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FC Bayern ändert Satzung: War es das mit Boateng? Verein soll sich kurzfristig umentschieden haben – Tuchel hält dagegen

In einem Änderungsantrag, den der Klub mit seinen Mitgliedern kürzlich erst erarbeitet hat, heißt es, dass man jeder Form von Gewalt entgegentritt. Haben sich die Verantwortlichen auch deshalb gegen eine Verpflichtung von Jérôme Boateng entschieden?
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Jerome Boateng wird wohl nicht zum FC Bayern zurückkehren. (Archivbild)
Jerome Boateng wird wohl nicht zum FC Bayern zurückkehren. (Archivbild) © Tom Weller/dpa/Archivbild

München - Ist die Entscheidung in der Causa Jérôme Boateng gefallen? Wie die "Bild" am Freitag berichtet, haben sich die Verantwortlichen des Rekordmeisters gegen eine Verpflichtung des Weltmeisters von 2014 entschieden. Relativ kurzfristig, zuletzt sprach viel für eine Rückkehr des Weltmeisters von 2014. Nun die Kehrtwende – kurz vor der Pressekonferenz mit Thomas Tuchel. Womöglich fiel diese Entscheidung auch so, um es sich nicht mit den eigenen Fans zu verscherzen.

In der Pressekonferenz selbst hält Trainer Tuchel nun wieder dagegen. "Er hat sich gut verhalten. Er hat gut mittrainiert. Wir werden es heute Nachmittag mit allen klären. Wir klären das erst intern. Und dann treffen wir eine Entscheidung", so Tuchel gegen 13 Uhr am Freitag. Er und die Verantwortlichen wollen sich nicht treiben lassen, auch nicht von den Medien. Die Causa Boateng mutet nach wie vor etwas chaotisch an.

Der aktuell vereinslose Innenverteidiger Jérôme Boateng hatte in den vergangenen Tagen zur Probe an der Säbener Straße mittrainiert und damit für Schlagzeilen gesorgt. Der Grund: Boateng ist wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung gegenüber seiner Ex-Freundin vor Gericht. Das Verfahren ist momentan aufgrund von Rechtsfehlern ausgesetzt, soll aber im neuen Jahr wieder aufgerollt werden.

Die Bayern-Bosse sprachen zuletzt unisono von der "Unschuldsvermutung" bei Boateng. Von Teilen der Fans gab es dennoch Kritik an der Entscheidung, eine Verpflichtung des 35-Jährigen in Erwägung zu ziehen. Die wäre mit den Werten des Klubs schließlich nur schwer vereinbar.

FC Bayern ändert Satzung: Verein tritt gegen "jede Form von Gewalt" ein

Erst am Mittwochabend gaben die Münchner bekannt, dass sie sich in einem gemeinsamen Prozess mit ihren Mitgliedern auf "einen umfassenden Antrag zur Satzungsänderung für die Jahreshauptversammlung am 11./12. November" verständigt hätten.

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Und in diesem Antrag heißt es unter I. Allgemeine Bestimmungen, Paragraf 2, Zweck, Aufgaben und Werte, Punkt 3: "Der Club tritt verfassungs- und fremdenfeindlichen sowie antidemokratischen Bestrebungen und jeder weiteren Form von diskriminierenden, menschenverachtenden oder antisemitischen Einstellungen, insbesondere aufgrund der Nationalität, der Religion, des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Identität oder einer Behinderung entschieden entgegen. Dies gilt ebenso für jede Form von Gewalt, unabhängig davon, ob sie körperlich oder seelischer Art ist." Vor diesem Hintergrund wäre eine Verpflichtung von Boateng also ein äußerst fragwürdiges Zeichen gewesen.

Dr. Paul Lambertz, Experte und Anwalt für Sportrecht aus Düsseldorf, gibt gegenüber der AZ zu bedenken, dass man hierbei fein gesellschaftsrechtlich aufpassen bzw. unterscheiden muss. "Der Verein Bayern München ist nicht der Arbeitgeber von Herrn Boateng. Das ist die Aktiengesellschaft. Ändert der Verein seine Satzung und verpflichtet sich, bestimmte Ziele zu verfolgen, schlägt dies nicht automatisch auf das Arbeitsverhältnis zwischen der  FCB AG und Herrn Boateng durch", so Lambertz zur AZ.

"Club Nr. 12" stellt klar: "Verein sollte jederzeit auf seine Satzung achten"

Unabhängig davon wären viele Fans von einer Verpflichtung des Innenverteidigers wenig begeistert gewesen. Die AZ fragte unter anderem beim "Club Nr. 12" wegen Boateng nach, einer der bekanntesten Fanorganisationen des FC Bayern. In einem schriftlichen Statement hieß es: "Der C12 äußert sich prinzipiell nicht zu Transfers. Daher nur so viel: Der Verein sollte jederzeit auf seine Satzung, aber auch das Empfinden der Fans achten." Nach AZ-Informationen hatte die Südkurve geplant, sich im Rahmen des Heimspiels gegen den SC Freiburg am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) klar zur Personalie Boateng zu positionieren.

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Dass die Bayern überhaupt über eine Rückholaktion des 35-Jährigen nachgedacht haben, lag an der dünnen Personaldecke in der Verteidigung. Beim 4:0-Sieg gegen Preußen Münster warenmit Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano und Kim Minjae alle drei etatmäßigen Innenverteidiger ausgefallen, auch Youngster Tarek Buchmann war verletzt. Trainer Thomas Tuchel musste daher improvisieren und setzte auf Mittelfeldspieler Leon Goretzka und Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui im Abwehrzentrum. Damit sich eine solche Notsituation nicht wiederholt, zog man eine Verpflichtung von Boateng in Erwägung.

Zuletzt hat sich die personelle Lage aber wieder entspannt. De Ligt wird beim Spiel in Freiburg aufgrund von Knieproblemen zwar noch ausfallen, soll nach der Länderspielpause aber wieder ins Training einsteigen. Auch Upamecano, der zuletzt trotz Schambeinproblemen in Leipzig und Kopenhagen gespielt hatte, geht es wieder besser. Auch deshalb wollten die Verantwortlichen das Risiko einer Boateng-Rückkehr mit all seinen Konsequenzen nicht eingehen.

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10 Kommentare
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  • AufmerksamerBürger am 06.10.2023 13:37 Uhr / Bewertung:

    Warum steht nicht auch steuerethisches Verhalten in der Satzung?

  • Knitterface am 06.10.2023 13:25 Uhr / Bewertung:

    Aha, man muß jeder Form von Gewalt entgegen treten. Dann müsste der Fußballbetribe sofort eingestellt werden. Körperliche Attacken gehören bei diesem Sport dazu.

  • Südstern7 am 06.10.2023 12:31 Uhr / Bewertung:

    Allein schon die Idee einen 35jährigen vereinslosen Spieler zu verpflichten - das Wort abgetakelt vermeide ich - spricht nicht gerade für Entscheidungsstärke des neuen, (selbst)hochgepriesenen Entscheidungsteams. Der Stanisic wird bei seinem neuen Club diesen Wirbel mit Kopfschütteln registrieren.

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