FC Bayern: Den Druckmonstern fehlt die letzte Gier
Keine Roboter: Der FC Bayern München erklärt sich die Liga-Aussetzer mit Menschlichkeit. Um die hohen Ziele zu erreichen, muss jetzt aber ein Aufschwung her.
München - Welch Klatsche! Eigentlich sollten Liga-Ergebnisse nach der Turbo-Meisterschaft des FC Bayern keine Auswirkungen mehr haben. Testspiele sind sie, Generalproben für die Cup-Wettbewerbe, Startrampen für weitere Titelgewinne in DFB-Pokal und Champions League.
Und dann dieses Spiel! 0:3 gegen Borussia Dortmund, blamiert vorm eigenen Anhang, gedemütigt vom Erzrivalen.
Doch statt draufzuhauen, gab es von Matthias Sammer Steicheleinheiten. Eine Portion Balsam, damit das 0:3, die größte Bayern-Klatsche seit jenem 1:5 von Wolfsburg 2009, nicht mehr ganz so weh tut. "Unsere Spieler sind keine Roboter, keine Maschinen", sagte der Sportvorstand verständnisvoll, "sie haben auch Gefühle."
Fußballer fühlen vor allem, wenn etwas schief läuft. So wie bei den Bayern, die ihre Form offenbar bei den Meisterfeierlichkeiten in Berlin Ende März haben liegen lassen. In der Champions League sind sie zwar weiter gekommen, souverän waren die Auftritte gegen Manchester United aber nicht. In der Liga sind sie seit drei Spielen sieglos – das gab’s zuletzt im Sommer 2010.
"Wir hatten nicht den letzten Willen, den man gegen Dortmund braucht", versuchte Thomas Müller zu erklären: "Die letzte Gier fehlt aktuell in der Liga." Die Bayern, die Druckmonster, können offenbar nicht ohne. "Wir sind es gewohnt, unter extremen Druck zu arbeiten. Das ist wie ein kleiner Brandbeschleuniger, der uns aktuell fehlt", so Müller. "Dieses Problem kriegen wir nicht in den Griff."
3:3 gegen Hoffenheim, 0:1 in Augsburg, 0:3 gegen Dortmund. Nur eins der letzten zehn Pflichtspiele zu Null gespielt, fünf Mal in Folge 0:1 zurückgelegen. "Dass die Meisterschaft schon gewonnen ist, darf keine Entschuldigung sein. Wir müssen noch mehr darauf hören, was Pep uns sagt – und es dann besser machen", sagt Dante.
Besser heißt vor allem: mehr Laufbereitschaft zeigen, wieder mehr den Ball fordern. In erster Linie Kopfsache. "Wir waren zu unkonzentriert, haben viele Fehler gemacht, waren immer einen Tick zu spät dran. So kann man gegen eine gute Mannschaft nicht gewinnen", sagt Philipp Lahm.
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Bayern spielte zu wenig aus der Bewegung heraus, scheute das Risiko. "Mit dem Ball waren wir nicht schnell genug", sagt Pep Guardiola und fügte hinzu: "Ohne Ordnung gegen Dortmund: sehr gefährlich."
So klaffte teilweise ein Riesenloch im Mittelfeld, die Außen Franck Ribéry und Arjen Robben wirkten isoliert. Guardiolas Marschroute, die Außenverteidiger bei Ballbesitz innen als Sechser einzusetzen, fruchtete erneut nicht. Dazu kam eine fast sorglose Defensivleistung.
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"0:3 gegen deinen Rivalen daheim – eigentlich sollten wir unseren Fans etwas anderes bieten", sagt Müller sauer. "Diese Niederlage tut weh, klar. Aber wir müssen jetzt ruhig bleiben, Selbstkritik üben", sagt Dante.
Damit’s am Mittwoch wieder anders aussieht. Im Pokalhalbfinale gegen Zweitligist Kaiserslautern, zu Hause, ein Muss-Sieg. Aber auch die Art und Weise muss überzeugender werden. "Die Jungs wissen genau, dass wir wieder richtig Bayern München spielen müssen", sagt Sammer.
Einfach anknipsen lässt sich die Bestform aber nicht. Sammer: "Das ist ein schmaler Grat. Es gibt nicht den berühmten Schalter. Wir müssen ein paar Dinge ansprechen." Die Spieler wachrütteln. Da wäre er dann wieder: der Druck.