FC Bayern: Hat sich Thomas Tuchel vercoacht? Diese Entscheidungen gegen RB Leipzig sind fragwürdig
München - Kurz vor dem Ligastart ist beim FC Bayern mächtig Sand im Getriebe. Am vergangenen Wochenende verlor der deutschen Rekordmeister im Supercup sang- und klanglos mit 0:3 gegen RB Leipzig.
Anschließend holte Chefcoach Thomas Tuchel zur Verbal-Watschn gegen seine Stars aus. "Die Diskrepanz zwischen der Verfassung, der Form und der Stimmung, mit der wir anreisen, und dem, was wir auf den Platz bekommen, ist eklatant und riesengroß. Das ist für mich im Moment unerklärlich", erklärte der Bayern-Trainer sichtlich ratlos und verärgert.
Trotz drohendem Platzverweis: Tuchel lässt Upamecano gegen RB Leipzig durchspielen
Doch auch wenn Tuchel die Schuld für die Pleite gegen die Sachsen bei seiner Mannschaft sucht, hat er selbst möglicherweise auch einen Anteil daran, dass sie Münchner drei Gegentreffer hinnehmen mussten. Denn die ein oder andere Personalentscheidung hinterließ mehr Frage- als Ausrufezeichen auf dem Platz.
Allen voran Dayot Upamecano: Der Franzose, der nach seinen wiederholten Patzern in der Innenverteidiger-Hackordnung eigentlich nach hinten gerutscht ist, durfte für Neuzugang Kim Min-jae starten.
Doch anstatt Stabilität ins Bayern-Spiel zu bringen, agierte Upamecano oft zu ungestüm und kassierte deshalb in der 34. Minute nach einem Foul an Timo Werner den gelben Karton. Noch vor der Pause riskierte er mit mehreren Fouls die Ampelkarte. Dementsprechend wäre eine Auswechslung folgerichtig gewesen.

Stattdessen wechselte Tuchel aber Matthijs de Ligt, der erstmals seit Vorbereitungsstart von Beginn an ran durfte, aus und brachte dafür Kim Min-jae. Der Südkoreaner machte zwar einen soliden Job und war sogar der beste Innenverteidiger an diesem denkwürdigen Abend, dennoch konnte sich Upamecano auch in Hälfte zwei nicht zurückhalten und war mehrmals kurz davor, vom Platz zu fliegen.
FC Bayern: Pavard erstmals wieder auf Rechtsverteidigerposition
Sein Landsmann und Abwehrkollege, Benjamin Pavard, der während der gesamten Vorbereitung nahezu immer im Zentrum auf seiner Lieblingsposition ran durfte, musste hingegen wieder als Rechtsverteidiger ran. Eine fragwürdige Entscheidung – zumal der Franzose den Verein ohnehin verlassen will.
Gegen Leipzig agierte der 27-Jährige ohne Offensivdrang. Auch im Spiel gegen den Ball hatte Pavard große Probleme gegen Leipzigs Dreifachtorschützen Dani Olmo. Es wirkte fast schon so, als wäre er im Kopf schon bei Manchester United, die sich derzeit um seine Dienste bemühen.

Flügelflitzer statt Sechser: Nach Laimer-Wechsel mangelt es an Stabilität in der Defensive
Auch die Auswechslung von Konrad Laimer zur Halbzeit warf Fragezeichen auf. So predigte Tuchel in den vergangenen Wochen immer wieder, dass er sich eine "Holding Six" wünsche, um das Bayern-Spiel zu stabilisieren.
Doch er brachte für den eher defensiv-denkenden Österreicher, der kein gutes Spiel machte, Flügelflitzer Kingsley Coman. Zwar erhoffte sich der Trainer des FC Bayern damit mehr Durchschlagskraft vor dem Tor, was über gut zehn Minuten auch zu sehen war, dennoch mangelte es fortan an Stabilität in der Defensive.
FC Bayern ungeordnet gegen RB Leipzig: Jamal Musiala fühlt sich auf der Doppelsechs unwohl
Musiala, der auf die Doppelsechs rückte, fühlte sich auf der Position neben Joshua Kimmich sichtlich unwohl. Zudem macht es den Anschein, als sei auch die Abstimmung untereinander nicht gerade erfolgreich. Grund: Die beiden deutschen Nationalspieler schalteten sich immer wieder ins Offensivspiel mit ein und vernachlässigten dabei ihre Funktion als Balleroberer, was viele Lücken für RB offenbarte.
Eine Sache hat die Supercup-Pleite jedenfalls deutlich gemacht: Es gibt noch viele inhaltliche Baustellen in der Bayern-Mannschaft, die es für Tuchel bis zum Ligastart gegen Werder Bremen an diesem Freitag zu beseitigen gilt. Ob die Münchner dann mit einer anderen Elf und vor allem weniger Sand im Getriebe in die neue Spielzeit starten, wird sich erst noch zeigen.