Ego-Aktionen gegen Mainz? Tuchel kritisiert Bayern-Kapitän Müller

Thomas Müller hat mit dem FC Bayern bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Unter Thomas Tuchel ist der 121-fache Nationalspieler aber nicht mehr unantastbar. Nach der Bayern-Pleite in Mainz kritisiert der Bayern-Coach den Publikumsliebling deutlich.
von  AZ
Bayern-Trainer Thomas Tuchel (r.) hat Kapitän Thomas Müller nach dem Spiel in Mainz kritisiert. (Archivbild)
Bayern-Trainer Thomas Tuchel (r.) hat Kapitän Thomas Müller nach dem Spiel in Mainz kritisiert. (Archivbild) © imago/Ulmer/Teamfoto

Mainz/München - Das Verhältnis zwischen Trainer Thomas Tuchel und dem Publikumsliebling des FC Bayern, Thomas Müller, gleicht bisher einer Achterbahnfahrt. Nach dem Knallerstart – Müller erzielte beim Tuchel-Debüt gegen Borussia Dortmund einen Doppelpack – folgten zuletzt Bankplätze in den Champions-League-Partien gegen Manchester City. 

Auf der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel beim FSV Mainz 05 lobte der Coach seinen 33-jährigen Offensivmann und outete sich zum wiederholten Male als "riesiger Müller-Fan". Nach der 1:3-Niederlage bei den Mainzern war von dieser Zuneigung jedoch nicht mehr viel zu spüren. 

Müller übersah freien Cancelo: Trainer Tuchel übt Kritik

Tuchel ging im Sky-Interview nach dem Spiel mit Müller (AZ-Note 5) hart ins Gericht: "Normalerweise macht er aus den Positionen, in denen wir ihn heute gefunden haben, zwei bis drei Torvorlagen." Der FCB-Coach ging sogar noch weiter und machte Müller mitverantwortlich, dass die Bayern erneut eine Führung aus der Hand gaben.

Laut Tuchel fehlte "die Effektivität, die Sache für uns zu entscheiden". Ein Grund soll Müllers Eigensinn gewesen sein: "In der Phase in Halbzeit zwei, in der wir richtig gut waren, hat er zweimal geschossen, wo mindestens einmal João Cancelo komplett frei ist, um das 2:0 zu machen und das Spiel zu beenden."

Thomas Müller selbstkritisch: "Habe viele Fehler gemacht"

Der Bayern-Trainer wollte jedoch nicht komplett den Stab über seinen Schützling brechen: "Es war heute einfach nicht sein Tag." Das sah auch Müller selbst so: "Ich habe sehr viele Fehler gemacht, war mit dem Ball sehr unsauber."

Auch an die von seinem Coach angesprochene Szene erinnerte sich der gebürtige Oberbayer selbstkritisch: "Einmal hätte ich Joao links mitnehmen können, wo ich mich für den Abschluss entscheide. Und statt 2:0 für uns, steht es auf einmal 3:1 für Mainz."

FC Bayern ohne Energie bei Niederlage gegen Mainz 05

Den dritten Gegentreffer bezeichnete Müller als K.-o.-Schlag für sein Team: "Wir hatten nicht mehr die Kraft oder Energie, um zurückzukommen. Das 3:1 hat uns das Genick gebrochen." Die Formkrise des FC Bayern kann sich der Routinier auch nicht erklären: "Ich bin etwas ratlos."

Auch der Coach der Münchner bemerkte die Kraftlosigkeit seines Teams: "Ich spüre keine Energie, wir können uns nicht mehr aufbäumen. Wir spielen wie eine Mannschaft, die schon 80 Spiele gemacht hat, wir wirken ausgelaugt."

"Gas gegeben": Bayern-Trainer Tuchel sieht gute Trainingsleistungen von Müller

Müller kommt in dieser Saison jedoch bislang "nur" auf 35 Pflichtspiele für die Bayern. Für die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft im März wurde der Weltmeister von 2014 nicht nominiert. Frisch genug sollten Müllers Beine also eigentlich sein. 

Die Trainingsleistungen sprechen ebenfalls für den Offensivmann. Nachdem er ihn in den wichtigen Spielen gegen Manchester City auf die Bank verfrachtet hatte, lobte Tuchel Müllers Reaktion: "Er hat richtig Gas gegeben im Training und das beste Signal von allen gesendet."

Tuchel: "Thomas Müller verdient eine besondere Behandlung"

Müller habe eine "Undefinierbarkeit in Weltklasse-Ausprägung", schwärmte der FCB-Coach, der Müller in Bundesliga und DFB-Pokal bisher stets in die Startelf beorderte. "Die Spiele gegen Manchester City waren einfach die einzigen, die nicht zu ihm gepasst haben."

Das hatte Tuchel mit Müller zuvor im Vieraugengespräch besprochen: "Es war eine harte Entscheidung. Aber Thomas hat meinen maximalen Respekt. Deswegen wird er so eine Entscheidung auch immer von mir persönlich hören. Er verdient da eine besondere Behandlung von mir."

Hamann prognostiziert Müller-Abgang beim FC Bayern

Klingt eigentlich nach einem harmonischen Miteinander von Tuchel und Müller, der in Abwesenheit des verletzten Manuel Neuer das Kapitänsamt ausführt. Doch nicht alle trauen dem Frieden. TV-Experte Didi Hamann geht sogar so weit, einen Abgang von Urgestein-Müller, der seit 23 Jahren im Verein ist, ins Spiel zu bringen: "Unter Tuchel wird Thomas Müller nächste Saison kein Bayern-Spieler mehr sein."

Vertrag hat Müller noch bis 2024, seinen Liebling wird Tuchel doch wohl nicht schon im Sommer vergraulen...

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