Kommentar

FC-Bayern-Abschied von Robert Lewandowski: Scherben und heile Welt

Der AZ-Sportchef Matthias Kerber über die Aussprache mit Lewandowski.
von  Matthias Kerber

München - Es war der (vorerst) finale Akt im Kasperletheater von der Säbener Straße, das zuletzt schon fast das Niveau einer Reality-Show erreicht hatte.

Aussprache zwischen FC Bayern und Robert Lewandowski

Nachdem in den letzten Monaten Weltfußballer, Torgarant und sportliche Lebensversicherung Robert Lewandowski und die Bayern-Granden nur noch – oft wenig schmeichelhaft – übereinander gesprochen haben, hat der Stürmerstar nun doch glatt die klassische – evolutionswissenschaftlich bewährte – Kommunikationsform verfolgt und das direkte Gespräch mit der anderen Seite gesucht.

Mit denen, die ihm seit 2014 eine sportliche Heimat gegeben, unter deren Fittichen er zum Weltstar aufgestiegen ist und die dem Sensibelchen in Gestalt einer Ich-AG sein Tor-Abo mit vielen seelischen Streicheleinheiten und ganz, ganz vielen Millionen belohnt hatten.

Lewy war einer der wichtigsten Spieler der Bayern-Geschichte

Es war der Versuch, das nach und durch den forcierten Wechsel zum FC Barcelona zerbrochene Geschirr nach diesen Elefantenherde-im-Porzellanladen-Äußerungen zusammenzukehren und über all das, was kaputtgegangen ist, das schicke Heile-Welt-Mäntelchen zu legen.

Doch alle salbungsvollen Worte können die Risse im Denkmal nicht überdecken. Lewandowski war einer der wichtigsten Spieler in der Geschichte der Bayern, unter normalen Umständen würde man ihn schon fast die so erfolgreichen Fußballer-Füßchen küssen und ihm den roten Teppich ausrollen. Wenn – ja, wenn – sie sich doch alle nur an die Weisheit "si tacuisses, philosophus mansisses – wenn du geschwiegen hättest, wärest du Philosoph geblieben" gehalten hätten. Doch noch all den Vorwürfen kann der Wechselwütige nun nicht mal mehr guten Gewissens in den Stand eines Fußball-Philosophen erhoben werden.

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