FC-Bayern-Harakiri gegen Hansi: Nicht einmal Kimmich kann´s leugnen
München - Was für eine Serie, was für ein Ausdruck von Dominanz: Die letzten sechs Duelle mit dem ruhmreichen FC Barcelona hatte der FC Bayern allesamt gewonnen, 22:4 Tore erzielt. 3:0, 2:0, 3:0, 3:0, das sagenhafte 8:2 aus dem Jahr des Triple-Triumphes 2020 und zuvor nochmal 3:2. Unwirklich.
Kimmich nach Barca-Pleite: "Wir haben ein bissl die Geduld verloren"
An diesem Champions-League-Abend wurden die Bayern unter Trainer Vincent Kompany auf dem Hausberg Montjuïc (173 Meter) der katalanischen Metropole auf den Boden der bajuwarischen Tatsachen zurückgeholt. Das verheerende 1:4 im altehrwürdigen Estadi Olímpic, dem Ausweichort aufgrund des Umbaus der großen und veralteten Schüssel Camp Nou, war eine bittere Lehrstunde für die Münchner und den so risikofreudigen Trainer Vincent Kompany, der weiter auf seine hohe Verteidigungslinie schwört. Eine bittere Vorführung!
Oder wie Bayern-Leader Joshua Kimmich hinterher sagte: "Ein ganz deutliches Ergebnis. Wir waren mit dem Ball nicht sauber genug, haben zu viele Fehler angeboten, ein bissl die Geduld verloren. Das war teilweise schon Harakiri, was wir gemacht haben." Auf dem (vorläufigen) Gipfel fühlte sich dagegen Bayerns Ex-Trainer Hansi Flick beim Wiedersehen mit so vielen seiner ehemaligen Schützlinge.
Eberl sprach vor der Partie von einem "Gradmesser" für den FC Bayern
In der Sextuple-Saison 2019/20 hatte der Erfolgstrainer abgeräumt wie kein Bayern-Trainer vor ihm. Bei den Treffern von Barça, dem Dreierpack von Raphinha (1./45./56.) und dem zwischenzeitlichen 2:1 (36.) von - es musste so kommen - Robert Lewandowski, jubelte Flick intensiv, zeigte die Faust. Er hatte es dem Klub, bei dem er schon als Spieler aktiv war (1985-1990) und für den er immer noch große Sympathien hegt, so richtig gezeigt. Was wäre gewesen, wenn es im Januar zum bereits avisierten Einjahresvertrag und damit zur Rückkehr auf die Trainerbank der Bayern tatsächlich gekommen wäre?
So aber zauberte Sportvorstand Max Eberl im Mai Kompany aus dem Hut. Und der Belgier zeigt sich systemtreu, lässt weiter Harakiri spielen - auch gegen Hansi. Bayerns Sportvorstand Max Eberl sprach vor der Partie bei DAZN von einem "schönen Gradmesser", freute sich auf "ein sehr, sehr attraktives Spiel". Seine Vorahnung: "Die Defensive wird das Spiel gewinnen." Oder eben verlieren.

Kim und Upamecano sehen bei Gegentreffern schlecht aus
Beim 0:1 nach nicht einmal einer Minute musste Joshua Kimmich alleine ins Laufduell gegen Raphinha, das er verlor. In der Entstehung des 1:2 sahen beide Innenverteidiger, Min-jae Kim und Dayot Upamecano, schlecht aus, wurden über- bzw. ausgespielt. Beim 1:3 sind Raphael Guerreiro und Upamecano (wird beim Schuss getunnelt) zu zaghaft. Beim 1:4 attackierten Kim und Upamecano erneut nicht entschlossen, nicht griffig genug.
In der Offensive machten es die Bayern im Stadion der Olympischen Sommerspiele von 1992 zunächst gar nicht so schlecht - wie etwa beim 1:1-Ausgleich durch Harry Kane nach feiner Vorarbeit von Olise und Flankengeber Gnabry (18.). Acht Minuten zuvor war ein Kopfballtreffer von Kane vom VAR wegen Abseitsstellung zurückgenommen worden.
FC Bayern: Palhinha bleibt gegen Barcelona blass
Nachdem das 1:4 wieder per Konter gefallen war, tauschte Kompany in der 60. Minute gleich vier Mal aus - so energisch hat der 38-Jährige seit seinem Amtsbeginn noch nie gewechselt. Raus musste Routinier Thomas Müller, der erneut begonnen hatte, da Jamal Musiala, nach Hüftverletzung genesen, zunächst auf der Bank saß.
"Er hat jetzt zwei Mal trainiert, zuletzt hart gearbeitet, aber von Anfang an zu spielen, ist nicht möglich", meinte Kompany vor Spielbeginn. Ebenfalls runter: Der blasse Ü-50-Millionen-Euro-Zugang, der Sechser Aleksandar Pavlovic (Schlüsselbeinbruch) ersetzte. Auch beide Flügelspieler, Gnabry und Olise, mussten raus. Musiala, Sané, Coman und Goretzka kamen rein.

FC Bayern rangiert nach drei Spieltagen auf dem 23 Platz
Durch die 1:4-Klatsche bei Barça, der halben Miete des 8:2 vor vier Jahren, steigt der Druck in der Königsklasse nun enorm für die Bayern. Nach der 9:2-Gala gegen Zagreb und dem 0:1 bei Aston Villa steht man bei nur drei Punkten aus drei Spielen. Platz acht und damit die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale? Weit weg! Am 6. November muss gegen Benfica Lissabon ein Heimsieg her. Sonst wird's sogar mit Rang 23 eng, der zur Playoff-Runde (Sechzehntel-Finale) reicht.