FC Bayern: Einspielen für die großen Gegner

München - Franco di Santo, stand am Mittelkreis und schaute auf die Anzeigentafel. Werder Bremens Stürmer hatte den Ball am Fuß, wartete darauf, dass die Spieler des FC Bayern aus der Kabine kamen und sah sich daher die Highlights der ersten Hälfte an. Er konnte den Blick nicht davon lassen, auch wenn es für ihn persönlich sehr schmerzhaft gewesen sein durfte, die Aktionen noch einmal vorgeführt zu bekommen. Wie das 2:0, als er in der Mauer stand und hochsprang und so Xabi Alonso sein Premieren-Tor ermöglichte.
So wie di Santo die Highlights auf der Leinwand verfolgte, so waren auch Bremens Verteidigungsversuche gegen den Offensivwirbel des FC Bayern. Zusehen und staunen, mehr nicht. Hätten sich die Bayern einen Auftaktgegner für den von Trainer Pep Guardiola "sehr wichtigen Monat" – mit den anstehenden Spielen in Rom, in Galdbach und dem deutschen Clasico gegen Dortmund – wünschen dürfen, sie hätten sich wohl genau diese Bremer in genau dieser Verfassung ausgesucht. Es war der perfekte Kontrahent, um sich einzuspielen, um nach der Unterbrechung wegen der EM-Qualifikationsspiele wieder in Tritt zu kommen. „Nach so einer Länderspielpause muss man in den Rhythmus kommen, das haben wir geschafft“, zog Arjen Robben sein Fazit. Bei sechs Toren und kaum Gegenwehr der Bremer auch kein Wunder.
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Aber die Bayern wollten sich den Sieg, der so locker, ohne große Anstrengung heraus gespielt aussah, nicht schlecht machen. „Wenn man 6:0 gewinnt, dann zeigt das nicht, dass man im Schongang das Spiel gewonnen hat. Für sechs Tore muss man schon arbeiten – auch wenn man als Zuschauer denkt: Das geht ja richtig einfach“, sagte Thomas Müller. War es also hohe bayrische Fußballkunst oder war es einfach nur erschreckend schwach und nicht bundesligatauglich, was Werder in der Allianz Arena abgeliefert hatte? „Bremen war heute nicht richtig gut“, sagte Robben. Und Müller sagte auf ein schwaches Werder angesprochen, das es dem FC Bayern leicht gemacht habe: „Vermeintlich war es so. Aber vielleicht haben wir es auch richtig gut gemacht.“
Einer, der es richtig gut gemacht hatte, war Philipp Lahm. Der Kapitän blühte offensiver eingesetzt richtig auf, trug sich sogar als zweifacher Torschütze auf dem Spielberichtsbogen ein, etwas das ihm in 321 Bundesliga-Spielen noch nie gelungen war. „Jetzt greife ich auch bei der Torjägerkanone an“, sagte Lahm mit einem Augenzwinkern, stellte aber heraus, dass für ihn der doppelte Torerfolg etwas Besonderes war: „Wahrscheinlich ist es das erste Mal seit der Jugend – da habe ich vielleicht irgendwann mal doppelt getroffen. Ich weiß nicht, ob es mein letzter sein wird, aber ich gehe stark davon aus.“
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Werder war also der willkommene Gast in München, um sich auf die anstehenden großen Aufgaben beginnend mit dem AS Rom vorzubereiten. „Es war gut, dass wir nach der Länderspielpause wieder ein gutes Spiel gemacht haben. Das ist wichtig für die kommenden Spiele, vor allem für Dienstag in der Champions League“, sagte auch Rafinha. Und Trainer Pep Guardiola konnte es sich leisten, Alonso und Robben ab der 61. Minute zu schonen, David Alaba, der bis dato jede Bundesliga-Minute auf dem Feld gestanden hatte, bereits zur 45. Minute runter zunehmen, nachdem der Österreicher einen Schlag aufs Sprunggelenk erhalten hatte. „Reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Guardiola. Und auf der Bank saßen zudem noch Robert Lewandowski und Medhi Benatia, verfolgten das Spiel und staunten, wie ihre Mitspieler Bremen um Franco di Santo auseinander nahmen.