"Das sind alles Warnsignale": Hamann kritisiert den FC Bayern scharf

Gegen Aufsteiger Kiel verspielt Bayern fast noch eine Vier-Tore-Führung – der Sieg fühlt sich wie eine Pleite an. Kimmich: "Wenn wir unsere Prinzipien verlieren, sind wir eine normale Mannschaft."
Patrick Strasser |
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Der FC Bayern kassiert nach der 4:0-Führung gegen Kiel noch drei Gegentore.
Der FC Bayern kassiert nach der 4:0-Führung gegen Kiel noch drei Gegentore. © IMAGO / Sven Simon

München - Einen Vier-Tore-Rückstand aufzuholen, das ist lediglich zwei Mal in der Bundesliga-Historie gelungen. Einmal dem FC Schalke 04, das den 0:4-Pausenrückstand bei Erzrivale Borussia Dortmund im November 2017 in der zweiten Halbzeit noch spektakulär zum 4:4 ausglich.

Beim anderen Mal, wir schreiben den 18. September 1976, führte der VfL Bochum in der 53. Minute mit 4:0 gegen den FC Bayern. Von der 55. bis zur 75. Minute stellten Karl-Heinz Rummenigge, Katsche Schwarzenbeck, Gerd Müller (zwei Tore) und Uli Hoeneß auf 5:4. Der spätere Manager war es auch, der nach dem Bochumer 5:5 noch den 6:5-Siegtreffer für die Münchner erzielte. Bis heute das Jahrhundertspiel des VfL.

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FC Bayern schaltet nach 4:0-Führung in den Verwaltungsmodus

Um bei der allerersten Stippvisite beim großen FC Bayern das Jahrhundertspiel des Vereins zu landen, dafür fehlte den Kieler Störchen, die den Münchnern nach 0:4-Rückstand noch drei Eier ins Nest gelegt hatten, wohl nur noch ein wenig Zeit. Für den goldenen Schuss in die Geschichtsbücher. Weil Tabellenführer Bayern nach den vier Treffern durch Harry Kane (Doppelpack), Jamal Musiala und Serge Gnabry ab Mitte der zweiten Hälfte in den Verwaltungsmodus geschaltet hatten, kamen die mutigen Gäste durch Finn Porath (62.) und Steven Skrzybski (90.+1, 90.+3) in der Nachspielzeit in Schlagdistanz. Noch ein Angriff, ein Schuss – und für die Bayern wäre es eine der schwärzesten Stunden der Vereinsgeschichte geworden.

So strahlten die Kieler nach ihrer Niederlage während der Rekordmeister unisono eine Verlierer-Schnute zog. Ähnlich wie nach dem 3:1 in der Champions League gegen Bratislava am Mittwoch fühlte sich der Sieg wie eine Niederlage an. "Keiner von uns ist glücklich, dass es dann noch 4:3 ausgegangen ist", sagte selbst der sonst so besonnene und ruhige Musiala, "wir müssen für die ganzen 90 Minuten die Mentalität haben, kein Tor zu kassieren. Auch wenn wir ein paar Tore vorne sind, können wir nicht abschalten." Sollten sie nicht, tun sie aber.

Eine Frage der Mentalität? Der Ansprache durch Trainer Vincent Kompany? Reine Kopfsache! In der Defensive ist seit fünf Partien der Wurm drin, zehn Gegentore sind des Schlechten zu viel. "Ich glaube nicht, dass es eine Sache der Qualität ist, sondern das ist dann wirklich schon hier oben", sagte Vize-Kapitän Joshua Kimmich und deutete auf seine Stirn. Er vermisse bei seiner Mannschaft, "den Hunger über 90 Minuten zu haben".
Es liege, so Kimmich, "auch nicht nur an der Abwehr, sondern das ist dann in den Köpfen bei jedem." Tatsächlich waren nicht Min-jae Kim und Dayot Upamecano die Sündenböcke, sondern das Kollektiv mit der Laissez-faire-Einstellung.

