FC Bayern gegen FC Porto: Sammer gibt den Optimisten

München - Mit verschränkten Armen saß Matthias Sammer da. Die Augen weit aufgerissen, auf der Stirn zeichneten sich tiefe Falten ab. Ein bekannter Anblick. Was der Sportvorstand des FC Bayern auf seiner Pressekonferenz folgen ließ, war eigentlich klar. Auch bekannte Worte? Mahnende Worte? Doch seine Ausführungen vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Porto (20.45 Uhr/Sky und ZDF) passten so gar nicht in das Bild des besorgten Mahners, das Sammer so gern präsentiert. Stattdessen wirkte er ein wenig wie der Therapeut seiner – aufgrund zahlreicher Verletzungen – so geschwächten Bayern-Gruppe.
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„Wir sind verhalten optimistisch“, sagte der plötzliche Positivdenker der Münchner. Und was ist mit der angespannten Personallage? Sowohl bei Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger als auch bei Franck Ribéry (beide leiden an Sprunggelenksproblemen) hat sich die Hoffnung auf ein Mitwirken in Porto zerschlagen. „Nein, sie sind nicht dabei. Das ist schade“, sagte Sammer. Wenigstens Abwehrchef Jerome Boateng, der gegen Frankfurt gefehlt hatte, und Claudio Pizarro stehen nach muskulären Problemen wieder zur Verfügung. Arjen Robben, David Alaba, Medhi Benatia und Javi Martínez fallen dagegen noch länger aus.
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„Im ersten Moment betrachtet man das mit Sorge, aber meine Sorgen sind schon lange Optimismus gewichen“, sagte Sammer und gibt sich betont zuversichtlich vor dem Porto-Spiel. Der 47-Jährige sieht darin sogar „eine Chance, dass eine kleine, aber feine Gruppe viel Kraft und Dynamik entwickelt. Es ist erkennbar, dass die Mannschaft hungrig ist“. Auch die Fragen, wenn einer der Stars mal nicht spielt, würden jetzt zwangsläufig wegfallen. „Es ist eigentlich alles klar. In einem größeren Kader ist das nicht immer so“, sagte Sammer: „Eine klare Rollenverteilung ist manchmal kein Nachteil.“ Zu dieser Erkenntnis ist er vor allem unter den Eindrücken der vergangenen Wochen gekommen, in denen sich die Mannschaft – zumindest was die Ergebnisse angeht – die zahlreichen prominenten Ausfälle nicht anmerken ließ.
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Das Spitzenspiel in der Bundesliga bei Borussia Dortmund entschieden die Bayern ebenso für sich wie den Elfmeterkrimi im Pokal bei Bayern Leverkusen. „Die, die da sind, haben unser ganzes Vertrauen – auch weil sie die Resultate eingefahren haben, die wir nicht unbedingt erwartet haben“, sagte Sammer. Besonders imponierte ihm der Siegeswille, den sein Team bis ins Elferschießen gezeigt hatte: „Sowohl gegen Chelsea (im europäischen Supercup 2013, d. Red.) als auch gegen Leverkusen haben alle fünf Schützen getroffen. Das ist eine Steigerung.“ Im Drama dahoam, das Bayern 2012 im Champions-League-Finale gegen Chelsea erlebte, hatten sich vor dem entscheidenden Elferschießen damals nicht mal fünf Freiwillige gefunden – Torhüter Manuel Neuer musste antreten.
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Die Mentalität der Bayern-Elf hat sich nun gewandelt. Das Gruppengefühl soll weiter gestärkt werden: Mia san mia. Dafür reiste der FC Bayern entgegen sonstiger Gepflogenheiten bereits zwei Tage vor dem Spiel nach Portugal. Laut Sammer ist das „eine Überlegung von Pep gewesen, dass wir weiter zusammenwachsen, dass wir angesichts unserer Personalsituation regenerieren und uns gut vorbereiten“. Porto-Optimismus der Marke Pep – und Sammer.