Ein Platz im neuen Trainerteam des FC Bayern ist noch offen
München - Der freiwillige Abschied von Bayern-Ikone Hermann Gerland ein Jahr vor seinem Vertragsende liegt vielen Fans des Meisters wie ein Stein im Magen.
Nagelsmann: "Wurde falsch interpretiert"
Hätte das sein müssen? Hätte nicht der neue Trainer Julian Nagelsmann auf den Erfahrungsschatz des bald 67-Jährigen vertrauen sollen - und vielleicht sogar müssen? Der 33-Jährige, der Gerlands Sohn sein könnte, weist jede Schuld von sich. "Dass Hermann nicht bleiben will, hat nichts mit mir zu tun. Das wurde teilweise völlig falsch interpretiert", erklärte Nagelsmann in "Sport Bild" und beteuerte: "Ich habe dem Verein gesagt, dass ich gern zwei Co-Trainer und einen Analysten mitbringen würde. Ich habe aber nie gesagt, dass ich für diesen oder jenen Mitarbeiter keinen Platz habe - oder, dass jemand nicht gewünscht ist."
Neu-Trainer sucht Rat bei Gerland
Ganz im Gegenteil. Er habe "ein sehr gutes Verhältnis" zu Gerland, beteuerte Nagelsmann. Jedoch sei dieser "auch nicht mein Leibeigener, den ich beim Klub festketten kann". Falls nötig, wolle er ihn künftig jedoch gerne kontaktieren, wenn er einen Rat brauche.
Kein Gerland als Assistent, kein Miroslav Klose (42) - dazu die weiter andauernde Hängepartie um Video-Analyst Danny Röhl (32) und "Fitness-Chef" Prof. Dr. Holger Broich (46), die beide auf dem Wunschzettel des künftigen Bundestrainers Hansi Flick stehen - Nagelsmanns Planungen für seinen Stab stocken noch.
Die AZ zeigt, wie sich der neue Chefcoach aufstellen will:
Benjamin Glück (35): "Dass ich Chef-Analyst Benjamin Glück von Leipzig mitbringe, ist bekannt", sagte Nagelsmann.
Passt ja, denn Glück ist gebürtiger Erdinger. Er stieß einst über ein Praktikum zur TSG 1899 Hoffenheim, wo er Nagelsmann kennenlernte. Der sagte nach der Bekanntgabe seines Wechsels für rund 25 Millionen Ablöse von Vize-Meister RB Leipzig: "Die beiden, die mit mir schon hierhergezogen sind, werden dann auch wieder packen und weiterziehen."
Mit die beiden meinte er Video-Analyst Glück und seinen bisherigen Teammanager und engen Vertrauten Timmo Hardung. Doch dieser wechselt mit RB-Sportdirektor Markus Krösche zu Eintracht Frankfurt, wird dort neuer Leiter der Lizenzspielabteilung.
Torwart-Trainer Toni Tapalovic (40): Der enge Vertraute von Welttorhüter und Bayern-Kapitän Manuel Neuer, der schon beim FC Schalke mit seinem Kumpel zusammenarbeitete, soll wohl bleiben.
Neuer hatte sich das bei seiner Vertragsverlängerung bis 2023 ausbedungen. Unter Flick war Tapalovic zum Co-Trainer aufgestiegen, mit dem er sich auf der Bank beriet (Klose saß stets oben auf der Tribüne und teilte Flick seine Eindrücke zur Halbzeit in der Kabine mit).
Neuer erklärte die Zusammenarbeit mit Tapalovic, mit dem er gerne gemeinsam Urlaub machte: "Am Spieltag selbst gehen Toni und ich dann jeden Spieler, der im Abschlusstraining des Gegners dabei war, noch einmal ganz detailliert durch. Und sollte sich kurz vor dem Anpfiff die Aufstellung noch einmal ändern, reagieren wir auch darauf, indem wir uns noch einmal kurz zusammensetzen. Das ist über Jahre eingespielt."
Noch offen, der "erste Co-Trainer": Nagelsmann habe "eine Liste von Wunschkandidaten", wie er sagte. Das Problem: "Es ist aber keiner dabei, der vertragslos ist. Von daher kann es noch etwas dauern, bis das Team steht."
Alfred Schreuder (48) gilt als Favorit. Nagelsmann will den Niederländer, mit dem er einst bei der TSG Hoffenheim zusammenarbeitete und der ihn ab Sommer 2019 für eine Saison als Cheftrainer beerbte, von einem Wechsel vom FC Barcelona zum deutschen Rekordmeister überzeugen. Dort fungiert Schreuder aktuell als Assistent seines Landsmannes Ronald Koeman. Die Alternativen zu Schreuder lauten Dino Toppmöller oder Xaver Zembrod. Letztere arbeiteten aktuell noch für RB.
Ob sie eine Freigabe erhalten, steht noch nicht fest.