Interview

Edmund Stoiber im AZ-Interview: Julian Nagelsmann soll "mehrere Musialas" entwickeln

Das Mitglied des Aufsichtsrats des FC Bayern spricht exklusiv in der AZ über den zukünftigen Münchner Trainer Nagelsmann und den Abgang von Flick. "Keine einfache Situation für die Bayern-Familie."
Julian Buhl |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Bayerns großes Juwel: Der erst 18-jährige Jamal Musiala, hier nach seinem ersten von zwei Treffern gegen den VfL Wolfsburg.
Bayerns großes Juwel: Der erst 18-jährige Jamal Musiala, hier nach seinem ersten von zwei Treffern gegen den VfL Wolfsburg. © sampics / Stefan Matzke

München - Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sitzt im  Aufsichtsrat des FC Bayern. Die AZ hat mit ihm gesprochen.

AZ: Herr Stoiber, der FC Bayern hat eine ereignisreiche Woche hinter sich mit zwei großen Trainerentscheidungen: Hansi Flick wird den Verein verlassen - und Julian Nagelsmann sein Nachfolger. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
EDMUND STOIBER: Es war sicher keine einfache Situation. Für die Bayern-Familie war die öffentliche Auseinandersetzung um die Vertragsauflösung von Hansi Flick ungewohnt und emotional. Aber man kann sagen: Ende gut, alles gut. Julian Nagelsmann ist ein großartiger Trainer, der auch mit vollem Herzen und all seinen Fähigkeiten bei seinem Lieblingsklub dabei ist. Es sind natürlich auch große Zukunftserwartungen an ihn gerichtet, gerade im Hinblick auf die Nachwuchsarbeit, sozusagen wieder mehrere Musialas zu bekommen (lacht).

Edmund Stoiber, Aufsichtsrat des FC Bayern.
Edmund Stoiber, Aufsichtsrat des FC Bayern. © Tobias Hase/dpa/Archivbild

Bedauern Sie gleichzeitig auch Flicks Abschied? Er hat die Mannschaft in der vergangenen Saison immerhin zu gleich sechs Titeln geführt.
Das ist so überragend, dass man dies gar nicht erläutern muss. Mit diesen sechs Titeln und hoffentlich der erneuten Meisterschaft ist er der erfolgreichste Trainer in der über einhundertzwanzigjährigen Geschichte des FC Bayern München, was ich so nicht erwartet habe. Ich halte sehr viel von ihm, er hat auch wirklich gut zu Bayern gepasst und - nachdem er von Niko Kovac übernommen hat - aus der Mannschaft, wie auch viele Trainer und Journalisten national und international sagten, die beste der Welt gemacht. Er ist ein Trainer, der ohne großes Gehabe bei den Fans auch weiterhin unglaublich beliebt ist. Aber jetzt ist die Diskussion beendet, mit einer neuen großen Zukunftsperspektive. Jetzt schauen wir in die Zukunft. Ich wünsche Hansi Flick alles Gute, wo immer er auch hingehen wird. Der DFB hat ja großes Interesse bekundet.

Lesen Sie auch

Flick hat sich beim DFB bewiesen

Heißt das, dass Sie fest davon ausgehen, dass dieser Schritt nun auch zeitnah folgen wird?
Es würde mich nicht überraschen. Hansi Flick hat schon 2014 bei der Weltmeisterschaft als Löws Co-Trainer seine Qualität bewiesen. Bundestrainer zu werden, ist für ihn wohl deshalb auch eine große Chance. Was er beim DFB geleistet hat, hat ja auch zu seiner überraschenden Verpflichtung als Co-Trainer von Kovac geführt. Das war eine weise Entscheidung von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß. Die Entwicklung heute haben sich vor einem halben Jahr sicher nur wenige vorstellen können.

Gab es also keine Versuche mehr, Flick noch mal umzustimmen und ihn doch bei Bayern zu halten?
Es hat sich halt so ergeben. Hansi Flick wird immer mit dem FC Bayern verbunden bleiben als extrem erfolgreicher und sympathischer Trainer. Und jetzt drücke ich Julian Nagelsmann alle Daumen. Das ist ein exzellenter und besonders junger Trainer mit einer großen Perspektive, die Entwicklung des FC Bayern auf höchstem Niveau weiter positiv zu gestalten.

Lesen Sie auch

War Nagelsmann, wenn man mit Flick seinen Erfolgstrainer schon gehen lassen muss, in dieser Situation die absolute Wunsch- und Toplösung, für die man dann eben auch ziemlich tief in die Tasche greifen musste?
Die schnelle Verpflichtung von Julian Nagelsmann hat doch gezeigt, dass beide Seiten größtes Interesse aneinander haben. Er kommt aus der Bundesliga und kennt den deutschen und internationalen Fußball aus dem Effeff. Er ist mit seinen 33 Jahren ein außerordentlich junger, aber trotzdem schon erfahrener Trainer, der die Mannschaft motivieren, weiterentwickeln und vor allen Dingen viel aus jungen Leuten machen kann.

War die Rekordablösesumme, die für Nagelsmann fällig wird, ein Thema, das im Aufsichtsrat auch kontrovers diskutiert wurde?
Der Vertrag von Julian Nagelsmann ist vom Aufsichtsrat bereits einmütig gebilligt.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • rosa kuntz am 03.05.2021 14:22 Uhr / Bewertung:

    Man sollte die Erwartungen an Julian Nagelsmann mal nicht so hochschrauben. Was RB Leipzig anbelangt, hat er eine von Ralf Rangnick hervorragend entwickelte und eingespielte Mannschaft übernommen. Beim FC Bayern München tritt er in große Schuhe, die ihm Hansi Flick hinterlässt.
    Darüberhinaus wird er auch was die Spieler anbelangt, eine eingespielte Mannschaft, die so viele Titel wie außer ihr nur der FC Barcelona je gewonnen hat, übernehmen. Da ist viel Demut und Einfühlungsvermögen vom Trainer gefordert. Da muss eher er die Mannschaft überzeugen als umgekehrt. Ich wünsche dem Vorhaben trotz meiner Skepsis im sportlichen und menschlichen Sinne dennoch alles Gute und Erfolg.

  • Federseelöwe am 03.05.2021 11:02 Uhr / Bewertung:

    Korrekterweise müsste er sagen: weitere Musialas einkaufen, denn "entwickelt" wurde er ja in England.

  • Graf Rotz von Falkenschiss am 03.05.2021 18:11 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Federseelöwe

    Egal wie und was, aber bitteschön der Stoiber hat doch null Ahnung. Er ist doch nur dazu da um U. Hoeneß Ideen mit abzunicken.
    Wenn Politiker in einem Verein mitschnabeln dann geht das meistens schief, z.B. Riedl bei den Löwen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.