FC Bayern: Frust-Abgang und Mega-Flaute – was ist bloß mit Leroy Sané los?
München - Es lief gerade die 63. Minute im Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund, da hatte Leroy Sané seine auffälligste Szene. Es war eine, auf die er am liebsten verzichtet hätte.
Als der Schiedsrichter-Assistent die Anzeigetafel mit der rotfarbenen Rückennummer zehn nach oben reckte, trottete der Angreifer mit sichtlich ironischem Lächeln kopfschüttelnd vom Platz, klatschte beiläufig mit seinen Teamkollegen ab, trat eine Wasserflasche durch die Coaching-Zone und verabschiedete sich mit hängendem Kopf in die Katakomben der Allianz Arena. Dass sein Arbeitstag frühzeitig beendet war, passte dem so hoch veranlagten, aber viel zu häufig Rätsel aufgebenden Angreifer offenkundig überhaupt nicht in den Kram.
Thomas Tuchel beschwichtigt nach Sanés Frust-Abgang: "Das ist kein Problem"
Immerhin: Trainer Thomas Tuchel nahm Sané die Reaktion auf dessen Auswechslung nicht übel. "Das ist okay. In meinem Rücken kann er gegen die Flasche treten. Das ist kein Problem", beschwichtigte der scheidende Bayern-Coach nach der bitteren 0:2-Niederlage, die den letzten Sargnagel für die elfjährige Meisterserie der Münchner bedeutete.
Für Sané bedeutete der völlig enttäuschende Auftritt gegen Dortmund den vorläufigen Tiefpunkt einer Formkrise, die sich bereits vor Monaten langsam einschlich und zuletzt immer mehr zuspitzte.
FC Bayern: Leroy Sané wartet seit Oktober auf ein Tor
Dabei begann die Saison für den 28-Jährigen so vielversprechend wie keine zuvor im Bayern-Trikot. Zum Start in die Spielzeit präsentierte sich der gebürtige Essener unheimlich spielfreudig, beinahe unaufhaltsam im Eins-gegen-Eins und auch das Zusammenspiel mit Harry Kane funktionierte hervorragend. Nach den ersten zehn Pflichtspielen kam er bereits auf neun Tore und zwei Vorlagen. Dann geriet er in eine Talsohle, aus der er bis heute nicht mehr herauskam.
Aktuell ließt sich die Bilanz des Angreifers erschreckend. Seinen letzten Treffer erzielte er Ende Oktober vergangenen Jahres beim 8:0-Sieg über Darmstadt 98. Mittlerweile ist er wettbewerbsübergreifend seit 23 Partien ohne eigenen Treffer.
Auch die Vorlagen, die die immer schwächer werdenden Leistungen des Nationalspielers zunächst noch kaschierten, fehlen ihm mittlerweile. Sein letzter Assist datiert vom 3. Februar, an dem sich die Bayern mit 3:1 gegen Angstgegner Borussia Mönchengladbach durchsetzten. Sané gibt mal wieder Rätsel auf – wie so häufig seit seiner Verpflichtung im Sommer 2020.
Trainer Thomas Tuchel zeigt Verständnis für Sané: "Er kennt diese Statistiken auch"
Wie der 28-Jährige wieder in Form kommen soll? "Mit Training, Training, Training und Unterstützung. Anders geht es nicht", antwortete Tuchel nach der Dortmund-Pleite und zeigte Verständnis: "Natürlich ist er frustriert. Er kennt diese Statistiken auch. Er weiß, was er von sich erwartet und was wir von ihm erwarten." Und das ist eben deutlich mehr, als Sané in den vergangenen Monaten gezeigt hat, stand zwischen den Zeilen.
Wie geht es für Sané beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft weiter?
Aktuell scheint der Angreifer mal wieder am Scheideweg zu stehen. Mit 28 Jahren kommt er nun ins beste Fußballer-Alter – dem von ihm erwarteten Status als Unterschiedsspieler in Verein und Nationalmannschaft wird er aber viel zu selten gerecht. Zu allem Überfluss verpasste er auch noch die jüngste Renaissance der DFB-Elf aufgrund seiner Rotsperre. Bundestrainer Julian Nagelsmann hält ihm zwar einen Platz im EM-Kader frei. Dass er beim Heim-Turnier eine Hauptrolle spielen wird, scheint bei der aktuellen Form aber fraglich.
Auch bei den Bayern gibt es mit Blick auf die Zukunft so manches Fragezeichen. Sané ist einer der Spieler, deren Verträge 2025 auslaufen. Er selbst fühlt sich in München zwar wohl und kann sich nach AZ-Informationen eine Verlängerung vorstellen. Mit Blick auf seine inkonstanten Leistungen dürfte er aber mit eher leichtgewichtigen Argumenten in die Verhandlungen gehen.