans auf der Tribüne gibt es lauten Applaus und "Müüüüllller"-Rufe.
Flick setzt wieder voll auf Müller
Man muss nicht spekulieren, welcher Bayern-Star bei den Fans in Doha und wohl auf der ganzen Welt die höchsten Sympathiewerte hat. Müller steht für den Klub wie kein anderer Spieler. Und unter Trainer Hansi Flick hat er nun auch wieder den dazu passenden Status als unverzichtbare Größe auf dem Platz erreicht. Mit positiven Folgen. Müllers Vertrauen in die eigene Stärke ist zurück, ebenso die Lust auf Fußball, auf Titel. Die Probleme unter Ex-Coach Niko Kovac in der Hinrunde hat er hinter sich gelassen.
"Es gab eine Periode, in der ich nicht zufrieden war", sagt Müller. "Wenn man mal von der Bank kommt, ist das kein Problem, aber ich habe sechsmal in Folge nicht gespielt. Das war keine einfache Zeit." Doch diese "Prüfung", wie Müller es nennt, habe er "gut bestanden. Ich gehe gestärkt und mit viel Selbstvertrauen aus dieser Situation heraus."

Und mit der Gewissheit, dass er es "immer noch draufhat". Ganz klar: Müller ist wieder der Alte, das offensive Mittelfeld wieder sein Revier. Coach Flick setzt voll auf Müller – und Bayerns Assist-König bestätigt die Entscheidung mit guten Leistungen. Elf Torvorlagen gelangen ihm allein in der Bundesliga-Hinserie. Neuer Rekord!
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Wer spielt in Berlin neben Müller?
Wenn Bayern am 19. Januar bei Hertha BSC in die Rückrunde startet, stellt sich nicht (mehr) die Frage, ob Müller von Beginn an spielen wird, sondern die, wer an seiner Seite aufläuft. Da Kingsley Coman sicher ausfällt und Serge Gnabry ebenfalls noch nicht fit ist, haben Philippe Coutinho und Ivan Perisic die besten Chancen. Doch auch die wiedergenesenen Leon Goretzka und Corentin Tolisso könnten im offensiven Mittelfeld spielen. "Optimal ist es nicht", sagt Müller zu den Ausfällen. "Wir haben momentan zu viele verletzte Spieler."
Womöglich muss er auch selbst auf der ungeliebten Außenbahn aushelfen. "Wenn es nicht anders geht, ist das eine Möglichkeit", sagt er auf Nachfrage der AZ. "Dass das nicht das Wunschszenario ist, ist klar. Aber wir sind nicht dazu da, um uns Sachen zu wünschen, sondern um den Status quo anzunehmen." Und der sieht im Januar 2020 so aus, dass Bayern vier Zähler Rückstand auf RB Leipzig aufholen muss. "Wir haben in der Vorrunde zu viele Punkte liegen gelassen. Daher sind wir gefordert", erklärt Müller. "Um Meister zu werden, müssen wir auch sehr viele Punkte in der Rückrunde holen."
Vorentscheidend könnte bereits am 9. Februar das Heimspiel gegen den Tabellenführer werden. "Wir haben gleich das direkte Duell gegen Leipzig. Da müssen wir gleich da sein." Müller ist in Jagdstimmung, er hat die Fährte aufgenommen. Die Konkurrenz sollte sich in Acht nehmen.