FC Bayern: "Jetzt geht's erst richtig los!"
Frankfurt - Nichts im Leben gibt’s geschenkt. Nicht mal für den Rekord-Rekordmeister. Das weiß jetzt auch Dante. Der Verteidiger des FC Bayern fragte nach dem 1:0-Meisterstück bei Eintracht Frankfurt einen Fan, ob er dessen Schalen-Nachbildung aus Stoff haben könne. „Er hat gesagt: Nur wenn Du mir dein Trikot gibst!“ Dante machte große Augen, gab dem Fan dann aber sein weißes Jersey und flitzte mit der Stoff-Schale über den Rasen davon.
So hatte der Brasilianer wenigstens etwas zum Anfassen. Die echte Meisterschale für den 23. Titel gibt’s schließlich erst am 11. Mai, beim letzten Heimspiel der Saison gegen den FC Augsburg. Die Schalke kehrt hoam – 1099 Tage nach der letzten Übergabe an einen Münchner, damals an Mark van Bommel. „Dann wird die Feier nachgeholt“, versprach Präsident Uli Hoeneß. „Sollten wir ins Champions-League-Finale kommen, haben wir quasi vierzehn Tage Pause. Egal, wie die Saison ausgeht – die große Feier und das große Spaßhaben wird kommen.“ Man sieht sich, auf dem Rathaus-Balkon.
Am Samstag gab’s für den frühesten Meister aller Zeiten nach nur 28 Runden lediglich eine kleine Spontanfeier ohne Weißbierduschen. Warum? „Jetzt geht die Saison doch erst richtig los“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer, der sich von allen Feierlichkeiten fernhielt. Eine Stunde nach Spielschluss in Frankfurt galt der Fokus schon wieder dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Juventus Turin am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky live). Für Sammer eine Frage der Gier: „Wir müssen uns fragen: Reicht das, oder wollen wir mehr? Ich hätte gerne mehr.“ DFB-Pokal und Champions-League-Trophäe, einsackbar ab 25. Mai. Jetzt auf die große Sause zu verzichten und nach vorne zu blicken, das mache schließlich „Champions aus“.
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Die Meisterschaft ist diesen Bayern eben nicht genug. „Es gibt keinen Spieler, der jetzt schon zufrieden ist“, sagte Dante. Torhüter Manuel Neuer ergänzte: „Wenn wir am Ende nur mit einem Titel dastehen, sind wir alle enttäuscht. Eigentlich verrückt, aber wir haben eben hohe Ansprüche.“ So gab’s nur ein, zwei kleine Bierchen in der Kabine und ein Gläschen Champagner im Flugzeug.
Liebstes Feier-Utensil auf der Heimreise: Dantes Meisterschale in 2D. „Die nehme ich als Trophäe mit nach Hause“, sagte der Brasilianer stolz, ließ sich später immer wieder damit fotografieren. Nach dem Heimflug nach München ging eine Gruppe Spieler noch am Promenadeplatz ins „H’ugo’s“ zum Pizzaessen, feierte in Franck Ribérys 30. Geburtstag rein – ganz brav mit Apfelschorle und Wasser. Um 1.45 Uhr waren alle wieder weg. Am Sonntagmorgen um 11 Uhr liefen die in Frankfurt eingesetzten Spieler schon wieder durch den Perlacher Forst.
„Ich finde es toll, wie die Mannschaft reagiert“, befand Uli Hoeneß noch am Meisterabend. „Man spürt, dass sie mehr will. Sie will aus einer Super-Saison eine Super-Super-Saison machen.“ Einen Seitenhieb an Dortmund, in der Liga ewig weit zurück, konnte sich der Präsident nicht verkneifen: Dortmunds Doppel-Meisterschaft 2011 und 2012 habe man akzeptieren und respektieren müssen, „aber unsere Antwort ist eindeutig: 20 Punkte Vorsprung! Damit müssen sie jetzt leben.“
Und damit, dass Bayern noch mehr Distanz schaffen will. „Wir wollen uns für die Pokalwettbewerbe ja gut einspielen“, meinte Neuer. Elf Siege in Serie haben sie schon, das Ziel sind 17 – und 93 Punkte in der Abschlusstabelle. „Obwohl wir es uns auch mal erlauben könnten, zu verlieren, ist die Mannschaft heiß. Schau mer mal, welche Rekorde noch purzeln“, sagte Philipp Lahm. Die aktuellen Bayern als beste Bayern aller Zeiten? Lahm: „Schwer zu sagen. Noch sind wir nicht am Ende.“ Es klang fast wie eine Drohung.
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