Der FC Bayern und Dortmund im Generationen-Duell

München - Normalerweise kommt der Supercup Anfang August als Anschmecker auf die neue Saison daher, als Gruß aus der Küche Bundesliga. Das Duell Bayern gegen Dortmund bildet für die Stars immer eine große Bühne.
In Zeiten von Corona ist dieses Duell am Mittwoch kein Schaulaufen, dennoch ein interessanter Vorgeschmack auf das Duell zweier Generationen, das die Saison prägen könnte. "Dortmund hat eine fantastische, sehr junge Mannschaft, aber auch sehr viel Erfahrung in den Reihen", erklärte Bayern-Trainer Hansi Flick und umriss damit die großen Stärken der Schwarz-Gelben: "Sie spielen attraktiven Fußball, mit starkem Zug in der Offensive. Das gefällt mir. Wir können uns mit den Besten in Deutschland messen. Dieses Spiel wird uns weiterbringen."
Kimmich: Das macht die neue Bayern-Generation aus
Aber welche Generation setzt sich durch? Da ist auf der einen Seite Bayerns 95/96er Jahrgang mit Joshua Kimmich, Niklas Süle, Serge Gnabry, Leon Goretzka (alle 25) sowie Leroy Sané (24), der wegen einer Kapselverletzung bis zu drei Wochen fehlen wird.
"Es ist nicht wirklich zu beschreiben, was man empfindet, wenn man mit so einer Truppe auf dem Platz steht, wenn man mit Brüdern so einen Titel gewinnt. Das ist das Größte, was man erreichen kann", sagte Joshua Kimmich, der - in Anführungszeichen - Anführer der Gruppe nach dem Champions-League-Triumph.
Nach einem gemeinsamen Merkmal des Jahrgangs 1995/96 befragt, sagte Kimmich kürzlich der "SZ": "Mit Sicherheit der Ehrgeiz, gemeinsam erfolgreich werden zu wollen. Wir haben schon einiges zusammen erreicht, wir waren U-19-Europameister, 2017 haben wir mit der A-Elf den Confed-Cup geholt, jetzt die Champions League gewonnen. Wir wollen alle das Maximale herausholen, und jeder Erfolg macht uns noch hungriger." Es stehe eben "eine Familie auf dem Platz".
Fokus auf Talente: Hoeneß kritisiert Dortmunder Strategie
Oder können sich die jungen Wilden des BVB durchsetzen? Die 2000er Jahrgänge um Jude Bellingham (17), Giovanni Reyna (17), die Real-Leihgabe Reinier (18) plus die Turbo-Stürmer Erling Haaland (20) und Jadon Sancho (20), der aber wegen eines Atemwegsinfektes nicht mitangereist ist. Vor allem den England-Teenager Bellingham hatten die Bayern auch auf dem Transfer-Radar, der Mittelfeldspieler entschied sich für den BVB.
Weil Talente dort die bessere Perspektive haben? Die Dortmunder Personalpolitik ist eine, die Jahr für Jahr einer Wette auf die Zukunft gleicht. Die junge Bande besteht aus hochtalentierten Spielern, die an guten Tagen kaum aufzuhalten sind, denen jedoch auch die Erfahrung großer Spiele fehlt.
Diese Transferpolitik mitsamt der Strategie, Talente zu sichten, zu entwickeln und teuer zu verkaufen, hatte Uli Hoeneß Anfang August als "unklug" bezeichnet. Der Kernvorwurf, verkürzt dargestellt: "Wie soll ein Spieler die DNA eines Vereins aufsaugen, wenn er das Gefühl hat, ein Verkaufsobjekt zu sein?", so Bayerns Ehrenpräsident: "Bei uns gibt es das überhaupt nicht. Wir holen Spieler für Bayern München. Und niemals, um daraus Geschäfte zu machen."
FC Bayern: Wie lassen sich Sancho und Haaland aufhalten?
Der Alleingang der Abteilung Attacke verärgerte den BVB. Präsident Reinhard Rauball zürnte: "Die Aussagen hätte sich Hoeneß besser gespart." Sportchef Michael Zorc empfand Hoeneß' Vorwürfe als "ziemlich arrogant" und "de facto falsch. Grundsätzlich: Wenn man jedes Jahr 250 Millionen Euro mehr in der Tasche hat, lässt es sich mit vollen Hosen gut stinken."
Auf die Frage, wie man Spieler wie Sancho oder Haaland aufhalten könne, wich Flick am Dienstag aus: "Das ist für jede Mannschaft schwer. Aber wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir gegen viele andere Systeme gut und erfolgreich spielen können." Hier das aggressive Gegenpressing der Bayern, dort Dortmunds fulminantes Umschaltspiel. Oder: Die 95er-Generation gegen die 2000er-Bubis.