Pro & Contra: Nagelsmann-Aus beim FC Bayern – riskant oder folgerichtig?
Die Trennung von Julian Nagelsmann kam für viele überraschend. AZ-Reporter Maximilian Koch hält die Entscheidung für folgerichtig, Sport-Vize Krischan Kaufmann für riskant. Ein Pro und Contra der AZ-Redaktion:
Die Nagelsmann-Entlassung ist folgerichtig
Das Experiment Julian Nagelsmann ist beendet, nur die offizielle Bestätigung des FC Bayern fehlt noch. Nach nicht einmal zwei Saisons, obwohl der Vertrag des 35-jährigen Trainers bis 2026 datiert war. Nach nur einem Titel in seiner Premierensaison – und obwohl in dieser Spielzeit noch drei Titel möglich gewesen wären. Das gab es so noch nie beim FC Bayern.
Vieles davon mag verrückt klingen, auch der Zeitpunkt, gut eine Woche vor dem Topspiel gegen Dortmund. Bei genauerem Hinsehen ist es das aber nicht. Die vorzeitige Trennung ist schlüssig und folgerichtig. Nagelsmanns Zeit bei den Münchnern, die zu einer Ära werden sollte, war geprägt von Aufs und Abs. Von vielen, zu vielen Themen außerhalb des Platzes. Für die der Trainer zu oft selbst verantwortlich war. Wobei man anmerken muss: Speziell in der ersten Nagelsmann-Saison ließen die Bosse den Coach bei außenpolitischen Themen regelmäßig im Stich.
FC Bayern: Nagelsmann ging die Souveränität von Anfang an ab
Dennoch: Nagelsmann hat es nicht geschafft, die Mannschaft auf ein höheres Niveau zu bringen, die Leistungen waren mal brillant, mal blamabel. Gladbach und Villarreal bleiben genauso hängen wie Paris. Und: Die nötige Souveränität ging Nagelsmann von Anfang an ab, der Trainer stand fast so häufig im Fokus wie die Stars. Das kann bei Bayern nicht funktionieren.
Maximilian Koch
Die Trennung von Nagelsmann ist ein Risiko
Klar, die Erwartungen beim Weltverein FC Bayern sind naturgemäß riesig und der Zweite – so wie die Münchner aktuell in der Bundesliga – ist in diesem Mia-san-mia-Selbstverständnis nun mal der erste Verlierer.
Dieser "Absturz" rechtfertigt es aus Sicht der Bosse an der Säbener Straße offenbar, Julian Nagelsmann, der eigentlich eine Ära prägen sollte, über Nacht zu entlassen – obwohl das Team noch aussichtsreich in drei Wettbewerben dabei ist. Das klingt gewagt und ist es auch! Mit dieser Blitz-Rochade setzen die Bayern-Verantwortlichen sich selbst und natürlich Nagelsmann-Nachfolger Thomas Tuchel massiv unter Druck.
Der neue – ebenso hoch bezahlte – Übungsleiter muss nun sofort liefern, im Liga-Gipfel gegen den BVB, im Pokal gegen Freiburg und natürlich in der Königsklasse gegen Manchester City. Geht’s schief, ist die Saison völlig verkorkst – und das hätte man mit Nagelsmann auch billiger haben können...
Krischan Kaufmann