FC Bayern in der Vertrags-Falle: Bosse vor schweren Entscheidungen

Nach Benjamin Pavard hat sich nun auch Lucas Hernández gegen eine Vertragsverlängerung entschieden und dem FC Bayern seinen Wechselwunsch mitgeteilt. Den Bossen sind die Hände gebunden – und das nicht zum ersten Mal. Der Rekordmeister steht mit dem Problem aber nicht alleine da.
Bernhard Lackner |
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Ehrenpräsident des FC Bayern: Uli Hoeneß.
Ehrenpräsident des FC Bayern: Uli Hoeneß. © IMAGO / CEPix

München - Der FC Bayern steckt mitten im größten Umbruch der jüngeren Vereinsgeschichte. Nach der enttäuschenden Vorsaison war bereits klar, dass sich das Gesicht des Kaders deutlich verändern würde. Dass die Umgestaltung aber derart groß ausfallen würde, war von den Verantwortlichen nicht geplant.

Mit Spielern wie João Cancelo (Kaufoption wird nach Leihende nicht gezogen) und Daley Blind (Vertrag läuft aus) wird in der kommenden Saison nicht geplant, sie werden den Verein verlassen. Auch den dauerverletzten Reservist Bouna Sarr würde man gerne ziehen lassen. Alles Abgänge, die zu verschmerzen sind und die man einplanen konnte.

Hernández und Pavard wollen beim FC Bayern nicht verlängern: Verkauf im Sommer?

Deutlich schwerer wiegen da die Entwicklungen bei Benjamin Pavard und Lucas Hernández. Beide sind noch bis 2024 gebunden, die Verantwortlichen würden gerne mit ihnen verlängern. Die Weltmeister von 2018 haben sich jedoch gegen eine Verlängerung entschieden und wollen den Verein am liebsten in diesem Sommer verlassen.

Ein großes Problem für die Bosse des Rekordmeisters, denen in dieser Konstellation die Hände gebunden sind. Sie stehen nun vor der Frage: Entweder sie verkaufen die Spieler jetzt für einen halbwegs marktüblichen Preis – oder sie pochen auf Einhaltung der Verträge, müssten die Spieler dann aber im nächsten Jahr ablösefrei ziehen lassen und hätten keine Einnahmen, die in deren Nachfolger reinvestiert werden könnten.

Für Hernández und Pavard bezahlte der FC Bayern einst über 100 Millionen Euro

Letzteres Szenario wollen die Bayern freilich unbedingt vermeiden, schließlich wurden beide Spieler 2019 für viel Geld verpflichtet. Hernández kam für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid und ist bis heute Rekordtransfer, für Pavard wurden immerhin 35 Millionen Euro an den VfB Stuttgart überwiesen. Unter dem Strich stünde dann also ein Minus im dreistelligen Millionen-Bereich!

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Es ist nicht das erste Mal, dass die Bayern mit einer derartigen Konstellation konfrontiert sind. In den vergangenen Jahren gerieten die Verantwortlichen gleich mehrfach in die Vertrags-Falle und mussten schmerzliche, folgenschwere Entscheidungen treffen.

Auch Lewandowski und Alaba wollten beim FC Bayern nicht verlängern

Erst im vergangenen Sommer drohte Robert Lewandowski, der zwei Mal in Folge Weltfußballer geworden war, in sein letztes Vertragsjahr zu gehen. Obwohl sich die damaligen Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic lange gegen einen Verkauf ihres Torgaranten weigerten, drückte der Pole seinen Wechselwunsch durch und ging zum FC Barcelona. Der Rekordmeister erhielt 45 Millionen Euro, steht seitdem aber ohne verlässlichen Torjäger da.

Fast noch schmerzlicher war der Abgang von David Alaba ein Jahr zuvor. Sein Vertrag lief aus, für ihn kassierten die Münchner keinen einzigen Cent. Selbiges galt in jenem Sommer für Jérôme Boateng und Javi Martínez, die nach Ende ihres Kontrakts ebenfalls ablösefrei gingen.

Auch bei Kimmich, Sané und Co. droht dem FC Bayern die Vertrags-Falle

Doch auch in Zukunft drohen die Bayern in die Transfer-Falle zu tappen. Im Sommer 2025 laufen unter anderem die Verträge von Joshua Kimmich, Leroy Sané und Alphonso Davies aus. Werden diese nicht frühzeitig verlängert, drohen auch sie nächstes Jahr in ihr letztes Vertragsjahr zu gehen.

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Der Berater von Davies hat bereits öffentlich erklärt, dass die Verhandlungen über einen neuen Kontrakt nach dem Bosse-Beben vorerst auf Eis liegen, 2024 will man sich erneut mit den Verantwortlichen an einen Tisch setzen. Eine Situation, die die Verantwortlichen unbedingt im Blick behalten müssen.

Bosman-Urteil: Ab dem letzten Vertragsjahr sitzt der Spieler am längeren Hebel

Der Führungsetage des Rekordmeisters diesbezüglich Management-Versagen vorzuwerfen, greift allerdings zu kurz. Grund ist das Bosman-Urteil von 1995, das es Spielern erlaubt, nach Ablauf ihres Vertrages den Verein ablösefrei zu wechseln. Vor allem seit der Corona-Krise machen viele Profis von diesem Recht Gebrauch. Den Klubs sind dabei die Hände gebunden, egal über wie viel Kapital sie verfügen. Am längeren Hebel sitzt immer der Spieler.

Mbappé unterschrieb Mega-Vertrag – und will nur ein Jahr später wechseln

Gravierendstes Beispiel ist Mega-Star Kylian Mbappé. Der Weltmeister von 2018 setzte im vergangenen Sommer nach monatelangem Wechsel-Poker seine Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag mit Option auf eine weitere Spielzeit, der ihm neben einem fürstlichen Jahresgehalt von 80 Millionen Euro auch noch eine absurd hohe Unterschriftsprämie von 300 Millionen Euro (!) zusicherte.

Letztes Jahr wurde die Mega-Vertragsverlängerung von Kylian Mbappé zelebriert. Der neue Kontrakt würde bis 2025 laufen, wenn der Weltstar die Option auf ein weiteres Jahr gezogen hätte. Zuletzt hat er sich dagegen entschieden.
Letztes Jahr wurde die Mega-Vertragsverlängerung von Kylian Mbappé zelebriert. Der neue Kontrakt würde bis 2025 laufen, wenn der Weltstar die Option auf ein weiteres Jahr gezogen hätte. Zuletzt hat er sich dagegen entschieden. © IMAGO / Just Pictures

Nun, ein Jahr später, informierte er seinen Verein Paris Saint-Germain, dass er die Option auf eine Verlängerung nicht ziehen wird und sein Vertrag damit nächstes Jahr ausläuft.

Wie die Bayern bei Hernández und Pavard stehen die PSG-Bosse nun vor der Entscheidung: Entweder jetzt verkaufen, oder aufs Geld verzichten und den Spieler ein weiteres Jahr behalten. Ein Szenario, bei dem die Klubs nur verlieren können.

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  • Der AndiChrist am 16.06.2023 07:11 Uhr / Bewertung:

    So so, die Vorsaison war also enttäuschend? Ich mag mich ja irren, aber ist der FCB nicht gerade deutscher Meister geworden (sogar gleich doppelt)? Wer das enttäuschend findet muss sich die Frage nach der Arroganz schon gefallen lassen.

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