Die Akte Sammer: Das Best of seiner Ausraster
München - Die letzten vier Resultate des SV Werder Bremen gegen den FC Bayern: 0:6, 2:5, 0:7, 1:6 – ein Debakel nach dem anderen, wahre Eishockey-Ergebnisse. Nun ist auch noch der Puck-Zoff kurz vor dem Nord-Süd-Duell zwischen den Hanseaten und den Münchnern am Samstag in Bremen (15.30 Uhr, Sky live, Liveticker auf az-muenchen.de) ausgebrochen.
Der Schlagabtausch – Wertung: übertriebene Härte – im Rückspiegel: Bremens Sportdirektor Thomas Eichin, einst Geschäftsführer beim Eishockey-Klub Kölner Haie, unterstellte der deutschen Schiedsrichter-Gilde zu viel Ehrfurcht vor dem Tabellenführer. Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer konterte: „Wahrscheinlich hat er zwischendurch mal ‘nen Puck an den Kopf bekommen und Spätfolgen jetzt – ist ja durchaus möglich.“
Bayerns Trainer Pep Guardiola hält es grundsätzlich für richtig, dass Sammer sich äußert: „Matthias hat das immer gemacht, er wird diesen Verein, unsere Spieler verteidigen. Er wird das auch in Zukunft machen.“ Er selbst wollte den Schlagabtausch nicht kommentieren. Guardiola sagte: „Mein Job ist die Mannschaft, ich muss sie immer auf die Spiele vorbereiten, alle drei Tage.“
Für Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, ehemals Fifa-Referee, der wegen des Erreichens der Altersgrenze seine Karriere im Sommer beenden muss, eine knifflige Aufgabe. Wie für Matthias Sammer. Kann er ruhig und gelassen bleiben, wenn es zum Beispiel einen unberechtigten Elfmeter oder Platzverweis gegen seine Bayern gibt?
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Im Juli 2012 wurde der ehemalige Trainer und DFB-Sportdirektor von Uli Hoeneß zum FC Bayern geholt. Eben, um mal die Abteilung Attacke, einst Hoeneß’ Metier, und ein anderes Mal den Blitzableiter zu geben. Auch an der Seitenlinie steckt Sammer gerne das Revier seines Arbeitgebers ab, siehe den Nase-an-Nase-Zoff mit Dortmunds Trainer Jürgen Klopp im Mai 2013.
Die AZ hat die „Akte Sammer“ zusammengetragen:
Mai 2013: BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wirft dem FC Bayern beim Wechsel von Mario Götze schlechten Stil vor: Er sei nicht von den Bayern über Götzes Wechsel informiert worden. „Solche Dinge muss man vorbereiten. Viele Dinge laufen über den Berater. Wir sind auch auf Wünsche der Familie Götze eingegangen. Das war mehr als korrekt“, widerspricht Sammer.
Mai 2013: Der ehemalige DFB-Sportdirektor Sammer sagt zur Diskussion um seinen scheidenden Nachfolger Robin Dutt: „In Zukunft muss die Position viel höher angesiedelt werden, sonst werden sie keinen guten Idioten mehr finden. Ich weiß, das hier ist der verkehrte Weg, aber bisher hat keiner gehört.“ Beim DFB sorgten diese Worte für Verstimmung. „Ich halte die Aussagen für nicht gut. Und das habe ich ihm auch schon so gesagt“, sagt DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock.
März 2014: Sammer wird zur Dominanz der Bayern befragt: „Vielleicht sind wir von der Qualität, aber auch von der Mentalität im Moment anderen überlegen. Und vielleicht ist das die Message nach draußen: Wird denn woanders auch jeden Tag akribisch trainiert, als würde es kein Morgen geben?“ Das Liga-Echo lässt nicht lange auf sich warten: „Ich finde es ganz wichtig im Leben, dass man das Glück, das man hat, auch erkennt. Ich an Matthias Sammers Stelle würde jeden Morgen, bevor ich das Bayern-Trainingsgelände betrete, Gott danken, dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, mich dazuzunehmen“, sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp.
Hannovers Manager Dirk Dufner bezeichnet Sammers Aussagen als „hochgradig arrogant“ und empfand es als „Frechheit, den anderen Mannschaften zu unterstellen, sie würden nicht genug trainieren“. Mainz-Manager Christian Heidel spottet: „Wenn wir auch die Möglichkeit hätten, in zwei Jahren für 130 Millionen Spieler zu kaufen, werden wir auch ohne die Ratschläge von Matthias Sammer Meister. So schwer ist das nicht.“
Mai 2014: Borussia Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl stößt das Werben der Bayern um Top-Talent Sinan Kurt sauer auf: „Es gehört sich nicht, einen minderjährigen Spieler mit Vertrag und ohne Ausstiegs-Klausel anzusprechen – ohne vorher den Verein zu informieren“, sagt Eberl und erklärt: „Ich hätte von Matthias Sammer erwartet, dass er mich auf Sinan Kurt anspricht, wenn wir schon dreimal miteinander telefonieren. Gerade von ihm, der beim DFB immer gefordert hat, dass man sich vor allem im Nachwuchsbereich an die Spielregeln hält.“
Sammer schießt zurück: Es sei „sehr armselig“, wie Eberl sich geäußert habe, der lediglich sein größtes Talent nicht verlieren wollte.