DFB-Pokal: Bayern quält sich zum Sieg beim Provinzclub SV Drochtersen

In der ersten Runde des DFB-Pokals setzt sich der FC Bayern bei Regionalligist Drochtersen/Assel nur mit viel Mühe mit 1:0 durch. Trainer Niko Kovac kritisiert: "Wir waren handlungslangsam."
von  Maximilian Koch
Der FC Bayern müht sich zu einem 1:0 Sieg gegen den Provinzclub SV Drochtersen.
Der FC Bayern müht sich zu einem 1:0 Sieg gegen den Provinzclub SV Drochtersen. © dpa

München - Rigo Gooßen ist noch heiser, als ihn die AZ am Sonntagmittag erreicht. "Bis in den frühen Morgen" sei der tolle Pokalauftritt gegen den FC Bayern zelebriert worden, sagt der Vereinspräsident des Regionalligisten SV Drochtersen/Assel: "Es war eine riesige Gaudi." Wohl verdient!

Nach der Show auf dem Rasen ging's gleich weiter zur Party ins Vereinsheim, wo mehrere hundert Fans dem Team von Trainer Lars Uder zujubelten. "Selten habe ich eine Niederlage so gefeiert", sagt Gooßen, stolz und müde zugleich: "Als ich heute Morgen aufgewacht bin, konnte ich es immer noch nicht richtig glauben. Jeder hätte dieses Ergebnis vorher unterschrieben."

0:1 unterlagen die Norddeutschen in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen die großen Bayern, nur 0:1. Erst in der 81. Minute lenkte Robert Lewandowski einen Schuss des eingewechselten Leon Goretzka ins Tor.

Trotz Bestbesetzung: Bayern hat Schwierigkeiten

"Unter dem Strich zählt nur das Weiterkommen", sagte Bayern-Trainer Niko Kovac. Doch das Münchner Star-Team hatte tatsächlich Dusel gegen den Dorfklub: In der 33. Minute musste Torhüter Manuel Neuer sogar einen Schuss des frei stehenden Florian Nagel parieren. "Wir waren handlungslangsam. Vom Kopf bis nach unten hat es etwas gedauert", kritisierte Kovac sein Team, das in Topbesetzung aufgelaufen war: "Das war ein Spiel, wie es im Pokal passiert. Wir wollten das eigentlich nicht und waren gewarnt."

Doch die Studenten und Handwerker des Regionalligisten zeigten keinerlei Furcht vor den großen Namen aus München, sie warfen sich in jeden Zweikampf und Schuss. Franck Ribéry brauchte bei der Vorlage zum Siegtreffer schon einen Augenwischer, um Drochtersens Rechtsverteidiger Meikel Klee abzuschütteln. Klee ist hauptberuflich Maurer, er hört auf den Spitznamen "Mörtel". Am Samstagnachmittag aber ärgerte er Weltstar Ribéry.

Nach Drochtersen/Assel ist vor Hoffenheim

"Für Bayern München ist es fast schon eine Blamage, wenn man nur 1:0 gewinnt", sagte Joshua Kimmich: "Wir sind vieles schuldig geblieben, das müssen wir nächste Woche besser machen." Schon am Freitag (20.30 Uhr) wartet mit der TSG Hoffenheim zum Bundesligastart ein sehr starker Gegner. Julian Nagelsmann, der Coach der Hoffenheimer, gab jüngst die Meisterschaft als Ziel aus. "Ich strebe immer nach dem Maximalen. Und das Maximale ist der Titel", sagte er: "Aber es wird schwer." Ziemlich selbstbewusst! Hoffenheim gewann zum Pokalauftakt souverän mit 6:1 in Kaiserslautern.

Von einem solchen Ergebnis waren die Bayern in Drochtersen weit entfernt. "Das war natürlich sehr minimalistisch von uns", sagte Kapitän Neuer. Der Keeper erfreute sich zumindest an der schönen Natur nahe der Elbe. "Ich bin an vielen Apfelbäumen vorbeigefahren und habe gesehen, dass es noch nicht so weit ist mit der Ernte."

Und mit der Reife des Bayern-Spiels? Unklar vor dem Start in der Liga. Nach dem überzeugenden Auftritt im Supercup gegen Eintracht Frankfurt (5:0) war das Pokalspiel ein Rückschritt. "Wir haben noch ein bisschen was zu tun", sagte Kovac. Tempo, Spielwitz und Tordrang gingen seinem Team am Samstagnachmittag ab. Für kreative Momente könnte gegen Hoffenheim Spielmacher James Rodríguez sorgen. Auch Weltmeister Corentin Tolisso und Kingsley Coman sind Optionen für die Startelf.

Präsident Uli Hoeneß wollte die maue Pokalleistung aber nicht überbewerten. "Vergessen wir das Spiel mal. Unsere Spieler haben geschaut, dass sie sich nicht verletzen, damit sie Freitag gegen Hoffenheim fit sind", vermutete er.

Hoeneß war in Drochtersen übrigens nicht vor Ort, das Treffen an der Wurstbude, das sich Rigo Gooßen gewünscht hatte, fiel also aus. "Nicht so schlimm", sagte der Präsident des Regionalligisten der AZ. "Es wurden auch so einige Hände geschüttelt." Richtig ärgerlich: Chaoten im Bayern-Block warfen Klopapier-Rollen aufs Spielfeld und verwüsteten die Tribüne. "Das wird einiges kosten", sagte Gooßen. Ein kleiner Party-Dämpfer an einem sonst unvergesslichen Wochenende.

Bayern-Fans lassen Toilettenrollen fliegen

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