Eklat bei Bayern: Ultras beleidigen Vorstand

Beim Heimspiel des FC Bayern gegen Hannover 96 zeigt eine Fan-Gruppe in der Südkurve ein beleidigendes Plakat. Das Ziel: der Vorstand des FC Bayern. Es geht dabei um die Debatte um Sicherheit im Stadion. Die Fan-Gruppe war vorher schon mal unangenehm aufgefallen.
München - Mit derben Worten hat die Ultra-Gruppierung "Inferno Bavaria" beim Spiel gegen Hannover den Vorstand des FC Bayern beleidigt. "Vorstandschaft eine Hure. Gef*** von Polizei und DFB (Deutscher Fußball-Bund, d. Red) - IB '01", stand auf einem zweiteiligen Spruchband, das während der zweiten Halbzeit in der Südkurve ausgerollt wurde.
Ein unsachlicher Angriff auf Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und seine Gefolgsleute. Um was es geht? Um das Diskussionspapier der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit dem Thema "Sicheres Stadionerlebnis".
"Das heute gezeigte, harte und durchaus provozierende Spruchband, soll zum Ausdruck bringen, dass sich unsere Vereinsführung immer mehr von den Herren der Polizei, wie auch des DFB, in unseren Augen erpressen und missbrauchen lässt. In dem Millionengeschäft Fußball, (sic!) werden Werte und Normen der aktiven Fanszene mehr und mehr mit Füßen getreten", heißt es in einer Art Bekennerschreiben der Gruppe.
Nun ist es allerdings die DFL, also die Deutsche Fußball Liga, die im Diskussionspapier "Sicheres Stadionerlebnis" neue Richtlinen zur Sicherheit in Fußballstadien vorschlägt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden von Fans aller Vereine jedoch als nicht im Einklang mit der aktuellen Rechtslage in Deutschland abgelehnt.
Den ersten Entwurf der DFL haben mehrere der 36 Profi-Vereine der ersten und zweiten Bundesliga abgelehnt - der FC Bayern allerdings nicht.
Der zweite Entwurf, mit dem die DFL ein Entgegenkommen signalisieren wollte, wird beinahe ebenso kontrovers diskutiert. Der FC St. Pauli hat diesen beispielsweise ebenfalls abgelehnt. Am 12. Dezember werden die Vereine darüber in der DFL-Mitgliederversammlung abstimmen.
Unter anderem stößt es den Fans sauer auf, dass die DFL mit der Polizei in Ausnahmefällen die Errichtung von Containern oder Zelten plant, um darin Ganzkörperkontrollen vor dem Stadioneinlass durchzuführen.
Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt hatte es hinter der Nordkurve der Allianz Arena ein solches Zelt bereits gegeben. Ultras der Eintracht hatten daraufhin aus Protest auf den Stadionbesuch trotz gültiger Eintrittskarte verzichtet.
"Das neue Papier enthält zwar das Wort Vollkontrollen nicht mehr, dennoch findet man weiterhin Umschreibungen, die letzten Endes darauf hinauslaufen", erklärte Philipp Markhardt, Sprecher der Fanorganisation "ProFans": "Solche Kontrollen greifen zu sehr in die Persönlichkeitsrechte aller Fans ein, weswegen wir das Entkleiden weiter kategorisch ablehnen. Dies ist auch nur einer von weiteren sehr kritischen Punkten."
Für die kommenden zwei Spieltage haben Fan-Gruppierungen bundesligaweit Protestaktionen angekündigt. Demnach wollen die Fans in allen Stadien an den nächsten beiden Spieltagen zu Beginn des Spiels für je zwölf Minuten und zwölf Sekunden (wegen der DFL-Mitgliederversammlung am 12.12.) auf das Anfeuern ihrer Mannschaften verzichten. Der FC Bayern spielt am Mittwoch beim SC Freiburg und am Samstag gegen Borussia Dortmund.
Die nun mit dem Spruchband aufgetretene Fan-Gruppierung ist beim FC Bayern schon einmal negativ aufgefallen. 2011 hatten die Ultras ein ähnlich geschmackloses Plakat bei einem Testspiel im Sommer-Trainingslager am Gardasee gezeigt und damit gegen den Ex-Schalker Manuel Neuer Stimmung gemacht.
Reaktionen des Bayern-Vorstands auf das nun gezeigte Spruchband gab es am Abend nicht. Zwischen Ultras der Südkurve und dem Vorstand des FC Bayern war es in der Vergangenheit immer wieder zu Reibereien gekommen, zuletzt wegen geänderter Einlassbestimmungen bei Champions-League-Spielen.