Emerys Vorbehalte gegen den FC Bayern: Mehr Freiheit in Birmingham als in München
München – Während sich Thomas Tuchel mit seiner Mannschaft auf das größte Spiel der Saison, am Mittwoch bei Real Madrid, vorbereitet, läuft im Hintergrund noch immer die Trainersuche. Die Kommentare von Uli Hoeneß bei der Podiumsdiskussion der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sorgen wohl dafür, dass ein Verbleib von Tuchel über den Sommer hinaus ausgeschlossen ist. Seit Wochen blättert der Rekordmeister durchs vereinseigene Telefonbuch. Xabi Alonso? Bleibt in Leverkusen. Julian Nagelsmann? Bleibt beim DFB-Team. Und Ralf Rangnick? Wenngleich Sportvorstand Max Eberl über die Absage überrascht war, bleibt der Ziehvater des modernen Gegenpressings ÖFB-Teamchef.
Auch die Namen Roberto de Zerbi (Brighton & Hove Albion) oder Unai Emery (Aston Villa) wurden bereits als mögliche Nachfolger genannt, bekannten sich jedoch auch jüngst zu ihren Klubs. Ende April zog der Nobelklub aus Birmingham eine Option, um Emerys Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2027 zu verlängern. Wie "The Athletic" berichtet, seien Verhandlungen nie so weit fortgeschritten gewesen, wie im Fall von Rangnick.
Äußerungen von Bayern-Verantwortlichen zu großes Risiko für Emery
Demnach habe sich der Baske aus einer Reihe von Gründen zu Villa bekannt, die den Münchnern bekannt vorkommen dürften. 2018 wurde Emery Nachfolger von Arsène Wenger bei Arsenal und habe dabei vor allem die klubpolitische Seite seines Jobs nicht ausreichend berücksichtigt. Der Cheftrainer geriet bei den "Gunners" zwischen die Fronten und musste nach nur 18 Monaten bereits wieder gehen – trotz Einzug ins Europa-League-Finale 2019 (1:4 gegen Chelsea). Die Art und Weise, wie die Bayern-Führung mit ihren Ansichten konsequent den Weg an die Öffentlichkeit sucht, habe Emery zu sehr an seine Zeit in London erinnert.
Aston Villa richtet Verein komplett auf Emery aus
Die beiden Eigentümer von Aston Villa, Wes Edens und Nassef Sawiris, lassen Emery den Verein komplett nach seinen Ideen ausrichten. Damian Vidagany, einer seiner engsten Freunde, wurde während des letzten Jahres vom Berater zum Sportdirektor befördert. Monchi, der Emery das Team zusammenstellte, mit dem der heute 52-Jährige, als Trainer des FC Sevilla, zwischen 2014 und 2016 dreimal hintereinander die Europa League gewann, ist sportlicher Leiter bei Aston Villa. Mehr als zwei Dutzend spanischsprachige Mitarbeiter soll Emery im Stab haben, Tendenz steigend. Bereits im Fall von de Zerbi soll der Rekordmeister das Trainerteam als zu groß befunden haben, weshalb ein Deal bislang nicht zustande kam. Auch wäre es schwierig, beim FC Bayern so viel Einfluss zu bekommen, wie ihn Emery in Birmingham genießt – angeblich einer der Gründe für Rangnicks Umdenken.
Folgerichtig entschied sich auch Emery für einen Verbleib in Birmingham. Mit Aston Villa wird er kommende Saison in der Champions League spielen, vielleicht auch wieder gegen den FC Bayern, den der Baske 2022 mit Villarreal eliminierte (1:0, 1:1). Und die Münchner? Müssen auf ihrer Suche nach einem neuen Trainer weiter die eigenen Kontakte durchblättern.