Ein Genie braucht Zeit: Hansi Flick nimmt Bayerns Topstar Leroy Sané in Schutz
München - Rekordoffensive trifft auf Vize-Rekordoffensive. Und nein - Überraschung -, das Duell der beiden besten Bundesliga-Ballermännerteams lautet nicht FC Bayern gegen RB Leipzig, sondern Bayern gegen Union Berlin. An den ersten zehn Spieltagen trafen die Münchner 34 Mal (neuer Bundesliga-Rekord), Union wie auch Borussia Dortmund 22 Mal. Während die Köpenicker im Heimspiel am Samstag auf ihren besten Schützen Max Kruse (sechs Tore) wegen Verletzung verzichten müssen, hat Bayerns Chefcoach Hansi Flick die für einen Trainer herrliche Qual der Wahl.
Robert Lewandowski, der wegen muskulärer Problemchen auf das Champions-League-Spiel gegen Lokomotive Moskau (2:0) verzichten durfte, ist laut Flick "zu 100 Prozent einsatzfähig". Doch wer wird ihn - abgesehen von Freigeist-Zehner Thomas Müller - über die Außen mit Vorlagen versorgen? Es sieht danach aus, dass Flick erneut seine 1-A-Besetzung aufs Feld im Stadion "An der Alten Försterei" schickt. Also Kingsley Coman und Serge Gnabry, der am Mittwoch gegen Moskau nach seiner Einwechslung zur Pause für Schwung und Zug zum Tor sorgte.
Kingsley Coman zeigt konstant Top-Leistungen
Gnabry (25) war in den letzten drei Partien Joker, kam auf nur 102 Einsatzminuten. Schonung durch Teilbelastung. Auf dem anderen Flügel darf Kingsley Coman (24) ran, der den Spitznamen "King" spätestens seit seinem Goldenen Tor im Champions-League-Endspiel gegen Paris St.-Germain zurecht trägt. In den letzten beiden - tabellarisch unwichtigen - Gruppenspielen der Königsklasse wurde der Franzose geschont. Bei Union soll Coman seine Stärken wieder ausspielen - und das in der für ihn neuen Konstanz, die er seit Wochen zeigt.
"Das Entscheidende ist, dass er Vertrauen in seinen Körper und seine Stärken hat. Es kommt ihm zugute, dass er topfit ist", sagte Flick am Freitagmittag: "Er macht in der Defensive stark mit, geht sofort ins Gegenpressing und hat aktuell viele Torbeteiligungen. Das will man von einem Außenspieler sehen. Daher ist er für mich einer der Besten auf dieser Position."
Hansi Flick sieht "enorme Steigerung" bei Leroy Sané
Bei Bayern? In Europa? Weltweit? Darauf ging Flick nicht ein. Fünf Tore und sieben Vorlagen bei zwölf Pflichtspieleinsätzen stehen in Comans Klassenbuch der laufenden Saison. Bei Neuzugang Leroy Sané (24) sind die Werte nicht viel schlechter: fünf Treffer, drei Assists in 13 Pflichtspielen.
Und dennoch hinkt der Nationalspieler leistungsmäßig etwas hinterher, wie gegen Moskau zu erkennen war. Flick verteidigte Sané nun erneut, erwähnte den Kreuzbandriss im August 2019 und die Kapselverletzung Ende September (fünf Spiele Pause): "Ich erlebe ihn als sehr selbstkritischen Menschen. Er hat in den letzten Wochen eine gute Entwicklung gemacht. Ich sehe eine enorme Steigerung in seiner Qualität." Bei Union wird Sané jedoch neben Oldie-Leihgabe Douglas Costa (30) nur die Joker-Rolle bleiben.
Herbert Hainer: Man muss Sané Zeit geben
Mit Boni hat Bayern rund 50 Millionen Euro Ablöse an Manchester City für Sané überwiesen. Präsident Herbert Hainer sieht das Potenzial des Sommer-Königstransfers noch längst nicht als ausgeschöpft an.
"Ich glaube, dass Leroy Sané deutlich mehr kann", sagte Hainer bei "Sport1" und versicherte, beim FC Bayern seien nach der Verletzungshistorie und der Eingewöhnungszeit "alle von seinem Potenzial überzeugt. Er hat geniale Dinge an sich. Man muss ihm Zeit geben." Macht Flick.