Das Supersuper-Finale gegen Bayern: BVB siegessicher

München/Berlin - Das Spiel war gerade erst vorbei, das Pokalfinale nach dem souveränen 3:0-Erfolg gegen Hertha BSC erreicht, da dachten die Fans von Borussia Dortmund bereits an den FC Bayern – und weniger an die Party, die jetzt eigentlich anstand. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sangen die euphorisierten Anhänger des BVB. Die Sehnsucht, den ungeliebten Rivalen aus dem Süden endlich mal wieder in einem wichtigen Spiel zu schlagen, ist groß. Das war deutlich zu spüren. Der letzte Final-Triumph datiert aus dem Jahr 2012, damals gelang im Cup-Endspiel ein 5:2. „Es ist eine der größten Aufgaben im Weltfußball. Aber wir haben die Mittel, sie zu schlagen“, sagte Mats Hummels mit Blick auf das Duell am 21. Mai. Sportdirektor Michael Zorc wurde sogar noch forscher. „Ich erwarte, dass wir das Spiel gewinnen“, meinte er. Na dann, gutes Gelingen!
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Woher Zorc seinen gewaltigen Optimismus nahm, ob er wie Gonzalo Castro, Schütze des ersten Tores (20.), in der Mehrfachbelastung der Bayern durch die Champions League einen möglichen BVB-Vorteil sah, war nicht zu ermitteln. Klar ist: In den vergangenen Jahren hat der einstige Angstgegner Dortmund seinen Status eingebüßt. Die Situation hat sich sogar umgekehrt. Der BVB, der unter Jürgen Klopp zum Bayern-Schrecken wurde, zittert jetzt meist vor den Roten: Von den vergangenen zehn Duellen gewann Bayern sechs, darunter das Champions-League-Endspiel 2013 in London und das Pokalfinale 2014. Und in diesem Jahr?
Die deutschen Fußballfans dürfen sich auf das attraktivste Endspiel Freude, das möglich war, auf das Supersuper-Finale, um im Sprachgebrauch von Pep Guardiola zu bleiben. Der katalanische Trainer des FC Bayern nutzt seit Wochen jede Pressekonferenz, um den BVB und Trainer-Kumpel Thomas Tuchel für die Leistungen in dieser Saison zu adeln. „Dortmund gehört zu den fünf besten Mannschaften in Europa“, sagte er. Mit Tuchel verbindet ihn eine Freundschaft, die beiden trafen sich schon zum Essen und Fachsimpeln in München. Tuchel ist wohl der Trainer in Deutschland, der Guardiolas Philosophie und Mentalität am nächsten kommt. Allein schon deshalb wird das Finale hochspannend: Welche Strategie setzt sich durch? Kann Tuchel sein Vorbild Pep tatsächlich austricksen – und den Triple-Traum der Bayern beenden?
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Das Halbfinale vor 76 233 Zuschauern nutzte der BVB, um sich auf dem Finalrasen warmzuschießen. Marco Reus (75.) und Henrich Mkhitaryan (83.) machten das 3:0 perfekt. „Das war stark von uns. Wir hatten großen Druck, weil wir uns selbst aus der Europa League katapultiert haben“, sagte Hummels. Sven Bender meinte: „Wir haben extrem schnell die Ruhe im Spiel gefunden und waren dominant.“ Und das, obwohl Hertha-Chaoten die Borussen mit Pyroattacken vor dem Hotel in Grunewald aus dem Schlaf gerissen hatten.
Trainer Tuchel war durchweg zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf. Mit dem Final-Einzug besteht nach der starken Saison weiter die Chance, doch noch einen Titel zu gewinnen. „Ich bin nicht bereit, unser Saisonfazit davon abhängig zu machen, ob wir das Endspiel gewinnen“, sagte Tuchel allerdings. Und klang ganz wie Pep.
Geschäftsführer Watzke nutzte das Hochgefühl, um den Kritikern eins auszuwischen. „In verschiedenen Redaktionsstuben ist ja schon ein leichter Abgesang auf uns vorformuliert worden“, sagte der BVB-Boss und sprach von einer „totalen Respektlosigkeit“, wenn man einen Klub, der nach 30 Spieltagen 71 Punkte auf dem Konto habe, „total in die Tonne kloppen will“. Keine Frage: Der BVB ist bereits im Final-Modus.