Jupp, Jupp, hurra!
FRANKFURT Es ist doch so: Der Älteste möchte man nicht sein, in kaum einer Lebenslage. In diesem Fall geht es um ein Kompliment, eine Auszeichnung: Jupp Heynckes ist seit Samstag der älteste Meister-Coach der Geschichte – im Mai wird er 68 Jahre alt.
Alles habe er schon erlebt im Fußball, betont der Mönchengladbacher gerne. Und dann so was: ein Titel-Zieleinlauf im Anorak, als wäre es die Herbstmeisterschaft. Schön. Und ganz schön frisch. „Ich bin schon einige Male Meister geworden. Aber es war noch nie so kalt wie heute. Bei solch kühlen Temperaturen bin ich noch nie Meister geworden – weder als Spieler noch als Trainer”, meinte Heynckes. Die merkwürdigen April-Temperaturen erwähnte der Trainer, als würde das Frösteln in Frankfurt diesen Titel ausmachen und nicht seine Arbeit über ein gesamtes Jahr.
„Natürlich ist das ein emotionaler Moment. Nach 23 Jahren bin ich als Trainer wieder Meister geworden”, sagte er, der als Spieler mit Mönchengladbach 1971 – auch in Frankfurt – erstmals die Schale gewann. Spontane Glücksgefühle? Lediglich beim Schlusspfiff. Zu weiteren Jubel-Einlagen musste Heynckes von seinen Spielern gezwungen werden. Wenigstens da wurde es ihm warm ums Herz – und womöglich etwas bange. Die Bayern-Profis nahmen den Trainer in ihre Mitte und warfen ihn in bester spanischer Tradition hoch. Jupp, Jupp, hurra! Es ging gut. Ob er Angst gehabt habe? Der 67-Jährige blieb unverletzt. Er scherzte: „Nö, die Spieler lassen mich nicht fallen.” Weil er fit ist. Heynckes: „Ich bin ja gut beieinander. Ich mache regelmäßig Sport, deswegen war die Körperspannung da.” So manche Übungen beim Dehnen macht der Coach im Kreise seiner Spieler schließlich immer noch mit.
Es sei schon „bekloppt”, immer noch dabei zu sein, sagte Heynckes zum Start dieser Saison. Statt sich im Obstgarten des heimischen Bauernhofs im Schwalmtal bei Mönchengladbach um seinen Schäferhund Cando, seine Katzen, sowie den Garten samt Erdbeeren, Pflaumen oder Kiwis zu kümmern, nahm er nach dem Vize-Triple einen erneuten Anlauf. Ziel eins ist erreicht. Die Würdigungen blieben nicht aus. „Jupp Heynckes trägt den Hauptanteil an diesem Erfolg”, sagte Sportvorstand Matthias Sammer, „er hat klare Richtlinien vorgegeben und immer die richtige Ansprache gefunden.” Dennoch scheint sein Werk trotz der siebten Meisterschaft (vier als Spieler, drei als Bayern-Coach) unvollendet. Die Champions League ist das Maß der Dinge. Die gute Nachricht: Selbst für London sind Temperaturen um fünf Grad Celsius am 25. Mai nicht zu erwarten.