Sammer über Hoeneß: "Ulis Geist ist immer bei uns"
München - Kaum ist er weg, wird beim FC Bayern darüber geredet, wann er denn zurückkehrt. Den zeitlichen Rahmen für ein Comeback des als Steuerbetrüger verurteilten Uli Hoeneß hat Trainer Pep Guardiola abgesteckt. „Ich hoffe, dass ich noch erleben darf, dass er zurückkommt“, sagte der Star-Trainer. Der Spanier hat einen Vertrag bis 2016.
Könnte klappen. Bei guter Führung. Oder kehrt Hoeneß als Freigänger auf den Präsidenten-Posten zurück?
Beim 2:1 am Samstagabend gegen Bayer Leverkusen fehlte er. Sein Platz (Ehrengastbereich, Reihe 3, Platz 14) blieb leer, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge blickte einige Male traurig zu seiner Linken – doch da war nur ein grauer Sitz. Lehre. In der Reihe vor Rummenigge saß der designierte neue Präsident Karl Hopfner. Eine Zäsur wie selten in der 114-jährigen Bayern-Historie. „Es ist keine Stunde null“, bemühte sich Sportvorstand Matthias Sammer vor allen Mikrofonen klarzustellen, „sein Geist ist immer bei uns.“ Nach 75 Minuten riefen zahlreiche Bayern-Fans nach dem, der nicht da war („Uli Hoeneß, Du bist der beste Mann!“) – irgendwie gespenstisch.
Dem Patron, der am Freitag all seine Ämter beim FC Bayern niedergelegt hatte, wird von vielen Seiten die Tür zu einer Rückkehr weit aufgehalten. „Uli Hoeneß wird immer die Seele des Vereins sein. Was auch immer er machen will, alles ist möglich. Eine Türe ist immer offen“, sagte Aufsichtsrat Edmund Stoiber, der selbst gerne Präsident geworden wäre, aber als Chef des Verwaltungsbeirats dann Hopfner vorschlug. Doch soll der Hoeneß-Nachfolger lediglich ein Platzhalter für ihn sein, wie Insider vermuten? Will man Hopfner erst einmal als Übergangspräsidenten installieren? Mit dem Credo „Zurück in die Zukunft“? Also mit Hoeneß?
Adidas-Chef Herbert Hainer, der am Freitag den Aufsichtsratsvorsitz von Hoeneß bis auf weiteres übernommen hatte, könnte eine Lösung für die Zukunft sein. Oliver Kahn (44) wäre ein Mann fürs operative Geschäft, für den Vorstand – an der Seite von Rummenigge und Sammer. Der Ex-Kapitän arbeitet als Experte für das ZDF, verdient sein Geld außerdem mit Werbung. Büroarbeit ist ihm nicht fremd. Seine direkte Art kommt bei den Fans gut an, ein Idol ist der Titan noch immer.
Der Verein wankt zwischen Neuanfang und Sinnkrise. Aufsichtsrat Helmut Markwort versicherte: „Die wirtschaftliche und sportliche Situation des FC Bayern ist auch dank der Lebensleistung von Uli Hoeneß ungebrochen. Es ist keine Vereinskrise.“ Wirklich nicht? Laut „Spiegel“ soll Rummenigge letzten Donnerstag am Telefon gebrüllt haben: „Wir stecken in der Scheiße. Das ist alles ganz große Scheiße! Was machen wir denn jetzt?“
Auf dem Platz: einfach weitersiegen. Trotz unsichtbarem Trauerflor, den die Spieler mit sich herum schleppten. „Das tut uns allen weh. Er ist und bleibt für immer der Mister FC Bayern“, sagte Arjen Robben und Franck Ribéry meinte: „Er ist immer unser Präsident, immer bei uns.“ Als guter Geist?