Delle oder Durchbruch? FC Bayern nach Celtic-Zittersieg am Scheideweg

Gegen Celtic kann Bayern das Déjà-vu Villareal gerade noch abwenden, doch so wackelt der Traum vom "Finale dahoam" gehörig. "Wir tun uns schwer. Jetzt müssen wir ein paar Dinge daraus lernen", sagt Max Eberl.
Patrick Strasser |
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Trainer des FC Bayern: Vincent Kompany hat Revanchegedanken.
Trainer des FC Bayern: Vincent Kompany hat Revanchegedanken. © IMAGO / DeFodi

München - Ein Damoklesschwert namens Villarreal schwebte am späten Dienstagabend in der eiskalten Nacht über Fröttmaning, kroch in den jeden Winkel der Allianz Arena. Man zitterte und bibberte – nicht nur wegen der Minusgrade.

Damals, am 12. April 2022, hatten die Bayern im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen das spanische Underdog-Team mit 1:0 geführt, das 0:1 vom Hinspiel ausgeglichen. Bis Villarreals Joker Samuel Chukwueze die Münchner mit dem 1:1 aus allen Träumen riss.

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Julian Nagelsmann, diesmal als Bundestrainer auf der Vip-Tribüne, wird sich erinnert haben an jenes Schock-Aus. Wie zehn Bayern-Profis, die sich unten auf dem Rasen gegen Außenseiter Celtic Glasgow mühten, die Verlängerung und einen möglichen Super-Gau zu verhindern.

Der Moment der Befreiung und Erlösung: Joshua Kimmich (M) beim Jubel nach dem ganz späten Ausgleichstor des FC Bayern.
Der Moment der Befreiung und Erlösung: Joshua Kimmich (M) beim Jubel nach dem ganz späten Ausgleichstor des FC Bayern. © Sven Hoppe/dpa

Joshua Kimmich fühlte sich villarrealisiert nach dem überraschenden 0:1-Rückstand und war erleichtert darüber, "dass wir diesmal nicht den Kopf verloren haben. Das war in der Vergangenheit schon wilder." Vor knapp drei Jahren und in dieser Saison.

In der Champions League tut sich der FC Bayern München extrem schwer

Wie ist dieses 1:1 durch den glücklichen Nachspielzeit-Ausgleichstreffer von Alphonso Davies, dieser "Arbeits-Unentschieden-Sieg", so Prime-Experte Matthias Sammer, und das Weiterkommen ins Achtelfinale einzuordnen? In der Königsklasse haben die Bayern die ganze Saison über ihre liebe Müh’ und Not. Vor allem in den Auswärtsspielen der Ligaphase in Barcelona (1:4), bei Aston Villa (0:1) und Feyenoord Rotterdam (0:3).

Jubelte nach seinem Treffer zum 1:1 ausgelassen: Bayerns Alphonso Davies.
Jubelte nach seinem Treffer zum 1:1 ausgelassen: Bayerns Alphonso Davies. © IMAGO

Überzeugen konnte man lediglich beim 2:1 gegen Celtic im Playoff-Hinspiel, bei den Arbeitssiegen gegen Benfica Lissabon und PSG (beide 1:0) und bei den Erfolgen gegen die international drittklassigen Dinamo Zagreb (9:2), Schachtar Donezk (5:1) und Slovan Bratislava (3:1). Um es positiv zu sehen, betonte Sportvorstand Max Eberl "die Mentalität der Mannschaft". Die Stars hätten sich "gegen das Schwer-tun gestemmt". Schönes Bild, es war ein Kraftakt gegen die eigene Schwerfälligkeit.

Goretzka: "Wir hätten uns den Abend leichter machen können"

Und nicht leichter geworden durch das 0:0 am Samstag beim Titelshowdown in Leverkusen als in der Offensive harmlose Bayern unterlegen waren wie lange nicht, dem Gegner taktisch und spielerisch ausgeliefert. Beide Spiele seien "keine Offenbarung" gewesen, räumte Eberl ein. Man sitze "nicht da und sagt: Wir sind in Topform, alles ist fantastisch. Wir tun uns schwer. Jetzt müssen wir ein paar Dinge daraus lernen."

