Der FC Bayern geht bei Boateng den außergewöhnlichen Weg
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und manchmal führen außergewöhnliche Wege zum Erfolg. Die geplante Rückholaktion von Jérôme Boateng, der am Sonntag erstmals am Training des FC Bayern München teilnahm, hat in meinen Augen vorerst nur Gewinner.
Junge Spieler schauen zu Boateng auf
Denn: Das Risiko für die Verantwortlichen ist überschaubar: Sollte es Boatengs Fitnesszustand nach einer Testphase hergeben, erhalten die Bayern kurzfristig ein vollwertiges Kadermitglied und einen 35-jährigen Spieler, dessen Erfahrung und Ausstrahlung mehr Stabilität in der Kabine bewirken können.
Jungprofis schauen zu einem Weltmeister wie Boateng auf, können von ihm lernen. Dabei sollen Boatengs private Themen außerhalb des Platzes hier nicht missachtet und deshalb abgewertet werden, diese sind jedoch – und das sehen auch die Bayern-Bosse so – nicht Bestandteil der rein sportlichen Abwägungen, ob diese Rückholaktion Sinn macht.
Boateng braucht beim FC Bayern keine Anlaufzeit
Auf den Versuch kommt es an. Die Bayern zahlen keine Ablöse, müssen kein exorbitantes Gehalt überweisen für die neun Monate bis Saisonende. Man erhält einen dankbaren Spieler, der ansonsten wohl einen Schlussstrich unter seine Karriere hätte ziehen müssen nach dem Vertragsende im Sommer bei Olympique Lyon.
Der Innenverteidiger wird keine große Anlaufzeit brauchen – auch weil er mit den Weltmeister-Kollegen von 2014, Thomas Müller und Manuel Neuer, sowie zahlreichen Profis, etwa Kimmich, Coman und Gnabry, noch zusammengestellt hat.
Boatengs Verpflichtung wirft ein schlechtes Licht auf den Campus und die Sommertransferperiode
Andererseits wirft allein der Testlauf für diesen Not-Einkauf ein schlechtes Licht auf die Jugendakademie des Meisters (hier findet sich offenbar kein Verteidiger-Talent, das sofort hochgezogen werden könnte) sowie die verpatzte Sommertransferperiode der Bayern. Am Deadline-Day scheiterte der Transfer des Sechsers Joao Palhinha vom FC Fulham, zudem konnte man sich nicht auf einen Abwehrspieler einigen, der das Format Verstärkung gehabt haben soll.
Und wenn es sich sportlich nicht auszahlt, hat man es wenigstens versucht. Im Januar folgt die nächste Transferperiode.
