Die Bayern gegen die Wölfe: Revanche!
München - Die Spielplangestalter der DFL haben den Bayern-Profis dieses Jahr keinen Gefallen getan. Am 4. Oktober, dem letzten Wiesn-Sonntag, geht es gegen Borussia Dortmund. Jener Tag wäre der perfekte Termin für den jährlichen Besuch beim „Käfer“ gewesen. Fällt flach. Nun geht es am 1. Oktober, also drei Tage vor dem Spitzenspiel, aufs Oktoberfest. Dort heißt es dann: Die Krüge flach halten. Angezogene Handbremse ergibt Spaßbremse.
Wenn ein Profi vorher privat auf die Wiesn geht? „Wenn ihre Beine dann müde sind, ist es ihr Problem“, sagte Trainer Pep Guardiola am Montagnachmittag, „ich vertraue ihnen. Sie sind Profis, erwachsene Menschen. Ich bin nicht hier, um sie zu kontrollieren. Ich bin der Trainer, nicht der Vater meiner Spieler.“ Klare Ansage. Eigenverantwortung ist gefragt.
Auch am Dienstag, im ersten Spitzenspiel der Saison, wenn es gegen Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg (20 Uhr, Sky live, Liveticker auf az-muenchen.de) geht. Der Revanchegedanke muss aus der Truppe heraus entstehen. Denn Guardiola gibt sich gelassen. Der Supercup? Die Niederlage nach Elfmeterschießen am 1. August? „Das kann passieren.“ Das 1:4 Ende Januar in der Bundesliga? „Wir sind am Ende trotzdem Meister geworden.“
Stimmt, aber die Ball-flach-halten-Mentalität ist nur geflunkert. Ein wenig. Natürlich ist der (An-)Reiz besonders groß, den Wolfsburgern zu zeigen, wie die wahren Kräfteverhältnisse der Republik sind. Guardiola: „Die Leute wollten immer Konkurrenten für den FC Bayern. Nun sind sie da. Glückwunsch!“ Und nicht nur Wolfsburg. „Alle wissen, dass wir dieses Jahr nicht noch einmal mit so großem Abstand Meister werden“, erklärte der Coach, „auch wegen Dortmund.“ Und man rechne noch mit Schalke und Leverkusen. Mit Mönchengladbach eher nicht mehr, die erwähnte Guardiola nicht.
Bayern gegen Wolfsburg – der neue Klassiker der Liga. Nur auf Zeit, weil der BVB eine Renaissance unter Trainer Thomas Tuchel erlebt? Betrachtet man die Heimbilanz der Bayern gegen die Wölfe, ist die Sache klar. 13 Mal gewannen die Münchner zuletzt hintereinander, plus drei Mal im DFB-Pokal. Im Dezember 2001 gab es ein 3:3 im Olympiastadion. Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking hat zuletzt im November 2006 gegen Bayern gewonnen (damals 1:0 mit Hannover), seitdem sieben Pleiten mit seinen Klubs erlebt. Vielleicht sagte er nun deshalb im „kicker“: „Ich war nie ein Bewunderer des FC Bayern. Dem, was dort überragend geschaffen wurde, gilt allerdings mein größter Respekt.“
Gerade noch die Kurve gekriegt. Als Vizemeister gibt sich Hecking keck: „Ich habe immer gesagt, dass wir an guten Tagen mit Bayern mithalten können. Das braucht aber Mut und Entschlossenheit.“ Und Angriffslust. „Wir dürfen uns nicht überrumpeln lassen. Wir müssen von der ersten Minute voll da sein“, forderte der 51-Jährige, „wir müssen trotz ihres Pressings eigene Nadelstiche setzen. Sonst gehst du da unter.“ Dagegenhalten ist die Strategie. „Bayern hat zu Hause in der Regel 70 Prozent Ballbesitz. Wenn wir es auf 40 oder 45 Prozent bringen, ist es gut. Dann halten wir sie auch vom Tor weg.“
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Ein schlauer Plan? „Wir brauchen unsere beste Leistung“, sagte Guardiola, der anfügt: „Wir kennen ihre Spielweise, sie haben das in den letzten beiden Jahren Wahnsinn gemacht.“ Doch nun fehlt den Wölfen Kevin De Bruyne, der Ende August für die Rekordablösesumme von 75 Millionen zu Manchester City gewechselt ist.
Welche Pleite ihm mehr weh getan habe, fragte die AZ gestern Guardiola: „Der Supercup oder das 1:4?“ Schnelle Antwort: „Der Supercup! Ein Titel ist ein Titel.“ Er fügte hinzu: „Daher wird auch das nächste Spiel Ende Oktober im DFB-Pokal wichtiger als dieses Bundesliga-Duell.“ Aber wer will schon mit drei Niederlagen anno 2015 ins Pokal-Duell gehen? Sollen doch lieber mal wieder die Wölfe in der Revanche- Position sein.