"Ein bisschen träumen" mit dem FC Bayern

Der FC Bayern fühlt sich bereit für den großen Wurf in der Champions League. Die Nacht von Lissabon geriet zur Hoeneß-Show, doch das mahnende Beispiel Barcelona verhinderte Überschwang.  
von  sid
Bankett der Sieger: Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern, mit den Profis Thomas Müller, Philipp Lahm und Manuel Neuer (von links).
Bankett der Sieger: Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern, mit den Profis Thomas Müller, Philipp Lahm und Manuel Neuer (von links). © www.twitter.com/fcbayern

Der FC Bayern fühlt sich bereit für den großen Wurf in der Champions League. Die Nacht von Lissabon geriet zur Hoeneß-Show, doch das mahnende Beispiel Barcelona verhinderte Überschwang.

München - Uli Hoeneß hatte ein Leuchten in den Augen, als sein Freund Karl-Heinz Rummenigge am Ende eines hoch emotionalen Europacup-Abends plötzlich offen von Münchner Titelträumen sprach.

"Uli, wir erwarten, dass du mit deiner Frau Susi jetzt auch im Halbfinale dabei bist", rief der Bayern-Boss dem ganz besonderen "Glücksbringer" bei seiner Bankettrede zu, "und dann hoffen wir, dass die Reise eine Runde weitergeht, nach Mailand!" Dort findet am 28. Mai das Champions-League-Finale statt.

Sehen Sie hier: So erlebte Uli Hoeneß das 2:2 in Lissabon

Und der FC Bayern, das strahlten alle seine Vertreter nach dem schwer erkämpften 2:2 (1:1) im Viertelfinal-Rückspiel bei Benfica Lissabon aus, soll dabei sein. "Ich glaube, ohne Arroganz darf man ein bisschen träumen heute Abend", sagte Rummenigge im eher schlichten Ballsaal des noblen Teamquartiers Four Seasons Hotel Ritz. "Wir haben das große Ziel Mailand und sollten alle versuchen, dieses große Ziel nach 2001 auch 2016 zu erreichen".

Lesen Sie hier: König Vidal ist wieder da

Vor 15 Jahren hatte der deutsche Rekordmeister im Giuseppe-Meazza-Stadion seinen vierten von inzwischen fünf Titeln geholt. Auf dem Weg zu Nummer sechs wollen sie sich weder von Rekordsieger Real Madrid, dessen Stadtrivale Atlético oder Manchester City, dem künftigen Klub von Trainer Pep Guardiola, aufhalten lassen.

 

 

"Es tut mir leid für die anderen", sagte Guardiola nach dem fünften Halbfinal-Einzug der Bayern in Serie mit Blick auf die Auslosung am Freitag (11.30 Uhr, im AZ-Liveticker) in Nyon, "aber wir sind da!"

Lesen Sie hier: So kassieren die Bayern in der Königsklasse ab

Nach dem Triumph von Wembley 2013 mit Triple-Coach Jupp Heynckes scheiterten die Münchner unter Guardiola zwei Mal krachend in der Vorschlussrunde. Diesmal soll der große Wurf gelingen. "Wenn man unter den letzten Vier in Europa steht, will man mehr. Es ist noch nicht zu Ende", sagte Kapitän Philipp Lahm.

 

Sammer: "Wir brauchen Topniveau"

 

Torhüter Manuel Neuer fügte nach dem ausgelassenen Tänzchen vor dem Auswärtsblock im Estadio da Luz an: "Uns Spielern reicht das nicht, wir wollen immer nach ganz oben, das ist unser Ziel."

Lesen Sie hier: Das sind die potentiellen Halbfinal-Gegner

Dennoch: Als Rummenigge seinen Rotwein erhob und mit dem von rund 250 Gästen mit Sprechchören gefeierten Rückkehrer Hoeneß anstieß, der wie selbstverständlich am Vorstandstisch neben Guardiola saß, war keine Überheblichkeit zu spüren. Das überraschende Aus von Titelverteidiger FC Barcelona war allen Warnung genug.

"Wir brauchen Topniveau", betonte Sportvorstand Matthias Sammer. Wohl wissend, dass der Mannschaft erneut Leichtigkeit und Glanz fehlten, ergänzte Guardiola: "Die Leute wissen nicht, wie kompliziert dieser Wettbewerb ist." 

 

Rummenigge: "Das ist große Klasse"

 

"Stand jetzt haben wir noch nichts in der Hand", mahnte Sammer. Er sehe gute Titelchancen, "aber nur mit den richtigen Gedankengängen". Mentale Bereitschaft, Teamgeist, Begeisterungsfähigkeit, Selbstkritik seien gefragt.

Rummenigge wehrte sich dagegen, ein Haar in der Suppe zu suchen. "Wir gewinnen - und zwar in einer Kontinuität, wie das beim FC Bayern nicht immer der Fall war. Und wir sind in allen drei Wettbewerben wunderbar unterwegs. Das ist große Klasse", sagte er in Richtung der Kritiker.

Spätestens in Mailand sollen sie endgültig zum Schweigen gebracht werden.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.