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"Das geht nicht": Hamann kritisiert den FC Bayern

Der bediente Kompany kündigte eine Aufarbeitung des Systemabsturzes im Oberstübchen an. "Wir haben die zweite Halbzeit ziemlich gut begonnen", sagte der Coach, "aber die letzten zehn Minuten sind natürlich etwas, das wir mit dem Team und den Spielern überprüfen müssen." Vor allem, wenn es demnächst in die heiße Phase geht, in die beiden Playoff-Duelle der Champions League mit Celtic Glasgow, die den Bundesliga-Showdown bei Bayer Leverkusen (15.2.) einrahmen.

"Das geht nicht. Du kannst gegen Kiel nicht so ein Spiel möglicherweise noch aus der Hand geben. Du kannst da keine drei Gegentore kassieren", meinte Ex-Bayern-Profi Didi Hamann bei Sky und betonte: "Das sind alles Warnsignale, was da in den letzten Wochen passiert ist." Hamanns Schlussfolgerung: "Du musst über 90 Minuten da sein. Wenn du das nicht machst, dann kann es sein, dass du mal 0:2 oder 0:3 verlierst – so wie es schon passiert ist in der Champions League. Und dann kannst du das vielleicht nicht mehr aufholen im Rückspiel."

Kimmich, der kürzlich die Diskussion angestoßen hatte, ob Bayern aktuell eine Spitzenmannschaft ist, konkretisierte nach dem Beinahe-Kentern gegen Kiel: "Wenn wir unsere Prinzipien verlieren, sind wir eine normale Mannschaft. Wenn wir unsere Prinzipien aber 90 Minuten auf den Platz bringen, sind wir eine sehr, sehr gute Mannschaft."
Normalos waren die Bayern noch nie. 

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  • GrauWolf am 03.02.2025 10:03 Uhr / Bewertung:

    Nachdem er den sicheren Sieg in der Tasche zu haben glaubte krempelte Kompany plötzlich alles um und nahm Kane und Olise vom Platz und nahm weitere geniale Auswechslungen vor - der bis dahin tolle Spielfluß riß ab und am Ende mußten die Bayern froh sein überhaupt 3 Punkte mitnehmen zu können.
    Das geht klar auf Kompanys Kappe!

  • Münchner Kindl am 03.02.2025 11:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von GrauWolf

    Entschuldigung, aber wann, wenn nicht beim Stand von 4:0 (!), zuhause (!), gegen Holstein Kiel (!), soll Kompany denn auswechseln? Bei dem Hammer-Februar ist auch Beslastungssteuerung angesagt und das Wichtigste in einem solchen Spiel ist, dass man nicht noch mehr Verletzte riskiert.

  • Südstern7 am 03.02.2025 09:33 Uhr / Bewertung:

    "der Sieg fühlt sich wie eine Pleite an ..."

    Bei wem fühlt es sich so an? Geht es nicht bitte eine Nummer kleiner?
    Nach Europapokal unter der Woche gibt es immer Probleme für die dort beteiligten Mannschaften samstags wieder in die Spur zu kommen. Manchester City hat 1:5 verloren, Leverkusen mit sehr viel Mühe, Frankfurt und Leipzig nicht gewonnen, Stuttgart ebenso verlorene wie Real Madrid usw .... Seit es Fußball gibt existiert dieses Phänomen.

    Natürlich hat Bayern SO keine Chance gegen Celtic und Leverkusen, das ist ja jedem klar. Aber "der Sieg fühlt sich wie eine Pleite an" ?? Na, ich weiß nicht. Wir haben 4:0 geführt und danach bissel zu locker gespielt. Da stimme ich aber Kimmich zu, der meint: "Wenn wir unsere Prinzipien verlieren, sind wir eine normale Mannschaft". Damit kann ich was anfangen! Und das weiß auch jeder. DAS war mal ein Spiel im Free-Style. Ohne ständiges Beackern des Gegners und permanentes Anlaufen. Nächstes Mal geht es wieder anders. Was soll's.

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