Das FCB-Lazarett: "Haben bald keine Spieler mehr"
München - Als auch noch Xabi Alonso angeschlagen vom Platz musste, stand den Bayern trotz der klaren 2:0-Führung gegen den SC Freiburg kollektiv die Sorge ins Gesicht geschrieben. Trainer Pep Guardiola musste bis zur 60. Minute gleich dreimal wechseln – dreimal verletzungsbedingt.
Erst ersetzte Weltmeister Jèrôme Boateng (den Guardiola eigentlich schonen wollte) seinen Abwehr-Kollegen Medhi Benatia, der sich eine Leistenverletzung zugezogen hatte. Dann erwischte es Robert Lewandowski mit einer Prellung und es kam Bastian Schweinsteiger (den der Bayern-Trainer nach langer Verletzungspause und dem ersten Startelf-Einsatz vorige Woche in Augsburg langsam heranführen wollte). Nach dem Spiel klagte zu allem Überfluss auch der eingewechselte Boateng über Schmerzen.
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„Wir haben bald keine Spieler mehr. Es ist bei einigen einfach vorbei, die Energie geht raus“, klagte Arjen Robben nach dem Heimspiel-Schlussakt des Jahres 2014. Robben, der am Mittwoch zum niederländischen Sportler des Jahres gekürt wurde, weiß: Funktionstüchtiges Bayern-Personal wird immer weniger. Medhi Benatia muss beim letzten Hinrunden-Spiel der Bayern beim FSV Mainz am Freitag (20.30 Uhr, Sky) sicher passen (Sammer: „Es wird bis Freitag nicht reichen“).
Am Mittwoch folgte von Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt die Diagnose zu Alonso: Prellung oberhalb des Knöchels. Heißt: Zwangspause am Freitag gegen Mainz. Bangen muss Guardiola auch um Lewandowski und Boateng. Dazu die Langzeit-Verletzten Philipp Lahm, Thiago, Javi Martínez, Holger Badstuber und David Alaba – die Bayern pfeifen aus dem letzten Loch, schleppen sich der Winterpause entgegen. Der letzte Auswärtsauftritt in der Mainzer Coface-Arena, er wird ein Auftrag für diejenigen, die gegen Mainz auf dem Platz stehen (können) und auf der letzten Rille fahren – Bayerns Abteilung letzte Rille.
Jetzt sind die Bayern fertig
Immerhin Bayerns Scherzkeks-Beauftragter Thomas Müller nahm’s gelassen: „Wir sind eben nicht beim Frauenballett. Ohne Frauenballett jetzt hier in den Dreck ziehen zu wollen. Aber für ein Tor hole ich mir gerne ein Veilchen ab“, sagte der Torschütze zum 2:0. Müller war tatsächlich einer der wenigen Spieler, die sich unbeschadet durch die Vorrunde kickten. Und dafür sorgten, dass der FC Bayern trotz aller Widrigkeiten exzellent dasteht. Der Dreier gegen Freiburg brachte für den ungeschlagenen Spitzenreiter sogar zwei weitere Rekorde: Drei Gegentore nach 16 Spielen – Bestwert! Dazu 13 Spiele zu Null – auch noch nie dagewesen! Trotz Guardiolas Warnung nach der WM, dass der Rekordmeister einen holprigen Start in der Liga erleben könnte, siegte sich der FC Bayern durch die Vorrunde, verlor dabei kein einziges Spiel. Aber: Jetzt sind die Bayern fertig, weil sie viel investieren mussten.
Sportvorstand Matthias Sammer sprach von „Einflussfaktoren, die man sich nicht wünscht, da stößt man auch mal an Grenzen“. Auf die Frage, ob Bayern in dieser Saison unschlagbar sei, antwortete er: „Dadurch sind wir natürlich auch in der Lage, mal ein Spiel zu verlieren, aber ich hoffe nicht in diesem Jahr.“ Ob’s im letzten Spiel des Jahres tatsächlich noch eine Pleite setzt, liegt an Bayerns letzter Rille. Und am FSV Mainz. Wahrscheinlicher bei Bayerns derzeitigem Lauf: Ein weiterer Sieg und die Punktlandung bis zur Winterpause. Dann die Wunden lecken und in allen drei Wettbewerben um Titel kämpfen.