Ex-Bayer Woo-yeong Jeong vor Rückkehr: Der Mann, der sogar Freiburgs Christian Streich ins Schwärmen bringt
München/Freiburg - Christian Streich ist kein Mann der ganz großen Worte. Die braucht er auch nicht. Stoisch, beinahe trotzig wirkt der Trainer bisweilen, wenn er über die jahrelange konstante Entwicklung seines SC Freiburg referiert. Die gute Arbeit leisten bei ihm immer die anderen, er selbst sei ja nur eine ganz kleine Figur im großen Bundesliga-Business.
Und dennoch: Die Erfolge der Breisgauer lassen sich mittlerweile schlicht nicht mehr von der Hand weisen, da kann Streich abwiegeln, wie er will. Aktuell belegt der Sportclub hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund Platz drei, der Rückstand auf den Tabellenführer aus München beträgt gerade einmal drei Zähler. Am kommenden Samstag kommt es zum direkten Aufeinandertreffen (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker). Mit einem Sieg würden die Freiburger tatsächlich mit den Bayern gleichziehen.

Ex-Bayer Jeong feierte unter Streich seinen Durchbruch
Das bewährte Erfolgsrezept der Badener: Konstanz durch fortwährende Erneuerung. Kaum ein anderer Bundesliga-Klub musste in den vergangenen Jahren in einer derartigen Regelmäßigkeit Leistungsträger ziehen lassen wie die Freiburger. Kaum ein anderer Klub konnte die Abgänge aber auch so gut kompensieren. Immer wieder schafft es Streich, Talente aus dem eigenen Nachwuchs oder eher unbekannte Neuzugänge weiterzuentwickeln und später für viel Geld zu verkaufen.
Jüngstes Beispiel ist Woo-yeong Jeong. Der Südkoreaner feierte in dieser Saison endgültig seinen Durchbruch auf Bundesliga-Niveau und stand in jedem Pflichtspiel auf dem Platz. Mit seiner enormen Wendigkeit und Spielfreude ist der technisch versierte Angreifer aus der Offensive der Freiburger kaum mehr wegzudenken. Doch der 22-Jährige beeindruckt nicht nur mit seinen sportlichen Leistungen, sondern auch mit seiner Mentalität.
Der FC Bayern holte Jeong nach Europa
Angesprochen auf Jeong geriet selbst Streich zuletzt ins Schwärmen. "Ich habe hohen Respekt vor Spielern, die auch in schwierigen Phasen immer ihren Mann stehen, die da sind, auf die man sich verlassen kann, die alles geben, die nicht hadern, keine Schuldzuweisungen machen, die nicht zu früh in Frust verfallen und unüberlegt und unkontrolliert werden, sondern wie der Woo immer arbeiten", so die ungewohnt deutliche Lobeshymne des Freiburger Trainers. Spieler wie Jeong "schätze ich sehr und ich bin sehr dankbar, wenn ich mit solchen Spielern zusammenarbeiten darf. Sie haben einen großen Wert für uns alle", führte Streich weiter aus.
Für Jeong sind die jüngsten Leistungen der vorläufige Höhepunkt einer stetigen Entwicklung, die nicht zuletzt durch den FC Bayern maßgeblich vorangetrieben wurde. Die Münchner holten den jungen Offensivspieler im Winter 2018 von Incheon United aus Südkorea. Über die U19 führte ihn sein Weg in die U23 der Bayern, mit der er 2019 den Aufstieg in die 3. Liga schaffte. "Das war eine sehr schöne Zeit für mich. Jeder träumt davon, einmal für Bayern zu spielen. Das ist eine große Mannschaft und ein einzigartiger Klub", erinnert sich der 22-Jährige im Gespräch mit der vereinseigenen Website an seine Anfänge in München, auch wenn die Umstellung für ihn zunächst "sehr schwer" gewesen sei.
Rückkehr am Samstag: Kann Jeong dem FC Bayern wehtun?
Während seiner starken Regionalliga-Saison wurde Freiburg auf Jeong aufmerksam und verpflichtete den sympathisch schüchternen Angreifer, den sie alle nur "Woo" rufen, für kolportierte zwei Millionen Euro. Nach einer enttäuschenden ersten Hinrunde mit nur einem Pflichtspiel-Einsatz in der ersten Pokalrunde kehrte er im Winter per Leihe zurück nach München und feierte mit den Amateuren sensationell die Drittliga-Meisterschaft. "Das war das absolute Highlight in meiner Zeit bei Bayern", sagt Jeong rückblickend.
Am Samstag kehrt der 22-Jährige mit den Freiburgern zurück in seine alte Heimat nach München. "Jeder freut sich, wenn es gegen Bayern geht", sagt Jeong und schickt eine überaus dezente "Kampfansage" an seinen Ex-Klub: "Das sind natürlich immer schwierige Spiele, aber wir sind gut drauf und werden versuchen zu gewinnen." Mit einem derart zurückhaltenden Duktus dürfte selbst der stoische Streich zufrieden sein...