Eklat beim München-Derby: Staatsministerium reagiert auf Grünen-Antrag

Am 20. November kam es im Rahmen des Regionalliga-Derbys zwischen Türkgücü München und dem FCB II zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei, bei denen zahlreichen Personen verletzt wurden. Nun nahm das Staatsministerium Stellung zu den Vorkommnissen.
von  André Wagner
Das Stadtderby zwischen Türkgücü München und FC Bayern München II wurde nach zwei Minuten abgebrochen und nicht mehr angepfiffen.
Das Stadtderby zwischen Türkgücü München und FC Bayern München II wurde nach zwei Minuten abgebrochen und nicht mehr angepfiffen. © IMAGO / Beautiful Sports

München - Wegen eines nicht zugelassenen Fanbanners wurde am 20. November 2022 das Regionalliga-Derby zwischen Türkgücü München und dem FC Bayern II bereits nach zwei Minuten abgebrochen.

Anhänger der kleinen Bayern rollten im Sportpark Heimstätten, wo Türkgücü unter anderem seine Heimspiele abhält, ein Banner des "FC Bayern Fanclub Kurdistan" aus, in dem anstatt der bayerischen die kurdischen Landesfarben dargestellt sind. Schon im Vorfeld der Begegnung war dieses Banner von den Verantwortlichen des Heimteams verboten worden.

Umstrittenes Fanbanner führt zu Auseinandersetzungen

Fans von Türkgücü – der Verein hatte es einst als erster von türkischen Migranten gegründeter Verein in den deutschen Profifußball geschafft – verstanden das Banner als politische Botschaft und reagierten entsprechend aufgebracht. Nur wenige Tage vor dem Spiel hatte es in Istanbul einen Anschlag gegeben, der zu diesem Zeitpunkt einen kurdischen Hintergrund gehabt haben soll und dem Szenario weitere Brisanz verlieh.

Als sich die Bayern-Fans trotz mehrmaliger Aufforderung von Stadionsprecher, Ordnern und Polizei weigerten, das Banner abzunehmen, eskalierte die Situation. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und der Polizei, bei denen auch Pfefferspray und Schlagstöcke zum Einsatz kamen. Dabei wurden mehrere Beamte und Fans verletzt, darunter auch Kinder.

Zwischen Polizei und Anhängern des FCB II kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen.
Zwischen Polizei und Anhängern des FCB II kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen. © IMAGO / Lackovic

Aufgrund dieser Vorkommnisse wurde das Spiel als letzte Konsequenz endgültig abgebrochen und wird nun als Geisterspiel nachgeholt.

Laut Polizeisprecher Werner Kraus sei der damalige Einsatz verhältnismäßig gewesen und habe einem "stufenweisen Vorgehen" entsprochen.

Münchner Derby-Eklat: Grüne stellen Staatsregierung zur Rede

Dennoch zogen die Vorkommnisse ihre politischen Kreise. Auch die beiden Grünen-Abgeordneten des bayerischen Landtags, Katharina Schulze und Max Deisenhofer, stellten eine schriftliche Anfrage bezüglich der Ereignisse vom 20. November 2022 an die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner.

Unter anderem wollten Schulze und Deisenhofer erfahren, wie viele Ordnungskräfte und Polizisten bei der Begegnung zwischen Türkgücü München und dem FCB II vor Ort waren und wie viele Personen insgesamt verletzt wurden.

Vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration gab es die Information, dass insgesamt 30 Ordner sowie 79 Polizeibeamte eingesetzt wurden, darunter zwei geschlossene Polizeieinheiten sowie drei szenekundige Beamte und Einzeldienstkräfte.

Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei: 25 Verletzte

Bei der Auseinandersetzung zwischen Anhängern des FCB II und der Polizei wurden insgesamt 25 Personen verletzt, darunter 16 Einsatzkräfte (u.a. Prellungen, Abschürfungen, Hämatome und Reizungen durch den Einsatz von Pfefferspray). Mit Ausnahmen der Reizungen resultierten die Verletzungen der Polizisten aus Angriffen durch Stadionbesucher.

Neben den 16 Polizeibeamten wurden eine Ordnungskraft und acht Zuschauer verletzt. Diese wurden vor Ort durch den Rettungsdienst versorgt, fünf verletzte Stadionbesucher wurden zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Die genannte Anzahl der verletzten Stadionbesucher resultiert dabei aus den Erhebungen des Rettungsdienstes.

Vonseiten des Staatsministeriums wurde in der Antwort auf den Grünen-Antrag darauf hingewiesen, dass die Personalien der Personen sowie die Art und Schwere ihrer Verletzungen sowie die der Ordnungsdienstkraft während des polizeilichen Einsatzes nicht unmittelbar erhoben werden konnten, diese aber bei der Integrierten Leitstelle der Münchner Berufsfeuerwehr gespeichert sind. Ob diese personenbezogenen Daten in einem möglichen Strafverfahren herangezogen werden, obliegt dabei der Münchner Staatsanwaltschaft.

Vorermittlungsverfahren wegen möglicher Körperverletzung im Amt eingeleitet

Die Grünen-Abgeordneten Schulze und Deisenhofer wollten zudem wissen, wie es zu den Vorfällen kommen konnte und ob diese vermeidbar gewesen wären.

Als Grund für die Auseinandersetzung nennt das Staatsministerium die Weigerung der FCB-II-Anhänger, ein als politisch bewertetes Banner abzuhängen. Im Laufe der Sicherstellung des Banners eskalierte die Situation, wobei es auch zum Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken kam.

Weiter weist die Staatsregierung darauf hin, dass eine genaue Bewertung des Polizeieinsatzes vor Beendigung der Ermittlungen durch Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft nicht möglich ist. Sie informiert aber darüber, dass, bezogen auf ein mögliches Fehlverhalten von eingesetzten Polizeibeamten auch das Dezernat 13 – Interne Ermittlungen des LKA in die Aufklärung des Sachverhaltes einbezogen ist. So wurde im Rahmen der Ermittlungen ein Vorermittlungsverfahren wegen möglicher Körperverletzung im Amt eingeleitet.

Auf eine weitere Anfrage lässt das Staatsministerium wissen, dass sich unter den Anhängern des FCB II auch 15 "polizeilich bekannte gewaltbereite Problempersonen“ befanden, wobei die Definition "Problemperson“ auf einer bundesweit einheitlichen Grundlage basiert.

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