FC Bayern in Madrid: Mit Carlo gegen den Fluch

In drei Jahren scheiterte Guardiola mit dem FC Bayern dreimal an spanischen Teams in der Champions League. Das soll Ancelotti gegen Atlético nun ändern.
von  Patrick Strasser
Carlo Ancelotti soll den Bayern-Fluch gegen spanische Teams beenden.
Carlo Ancelotti soll den Bayern-Fluch gegen spanische Teams beenden. © imago

Madrid - Im Frühjahr, im April oder Mai, nach Spanien. Dorthin, wo der Sommer schon viel näher ist, wo es die Menschen auf die Straßen treibt. wo es bereits nach Eis und Sonnencreme riecht. Eine lieb gewonnene Tradition für die Bayern.

Champions-League-Halbfinals bedeuteten Festtage im Frühling. 2012 ging es zu Real Madrid, 2013 zum FC Barcelona, 2014 wieder zu Real, 2015 erneut zu Barça und 2016 zu Atlético Madrid. Die letzten drei Jahre mit üblem Ausgang für die Bayern. Während Jupp Heynckes 2012 und 2013 das Finale erreichte, scheiterte sein Nachfolger Pep Guardiola drei Mal.

Lesen Sie hier: Bayern-Stars erhalten besondere FIFA17-Version

Auf der Amtszeit des Katalanen wird für immer ein spanischer Schatten liegen, weil seine Mannschaft jeweils eine merkwürdige Frühjahrsträgheit befallen hatte.

Nun führt das Los die Bayern bereits in der Gruppenphase auf die iberische Halbinsel, zum erneuten Duell mit Atlético nach Madrid, eine Begegnung am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF/Sky und AZ-Liveticker) mit Final-Qualität bereits in der Vorrunde – weil die Spanier nur in Lostopf zwei waren.

"Chance ist da"

Ein Spätsommer-Kick als ganz neues Erlebnis. Und überhaupt: Neuer Trainer, neues Glück. „Wir haben in den letzten drei Jahren immer gegen Mannschaften aus der Primera División verloren. Bei Atlético Madrid wollen wir mit Carlo Ancelotti zeigen, dass wir zumindest einen, vielleicht aber auch drei Punkte holen können“, sagte Karl-Heinz Rummenigge am Wochenende, „die Chance ist da, und die gilt es zu nutzen.“

Lesen Sie hier: Auch Rummenigge nimmt Ribéry in Schutz

Vor dem Abflug am Dienstagvormittag klang Bayerns Vorstandsvorsitzender etwas defensiver: „Wir haben einen guten Lauf, acht Spiele hintereinander gewonnen und werden versuchen, zumindest nicht zu verlieren.“ Wäre ja schon ein Fortschritt gegenüber den letzten Jahren. „Atlético ist sicher der schwerste Gegner bei uns in der Gruppe. Eine Topmannschaft in Europa, sie gehört zu den stärksten Mannschaften in der Champions League“, betonte Rummenigge. Nach dem 5:0 zum Auftakt gegen Rostow sollte mindestens ein Remis her im Kampf um den Gruppensieg.

Bayerns neue Trumpfkarte heißt Ancelotti, der 21 Spieler (nur Holger Badstuber und Douglas Costa fehlen verletzt) mitgenommen hat. „Carlo kennt Atlético von uns allen am besten und ich wünsche es ihm“, sagte Rummenigge, „unser Ziel ist es, sich fürs Achtelfinale zu qualifizieren, idealerweise als Gruppenerster.“ Atlético hat in sechs Liga-Partien bisher nur zwei Gegentreffer kassiert und rangiert in der Tabelle aktuell auf Rang drei – hinter wem wohl? Hinter dem FC Barcelona und Stadtkonkurrent Real Madrid.

Fußball schuldet Atlético den Titel

Bei Atlético spricht man davon, dass der Fußball, nicht der Fußball-Gott, an den die Anhänger des Arbeitervereins aus dem Süden der Hauptstadt schon lange nicht mehr glauben, dass der Fußball generell also ihnen den Champions-League-Pokal „schulde“.1974, 2014 und 2016 stand man im Finale – und verlor jeweils auf tragische Art und Weise. Gegen Bayern und zwei Mal gegen Real Madrid, 2014 mit deren Trainer Ancelotti. Zwischen diesen beiden Antipoden bewegt sich Atlético und deren stetiger Kampf um Europas Krone – mit Sisyphos-artigem Beigeschmack.

Lesen Sie hier: Honeß warnt Ribéry nach Kneifer

Ancelottis Historie gegen Atlético ist ziemlich durchwachsen, richtig miserabel: Ein Sieg in den letzten acht Begegnungen. Gegen deren Coach Diego Simeone ist die Bilanz knapp negativ: Vier Siege, vier Unentschieden, fünf Niederlagen. Als Ancelotti im Frühjahr 2015 mit 0:4 gegen „Los Colchoneros“, die „Matratzenmacher“ verlor, war diese Demütigung in der Folge die Ursache für seine spätere Entlassung.

Was außer Ancelotti noch für das Ende des Spanien-Fluches spricht? Thomas Müller zählt auf, was dafür spricht: „Dass wir in guter Verfassung sind, noch kein Pflichtspiel verloren haben dieses Jahr und eben, dass wir schon so oft verloren haben. Denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir irgendwann auch gewinnen.“ Des Müllers Logik. Vielleicht bewahrheitet sie sich im Estadio Vicente Calderón. Vamos, Carlo!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.