Fall Hoeneß: Die Kaltschnäuzigkeit des FC Bayern

Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Haltung des FC Bayern München zum Prozess gegen Aufsichtsratmitglied Uli Hoeneß.
von  Arno Makowsky
Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Haltung des FC Bayern München im Fall von Uli Hoeneß.
Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Haltung des FC Bayern München im Fall von Uli Hoeneß. © Gregor Feindt

München - Für Franz Beckenbauer ist wieder mal alles nicht so schlimm. Uli Hoeneß, so findet er, solle man nicht gleich verurteilen; „selbst die katholische Kirche“ gewähre bei Fehlern eine zweite Chance. Wobei nicht so recht klar wird, wo die Katholiken seiner Meinung nach so tolerant sind: Vielleicht, wenn man als Priester ein Kind mit der Haushälterin zeugt?

Auch der Aufsichtsrat des FC Bayern, in dem die Vorstände großer Dax-Unternehmen sitzen, ist sehr tolerant. Dort findet man offenbar, dass Steuerhinterziehung reine Privatsache ist. Zurücktreten vom Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden und Vereinspräsidenten, bloß weil ein Hauptverfahren gegen den Amtsinhaber eröffnet wurde – warum das denn? Kommt nicht in Frage!

Im Aufsichtsrat hält man ein Steuer-Delikt für Privatsache

Um diese wackere Haltung zu untermauern, ließ man sogar ein Rechtsgutachten anfertigen. Ergebnis: Alles okay, Hoeneß kann bleiben. Und zwar sogar für den Fall, dass er strafrechtlich verurteilt wird. Schließlich habe die Straftat in einem „anderen Lebensbereich“ stattgefunden.

Man will nicht glauben, wie viel Kaltschnäuzigkeit und Missachtung von Rechtsgefühl in dieser Argumentation steckt. Natürlich hat Uli Hoeneß viel Gutes für den FC Bayern und auch sonst getan. Klar lieben ihn die Fans. Aber in der Bewertung läuft es darauf hinaus, dass die Verdienste um einen Verein schwer wiegen und die Hinterziehung von Millionen als Lappalie durchgeht, die dem Amt nicht weiter schadet. Diese Haltung ist der Nummer eins im Weltfußball nicht würdig.

Anklage gegen Uli Hoeneß: Eine Chronologie

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