Der FC Bayern und die unfassbare 50
50 Mal in Folge hat Bayern in der Bundesliga nicht mehr verloren – und alle Gegner durch. „Eine unfassbare Zahl“, sagt Thomas Müller, „man vergisst, wie es sich anfühlt, zu verlieren".
München - Alles klappt halt dann doch nicht beim FC Bayern. Man nehme die Einwechslung von Franck Ribéry beim 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen: Zur Bank geholt, stellte der Franzose dort fest, dass er unter der langen Trainingshose seine kurze Trikothose vergessen hatte, präsentierte also zunächst seine bunten Boxershots der Öffentlichkeit, ehe Philipp Lahm ihn mit vorgehaltener roter Decke vor neugierigen Blicken schützte.
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„Das gehört schließlich zu meinen Aufgaben“, witzelte Lahm, meinte: als Kapitän, und bewunderte Ribérys Unterhosen-Mode: „So etwas Tolles habe ich in meinem Schrank nicht.“ Ribéry entschuldigte sich grinsend mit: „Das ist Franck Ribéry!“ Und als Beobachter war man für diese Art der Abwechslung dennoch dankbar.
Ansonsten war ja wieder alles wie gehabt, trotz der Hoeneß-Trauerspiele: Bayern siegte. Nicht schön, nicht aufregend, aber eben doch verdient. Der 17. Liga-Sieg in Folge – wäre die Bundesliga ein Computerspiel, Trainer Pep Guardiola hätte es durchgespielt, jeden Liga-Konkurrenten hintereinander einmal besiegt. 50 Bundesliga-Spiele sind die Bayern nun ungeschlagen. 44 Siege, sechs Remis. „Eine unfassbare Zahl“, sagte Thomas Müller, „da vergisst man, wie es sich anfühlt, zu verlieren.“ Lahm sagte: „Eine unglaubliche Serie. Was will man mehr?“
Spannung, wäre eine Antwort. Aber dafür sind sie nicht alleinverantwortlich, wie Sportvorstand Matthias Sammer („Wird denn woanders auch jeden Tag akribisch trainiert, als würde es kein Morgen geben?“) angemerkt hatte. Bemerkenswert: Sammer entschuldigte sich nun dafür, zumindest halb. „Den Nachsatz mit den anderen Vereinen hätte ich vielleicht weglassen können“, meinte er zur AZ. Auch wenn Leverkusen nicht den Eindruck gemacht hatte, dadurch angespitzt zu sein: Bayer, immerhin am 28. Oktober 2012 letzter Bayern-Bezwinger, spielte schwach. „Der Gegner wollte gar nicht“, sagte Arjen Robben, spottete: „Eigentlich müssen sie jetzt den Bus wieder vom Platz holen.“ Müller ergänzte: „Es war einschläfernd.“
Zum 24. Mal Meister kann Bayern am Samstag werden - wenn sie gewinnen und Dortmund und Schalke jeweils nicht mehr als ein Remis holen. Es wäre der früheste Titelgewinn aller Zeiten, nochmal zwei Spieltage früher als 2013, auch wenn’s Meisterschale und -feier wie immer erst nach dem letzten Heimspiel am 10. Mai geben wird. Fix machen wollen sie den Titel so schnell wie möglich. „Immer dann, wenn man die Dinge fertig machen kann, macht man sie fertig“, sagt Sammer, „aber wir müssen drauf achten, dass wir nicht unseren Rhythmus verlieren, müssen die Spannung halten.“ Auch wenn’s dann nur noch um die goldene Ananas geht.
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Mit viel Spannung im Fuß hatte derweil Bastian Schweinsteiger gegen Leverkusen den Matchwinner-Posten übernommen, das 1:0 von Mario Mandzukic (44.) mit einer tollen Flanke vorbereitet, das 2:0 selbst mit einem noch tolleren Freistoß erzielt (52.). „Ich freue mich, dass es ein wichtiges Tor war“, sagte er. Lobend erwähnt wurde er von Sammer („bald ist er top, top, top“) und Trainer Pep Guardiola: „Er wird jedes Spiel ein bisschen besser.“ Bei 50 muss ja noch lange nicht Schluss sein.