Europas Fußballer des Jahres: König Franck I.
Monaco - Wahiba Ribéry hat jetzt den Salat. Wo stellt man so ein hässliches Ungetüm nur hin? Wenn Franck Ribéry am Samstag vom Spiel um den Europäischen Supercup gegen den FC Chelsea nach Hause kommt, wird er diese etwas ungelenke Trophäe für Europas Fußballer des Jahres dabei haben, gestern verliehen an ihn.
Doch hässlich hin oder her – Ribéry wird’s egal sein. Für ihn ist dieser Titel der endgültige Ritterschlag, ach was, die endgültige Krönung. Le roi? C’est moi! Der König? Bin ich!
„Es ist ein ganz spezieller Moment für mich, es ist eine große Ehre“, stammelt Ribéry gestern, als er die Auszeichnung im Grimaldi Forum zu Monaco von Uefa-Präsident Michel Platini in die Hände gedrückt bekommt.
Ribéry hat sich herausgeputzt, trägt einen Anzug, aber er schwitzt, bläst die Backen auf. „Ich muss mich bei meinen Teamkollegen bedanken, bei den Bayern-Direktoren, bei den Fans“, sagt er. Dann pustet er einmal durch. Der Mann ist auf dem Platz und nicht auf Galas zuhause.
„Franck hat fantastisch gespielt“, sagte der mit ihm nach Monaco gereiste Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. „Er ist ein Charakter, der nicht aufhört, der es wieder aufs Neue beweisen wird und sich nicht zurücklehnt. Deshalb mögen ihn die Fans auch so.“ Auch aus Prag erreichten den Franzosen Glückwünsche. „Wahnsinn, Wahnsinn. Wir haben alle im Bus gejubelt“, berichtete Kapitän Thomas Müller.
Von den 53 Journalisten aus den Uefa-Mitgliedsstaaten stimmten 36 für Ribery, 67,8 Prozent. Lionel Messi, der viermalige Weltfußballer vom FC Barcelona, blieb mit 14 Stimmen weit zurück, Cristiano Ronaldo von Real Madrid bekam nur drei. Selbst Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund gratuliert: „Glückwunsch von allen Borussen! Es ist für ihn die Krönung einer unfassbar guten Saison.“
Mit 30 ist Ribéry nun auf dem Höhepunkt, am Ziel aller Sehnsüchte, angelangt. Als er 2007 zum FC Bayern flog er mit 16 aus dem Jugendteam, weil er zu klein und zu renitent war. Er arbeitete zeitweise auf dem Bau, spielte sich dann aber doch über Metz, Istanbul und Marseille nach München – und an die Weltspitze.
Beim FC Bayern steht Ribéry nun in der Ahnengalerie der ganz Großen. Vor ihm sind nur Gerd Müller (1970), Beckenbauer (1972) und Rummenigge (1980, 1981) als Bayern-Spieler zu Europas Besten ausgezeichnet worden. „Herzlich Willkommen im Klub der Ausgezeichneten“, grüßte Kaiser Beckenbauer gestern König Franck. „Nun ist er ein Kollege von mir. Wenn's einer verdient hat, dann Fräncky!“
Und hält Ribéry sein Spitzenniveau, ist er auch Favorit auf die Weltfußballerwahl im Dezember. „Er ist ein stolzer Franzose, die Auszeichnung wird ihm gut tun. Wenn es überhaupt möglich ist, wird man noch eine Leistungssteigerung bei ihm sehen“, meint Beckenbauer. Ribéry würde es gefallen, auch noch den Ballon d’Or zu bekommen. Wie sagt er? „Von diesem goldenen Ball träume ich seit vielen Jahren.