"Das ist das A und O": DAZN-Experte Kneißl erklärt, wie der FC Bayern den FC Arsenal ausschalten kann
München/London – Wir schreiben das Jahr 2004. Während Ivan Klasnic, Johan Micoud und Aílton Werder Bremen die Meisterschaft im Münchner Olympiastadion sichern, der einjährige Jamal Musiala im Kinderbettchen gerade von seinen ersten Dribblings träumt – Mathys Tel war damals noch nicht geboren – feiert Arsenal seine "Invincibles" (die Unbesiegbaren). Mit 26 Siegen, zwölf Remis und keiner einzigen Niederlage führt Arsène Wenger die "Gunners", um Thierry Henry, Dennis Bergkamp, Robert Pires oder Freddie Ljungberg zum Premier-League-Titel, ihrem bis heute letzten.
20 Jahre später steht Arsenal, unter Mikel Arteta, erneut an der Spitze der Premier League – und erstmals seit 2010 auch wieder im Viertelfinale der Champions League. Die Hoffnungen auf die Meisterschaft sind groß – trotz der Konkurrenz von Manchester City und Liverpool. Was die "Gunners" unter Arteta ausmacht und wo der FC Bayern ansetzen kann, erklärt DAZN-Experte Sebastian Kneißl exklusiv in der AZ.
Unterschiedsspieler Kai Havertz kommt bei Arsenal London wieder in die Spur
Arsenal gegen den FC Bayern im Viertelfinale der Champions League. Wie sehen Sie die Begegnung?
SEBASTIAN KNEISSL: Ich freue mich sehr auf diese Partie. Diese Mannschaft ist in einem Aufschwung, mit so viel Energie versehen. Das wird eine richtig harte Nummer. Ich traue es den Bayern zu ins Halbfinale einzuziehen. Was Mikel Arteta in den letzten Jahren installiert hat, ist beachtlich. Teilweise Führungsspieler rasiert, jungen Spieler aufgebaut, klare Spielprinzipien installiert. Wir können über viele Namen in diesem Kader sprechen. Declan Rice, Martin Ödegaard, Bukayo Saka, der die meisten Tore und Assists bis dato geliefert hat. Und dann gibt es noch einen absoluten FLOW-Spieler - Kai Havertz aktuell. Er ist aktuell in einer richtig starken Phase.

Bei Chelsea und auch zu seiner Anfangszeit bei Arsenal hatte Havertz eine äußerst schwere Zeit. Wie hat es Mikel Arteta geschafft, ihn wieder in die Spur zu bringen?
Zum einen ist es die Spielweise. Da ist natürlich auch die Ballbesitzliebe von Pep Guardiola mit drin, was Kai Havertz generell auch zugutekommt. Er pendelt zwischen Sturm und Mittelfeld. Falsche Neun, teilweise mit Ödegaard sogar als doppelte falsche Neun. Dadurch ergibt sich automatisch Raum, für beispielsweise, Bukayo Saka. Er (Havertz, d. Red.) hat aber auch schon auf der Acht gespielt. Er macht es echt stark aktuell.
Allianz Arena als Vorteil für den FC Bayern?
Welchen Unterschied kann Ihrer Meinung nach die Erfahrung in der Champions League machen? Arsenal ist noch ein extrem junges Team. In der aktuellen Form spielen sie erst ihre zweite K.O.-Runde in der Champions League, nach dem Achtelfinale gegen Porto.
Erfahrung ist immer ein spannender Faktor. Natürlich hilft es, wenn man Situationen bereits erlebt hat. Doch wie oft haben wir in diesen Phasen junge Mannschaften auftrumpfen gesehen. Ich erinnere mich gerne an die junge Ajax-Mannschaft 2019 um Mathijs de Ligt. Die größere Drucksituation ist das Rückspiel. Und das findet in der Allianz-Arena statt.
Worauf genau wird es dann im Rückspiel für Sie ankommen, wenn Sie „Erfahrung“ sagen?
Es kommt auf das Hinspielergebnis an. Das ist das A und O. Entsprechend werden die Trainer ihre Herangehensweisen wählen. Auf dem Platz sind es dann die Führungsspieler, die dafür sorgen, dass alles eingehalten und umgesetzt wird. Beim Thema „Erfahrung“ kommt es auf Ruhe, Souveränität und Überzeugung an.
Kaum Gegentore, trotzdem kann der FC Bayern Arsenal knacken
Was kann Bayern von Arsenals Schwächen für sich ausnutzen?
Das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Sie stehen defensiv stabil und erzielen viele Tore, wie in Sheffield (6:0), bei West Ham (6:0), gegen Crystal Palace (5:0). Das Einzige, womit so viele Mannschaften Probleme haben, ist das Umschaltverhalten von Offensive auf Defensive. Arsenal kommt über Ballbesitz und möchte das Spiel durch viele Aktionen mit Ball beeinflussen. In der Premier League haben sie mit Abstand die meisten Ballberührungen im Strafraum. Bedeutet auch, dass die Abwehrreihe nachrückt und sich Räume im Rücken ergeben. Zudem sind Standards immer ein spannendes Thema, finde ich.

Da hat Bayern ja auch einige Spezialisten. Unter anderem Matthijs de Ligt, den Sie vorher erwähnt haben.
Ja, der für mich sowieso der Leader der nächsten Jahre sein wird.
Wenn sie an Arsenal vorbeikommen, dann wartet auf die Münchner einer der ganz großen Favoriten: Manchester City oder Real Madrid. Wie sehen Sie Bayern in diesen Duellen?
Ich muss natürlich die ganze Saison der drei Teams einrechnen. Da sehe ich City und Real gesettleter und gefestigter. Unabhängig davon, ob City die Meisterschaft holt oder nicht. Aber City bleibt für mich das Nonplusultra in dieser Champions-League-Saison. Sie sind auch mein klarer Favorit. Das bedeutet automatisch, im Halbfinale wäre dann Schluss für die Bayern. Das wäre für mich allerdings eine sehr gute Champions-League-Saison mit all den Themen, die diese Mannschaft und das Trainerteam in dieser Saison aushalten musste.