FC Bayern: Bei was Hasan Salihamidzic schlecht aussah

München - Wo Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge Hasan Salihamidzic sehen, war kürzlich bei der Vorstellung von Niko Kovac, des neuen Cheftrainers des FC Bayern, zu beobachten. Salihamidzic saß neben Kovac – alleine. Der Bayern-Präsident und der Vorstandsboss, die Salihamidzic bei der Präsentation von Jupp Heynckes noch begleitet hatten, überließen ihm die Bühne. Ein klares Signal, dass er nun noch mehr Verantwortung übernehmen soll.
Ein Jahr ist Salihamidzic nun als Sportdirektor des FC Bayern in Amt. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", sagte der 41-Jährige gegen Ende des USA-Trips. Gerade auf der Marketingreise dürften Brazzo, "das Bürschchen", aber die Erinnerungen eingeholt haben. Denn als die Bayern im Vorjahr durch Asien tourten, hatte der Bosnier die Bosse auf die Idee gebracht, ihm den Posten anzubieten. Damals flog er noch als Markenbotschafter des Klubs mit und tat sich als Gute-Laune-Minister im Bayern-Tross hervor. Die AZ blickt auf Brazzos erstes Jahr zurück:
Niko Kovac als Vertrauter
Die Trainer: Carlo Ancelotti und dessen Stab erwiesen sich direkt als kniffliger Aufgabenbereich, was prompt zur ersten Trainerentlassung seiner Amtszeit führte. Bereits davor führte er unter anderem ein Rauchverbot im Profibereich ein.
Mit Heynckes’ Rückkehr rückte dann der Coach in den Fokus und – er konnte im Hintergrund wirken. "Die Zusammenarbeit ist überragend", sagte Heynckes: "Ich denke, dass er ein gutes Standing in der Gruppe hat und bei Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sowieso."

In Niko Kovac, mit dem Salihamidzic von 2001 bis 2003 zusammen bei Bayern spielte, ist nun ein alter Vertrauter an seiner Seite. "Damals waren wir Kumpels", sagt Brazzo und freut sich jetzt auf "eine sehr erfolgreiche Zeit zusammen". Die Bosse: "Hasan macht das mit großem Fleiß, mit großem Engagement. Ich glaube, er hat das eine Jahr genutzt, sich gut beim FC Bayern einzuarbeiten. Wir sind alle zufrieden, wie er den Job interpretiert", sagte Rummenigge. Hoeneß hält ohnehin viel von ihm. Als "Notlösung" nach den Absagen von Philipp Lahm und Max Eberl fühlte sich Salihamidzic ohnehin nie. Bei Hoeneß’ nicht enden wollendem Versuch, Heynckes halten zu wollen, verkaufte der Sportdirektor sich extern mit mehrdeutigen Aussagen schlecht. Intern gelang ihm das offenbar besser. "Mir war klar, dass er keinen Spaß macht, wenn er sagt, dass er aufhört. Ich habe Uli auch gesagt, dass er da falsch liegt", sagte er kürzlich der SZ.
Kein Nervfaktor wie Matthias Sammer
Die Mannschaft: Ein Nervfaktor wie sein Vorgänger Matthias Sammer ist Salihamidzic nicht. Auch die Auftritte als ewiger Mahner liegen ihm weniger. Trotzdem ist er nahe an der Mannschaft, die er mit seinen eigenen Mitteln zum Triple treiben will. Dazu gehören sein Optimismus und sein Humor.
Dass er auch anders kann, zeigte er, als er den Profis die Kurztrips an freien Tagen ins Ausland strich. Außerdem müssen die Stars ihre Kabine nun selbst aufräumen.
Sein Anteil an den jüngsten Transfers (Sandro Wagner, Leon Goretzka) und Verlängerungen (unter anderem Franck Ribéry, Arjen Robben, Joshua Kimmich, Kingsley Coman) hält sich noch in Grenzen.
Während des USA-Trips zurrte er den Deal mit dem 17 Jahre alten MLS-Überflieger Alphonso Davies fest. In brisanteren Fällen, wie bei den wechselwilligen Robert Lewandowski und Jérôme Boateng, übernehmen die Bosse das Wort. Salihamidzic: "Ich arbeite im Hintergrund."
Talenteschau: Die kommende Bayern-Generation in den USA
Die Jugend: Lukas Mai (18), Franck Evina (18), Torhüter Ron-Thorben Hoffmann (19), Oliver Batista Meier (17), Adrian Fein (19) und Meritan Shabani (19) stattete Salihamidzic zuletzt mit Profiverträgen aus. Shabani machte in den USA mit einem Tor gegen ManCity auf sich aufmerksam, ebenso wie Paul Will (19). Das Ziel: Nach David Alaba soll bald wieder ein Jungstar den Durchbruch bei den Profis schaffen.
Hasan Salihamidzic wirkte auf Trennung hin
Das Umfeld: Marco Neppe machte Salihamidzic zum Chefscout. Chef-Physio Christian Huhn ersetzte er durch Helmut Erhard. Auf die Trennung von Teamarzt Volker Braun wirkte er entschieden hin und brachte so die Rückkehr von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mit auf den Weg. Der soll demnächst in einem Medizinzentrum direkt an der Säbener Straße arbeiten.
Im Video: So machte der FC Bayern den Davies-Deal perfekt