Steuerte zum Davies-Treffer einen halben Assist bei: Leon Goretzka.
Steuerte zum Davies-Treffer einen halben Assist bei: Leon Goretzka. © IMAGO

Die Bayern sehen die Belastung als ein Argument für das Gerumpel gegen Celtic. Man habe "in sechs Tagen viel Energie gelassen", meinte Trainer Vincent Kompany. "Wir hätten uns den Abend leichter machen können ohne das Gegentor. Aber mit drei Spielen in sechs Tagen ging es einfach nur darum, Ergebnisse zu erzielen", sagte Leon Goretzka bei Prime Video, "das haben wir geschafft, und darüber sind wir sehr glücklich."

War das Celtic-Spiel Bayerns Algerien-Moment?

Hauptsache durch, abhaken – okay, so ticken die Sportler. Aber der Trainer und die Bosse? Ist das Formtief eine große Delle oder könnte das erarbeitete Weiterkommen der Durchbruch sein? Der Algerien-Moment dieser Mannschaft? 2014 hatte sich die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien im Achtelfinale zu einem 2:1 nach Verlängerung gegen Algerien gezittert – wenig später war man Weltmeister.

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"Diese Phasen sind ganz wichtig", betonte Goretzka, "genau das sind die Momente, wenn man eben nicht die Sterne vom Himmel spielt, die einen durch so eine Saison tragen. Wenn du es schaffst, da Ergebnisse zu liefern." Kompany gestand, dass "wir natürlich immer wollen, dass der Unterschied zum Gegner groß ist. Aber wenn nicht, muss man sich die Ergebnisse eben erarbeiten".

Revanchegedanken in den Augen des Trainers

Acht Punkte Vorsprung auf Leverkusen in der Liga – und ein baldiges Wiedersehen im Champions-League-Achtelfinale? Die Auslosung für den Weg zum ersehnten, neuerlichen "Finale dahoam" findet am Freitag (12 Uhr) in der Uefa-Zentrale in Nyon statt. 50 Prozent Leverkusen, zu 50 Prozent Atlético Madrid – ein Wunschlos?

Nein, betonte Kompany und meinte vielsagend: "Wenn es Leverkusen wird, dann. . ."
Er machte eine Pause, Revanchegedanken schimmerten nach drei nicht gewonnenen Partien dieser Saison (1:1, 0:1, 0:0) in seinen Augen. "Dann – gut."

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  • Senf am 20.02.2025 14:49 Uhr / Bewertung:

    Ah ha, der Herr Sportvorstand äußert sich zum Lernziel des FCB. Natürlich ist er hierzu berufen, denn was sind schon zehn Jahre Premier League, die der Trainer vorweist, gegen eine Halbzeit Bundesliga des Herr Eberl. Es wäre vielleicht nicht ganz falsch, wenn der Herr Sportvorstand einfach einmal die Pappn' hielte. Er hat mit seinen Äußerungen schon ausreichend Unheil angerichtet.

  • Südstern7 am 19.02.2025 21:39 Uhr / Bewertung:

    "Delle oder Durchbruch?"

    Das ist keine Delle. Der FC Bayern muss in jedem Spiel ans Limit gehen um sich durchzusetzen. Das reicht sehr, sehr oft. Manchmal aber, wenn Gegner spielintelligent (Bayer04) oder sperrig und taktisch super eingestellt (Celtic) sind, dann kommt man an seine Grenzen. Daran wird sich auch nichts ändern in dieser Saison. Wir haben nämlich taktisch zu viele Defizite, ohne wenn und aber. Und das werden wir auch am Samstag gegen spielstarke Frankfurter zu spüren bekommen.

    Dennoch ist das Phänomen nach einem guten Hinspielergebnis im Rückspiel zu Hause in der CL Probleme zu kriegen, nicht neu. Verfolgt man die Historie, dann wirkten wir sehr oft wie gelähmt und paralysiert. Man denkt zuviel, weil man taktisch sich nicht entschließen kann volle Pulle zu spielen oder doch lieber safety first. Das macht ängstlich und verunsichert. War das gestern auch so? Kann ich nicht beurteilen, aber ich weiß, dass uns Cleverness und Abgebrühtheit fehlt um ganz vorne mit zu spielen.

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