Der ärmste Hund: Rocas Elfmeter steht sinnbildlich für ein großes Problem

Marc Roca avanciert mit seinem verschossenen Elfmeter gegen Kiel zur tragischen Figur. "Keiner macht ihm einen Vorwurf", sagt Hansi Flick. Doch die Szene ist symptomatisch für Bayerns Neuzugänge.
von  Maximilian Koch
Marc Roca wurde beim Pokal-Aus der Bayern zur tragischen Figur.
Marc Roca wurde beim Pokal-Aus der Bayern zur tragischen Figur. © firo/Augenklick

Kiel/München - Mit seiner Freundin spaziert Marc Roca (24) regelmäßig durch München und den Englischen Garten. Immer an der Seite des jungen Paares: Die beiden schwarz-braunen Dackel, die munter durch den Schnee flitzen, wie Bilder auf Instagram zeigen.

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Roca erst in der Nachspielzeit eingewechselt

Ihren Trost wird Roca jetzt brauchen, denn beim Pokal-Aus in Kiel war er im wahrsten Sinne des Wortes der ärmste Hund. Erst in der Nachspielzeit der 90 Minuten wurde der Spanier von Trainer Hansi Flick für Serge Gnabry eingewechselt, um den knappen 2:1-Sieg über die Zeit zu bringen. Das misslang bekanntlich kräftig, Hauke Wahl köpfte Kiel in der fünften Extra-Minute in die Verlängerung. Dabei waren eigentlich nur drei Minuten Nachspielzeit angezeigt worden.

In der Verlängerung konnte er überzeugen

In der Verlängerung zählte Roca mit seiner Ballsicherheit und Übersicht zu den besten Bayern-Akteuren, ehe es dann ins Elfmeterschießen ging. Und Roca nach zehn verwandelten Elfern den elften vergab. Torhüter Ioannis Gelios fischte seinen halbhohen Schuss aus dem rechten Eck. Dann traf Fin Bartels und Bayerns Pokal-Blamage war perfekt.

Der entscheidende Fehlschuss im Pokalkrimi in Kiel: Marc Roca (l.) scheitert per Elfmeter an Holstein-Torhüter Ioannis Gelios.
Der entscheidende Fehlschuss im Pokalkrimi in Kiel: Marc Roca (l.) scheitert per Elfmeter an Holstein-Torhüter Ioannis Gelios. © imago images/Claus Bergmann

Der Schuss zur Niederlage - trotzdem keine Vorwürfe

"Keiner macht ihm einen Vorwurf", sagt Flick später über Roca, der sich immerhin als sechster Bayern-Schütze getraut hatte, zum Elfmeterpunkt zu gehen: "Es ist auch einfach so, dass Elfmeterschießen durch verschossene Elfmeter entschieden werden. Es hat leider den Marc getroffen." Flick versuchte umgehend, Roca wieder aufzubauen: "Wir stehen trotzdem zusammen, wir werden ihn unterstützen. Wirklich keinen Vorwurf an ihn!"

Flick zeigt sich empathisch

Es waren starke, empathische Worte des Trainers, der für sein Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen bekannt ist. Roca hatte in Kiel eine wirklich ansprechende Leistung geboten – und dann einfach Pech. Strafstöße haben schließlich schon sämtliche Fußballgrößen vergeben, aus deutscher Sicht zum Beispiel Bastian Schweinsteiger, Uli Hoeneß oder auch Lothar Matthäus.

Es kriselt bei den Sommer-Neuzugängen

Diese Szene stand dennoch exemplarisch für die unglückliche Zeit, die Roca und im Prinzip alle anderen Sommer-Neuzugänge seit Saisonbeginn erleben. Leroy Sané schien dank seines traumhaften Freistoßtores endlich mal der Matchwinner zu werden, dann drehte Kiel die Partie doch noch um. Eric Maxim Choupo-Moting, der sonst vielleicht von Anfang an gespielt hätte, konnte angeschlagen gar nicht erst an die Ostseeküste mitreisen. Bouna Sarr, der von Beginn an Benjamin Pavard ersetzen durfte, zeigte offensiv zwar einige nette Dribblings, defensiv kam er aber nicht nur beim 1:1 durch Bartels zu spät.

Die erhoffte Verstärkung ist Roca nicht

Und Roca? Nun, zum Spanier ist alles gesagt. Erst zum sechsten Mal vertraute Flick überhaupt auf den Spanier, der im defensiven Mittelfeld nur die Nummer vier hinter Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Corentin Tolisso ist. Die erhoffte Verstärkung, die Sportvorstand Hasan Salihamidzic in ihm sah, ist Roca nicht.

Und das ist ja eines der größten Bayern-Probleme zu Beginn des Jahres 2021: Kein einziger Neuzugang, Sané mal ausgenommen, scheint die Qualität zu haben, dem Triple-Sieger wirklich weiterzuhelfen.

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