Bayerns Lazarett: Stolz. Liebe. Hoffnung.
München - Die Bayern gehen getrennt auf Reisen. Am Montag die Mannschaft, am Dienstag der Vorstand. Um 16 Uhr geht’s mit einer Lufthansa-Sondermaschine nach Porto, die Offiziellen reisen am Dienstag um 11.30 Uhr. Und warum der Aufwand?
Weil Trainer Pep Guardiola die Spannung innerhalb seiner Mannschaft aufrecht erhalten will, die Sinne schärfen für die Aufgabe im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Porto am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky live). Also wählte er eine ungewöhnliche Maßnahme und plädierte für die vorgezogene Anreise.
Wen er dabei allerdings alles an Bord haben wird, war bis Sonntag teils noch offen. Viele Bordkarten wird man fürs Team nicht reservieren müssen – höchstens 18. Mit nur 15 Profis („So wenige waren es in meiner Trainerkarriere noch nie“) hatte Guardiola das 3:0 gegen Eintracht Frankfurt bestreiten müssen. Zumindest die Rückkehr des geschonten Jérôme Boateng („Ich war nicht verletzt, nur angeschlagen. Daumen hoch für Porto!“) ist sicher, Franck Ribéry könnte ebenfalls wieder zur Verfügung stehen – allerdings nur als Joker für ein paar Minuten. Laut „Sport1“ wird Bastian Schweinsteiger, der zuletzt wegen Sprunggelenkproblemen pausieren musste, nun wegen eines Infekts zu Hause bleiben. „Ich hoffe, dass das jetzt beendet ist“, sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Es ist eine Hoffnung. Wie so vieles in diesen Tagen beim FC Bayern. Höhere Mächte werden aufgrund der unheimlichen Verletzungsmisere (Martínez, Alaba, Robben, Ribéry, Schweinsteiger, Benatia, Pizarro, Starke, Kurt) beschworen. „Ich denke mir bei jedem Spiel: Bitte, bitte, hoffentlich verletzt sich keiner mehr“, sagte Trainer Pep Guardiola, der nach Abpfiff besorgt auf den Platz gelaufen war, um sich bei Juan Bernat nach dessen Wohl und Wehe zu erkundigen. Der Spanier, einzig verbliebener Profi für die linke Seite, hatte einen Schlag abbekommen. Alles halb so wild. Endlich mal gute Nachrichten. Medizinisch betrachtet.
Thiago: Blaues Auge zum Geburtstag
Die Psyche stimmt. Das zeigte das 3:0 gegen die Frankfurter, auch wenn die sich erschreckend mutlos und uninspiriert präsentierten. „Manchmal sind die Beine müde, manchmal sind sie gut. Wichtig ist, dass der Kopf regiert. Der Kopf muss alles kontrollieren“, erklärte Trainer Guardiola, der aktuell eine Fortbildung als Physiotherapeut zu machen scheint, tatsächlich aber als Psychologe gefragt ist.
Das Sonntagstraining strich Guardiola dennoch kurzerhand. Erholung stand im Vordergrund. „In der Kabine haben wir gesagt, dass wir diese Situation überstehen müssen“, berichtete der Coach, der trotz all der Sorgen Manuel Neuer schonen konnte und dem spanischen Ersatztorhüter Pepe Reina zu einer Siesta vor 75.000 Zuschauern verhalf. Guardiola weiter, jetzt pathetisch: „Diese Spieler empfinden Liebe für dieses Spiel, für diesen Klub. Das ist das Wichtigste.“ Und als Botschaft über die Medien an seine Mannschaft sprudelte es aus ihm heraus: „Vielen Dank, vielen, vielen, vielen Dank an diese Spieler. Ich bin sehr, sehr stolz.“
Matchwinner Lewy: Besser als der Bomber!
Es sind die drei maßgeblichen Gefühle dieser Tage beim FC Bayern: Stolz. Liebe. Hoffnung. „Wir haben eine sehr gute Mentalität“, rühmte Kapitän Philipp Lahm, „wie lange die Mannschaft das Pensum durchhält, wird man sehen.“ Mit Blick auf die anstehende Aufgabe in Porto gab Lahm eine klare Marschroute aus: „Wenn man ins Finale will, muss man den Gegner ausschalten.“ So ist es.
In der Meisterschaft winkt der baldige Zieleinlauf. Aus den letzten sechs Spielen reichen den Bayern bei aktuell zehn Punkten auf Verfolger VfL Wolfsburg Vorsprung drei Siege, um den Titel sicher zu haben. Holt man in den nächsten beiden Partien in Hoffenheim (18.4.) und gegen Hertha (25.4.) drei Punkte mehr als Wolfsburg, kann man die 25. Meisterschaft feiern.