Das Bundesliga-Revival: FC Bayern und Co. international so gut wie lange nicht
München - So ein Fernseh-Interview ist eine feine Sache, für beide Seiten. Der Sender kann sich mit der Prominenz des Interviewten schmücken, und der Wortspender kann die große Bühne auch mal in seinem Sinn nutzen. So wie nun der Sportvorstand des FC Bayern: Hasan Salihamidzic. Oft genug musste er sich für dies und jenes rechtfertigen, nun ging er mal in die Offensive und sagte: "Die Bundesliga hat sich einfach verbessert."
Okay, klingt nicht gerade übermäßig verwegen, es steckt aber mehr dahinter. Salihamidzic sieht das überwiegend gute Abschneiden der Bundesliga-Clubs in der Champions League als gutes Zeichen für den deutschen Fußball und lobte nach dem 3:0 beim einst so großen FC Barcelona die Intensität vieler Klubs in Deutschland, nannte Union Berlin, den SC Freiburg, Mainz 05, Hertha BSC oder Eintracht Frankfurt. Auch in den internationalen Wettbewerben gebe es derzeit viele gute Ergebnisse. Die deutschen Mannschaften würden die Intensität auch in Europa zeigen, sagte der Bayern-Sportvorstand: "Ich glaube, da können wir auch ein wenig stolz sein auf die Bundesliga. Ich finde, wir haben uns verbessert."
Auch Dortmund steht im Achtelfinale der Champions League, Freiburg im Achtelfinale der Europa League
Schauen wir doch mal nach: Außer den Münchnern steht auch Borussia Dortmund im Achtelfinale der Königsklasse, das am 7. November ausgelost wird. RB Leipzig und Eintracht Frankfurt haben noch Chancen, Bayer Leverkusen ist nicht mehr dabei, könnte aber zumindest in der Europa League überwintern. Dort wurden der SC Freiburg und Union Berlin am Donnerstag gefordert. Die Freiburger konnten mit einem 1:1 gegen Olympiakos Piräus den Gruppensieg perfekt machen und vorzeitig ins Achtelfinale einziehen. Union Berlin wahrte mit einem 1:0 daheim gegen Sporting Braga die Chance auf den Einzug in die K.o-Phase . Selbiges gilt für die Kölner in der Europa Conference League: Der FC, dessen Spiel am Donnerstag wegen dichten Nebels beim 1. FC Slovacko auf Freitag (13 Uhr) verlegt werden musste, hat weiter Chancen auf das Achtelfinale.
Fazit: Salihamidzic hat recht, so viel Bundesliga in Europas Wettbewerben war lange nicht mehr.
Mit Schuld daran ist natürlich die Eintracht aus Frankfurt, die im internationalen Wettbewerb geradezu beharrlich spielt wie von einem europäischen Geist beflügelt, was dem Klub, der lange graues Bundesliga-Mittelmaß verkörperte, Ende der vergangenen Saison sogar den Sieg in der Europa League bescherte.
Deutschland in der Uefa-Fünf-Jahres-Wertung auf Platz drei
Der wiederum der Bundesliga einen weiteren, fünften Platz in der Champions League einbrachte, noch einer mehr als die chronischen Überflieger aus der englischen Premier League ins Königsklassen-Geschehen schicken.
In der Uefa-Fünf-Jahres-Wertung liegen die deutschen Klubs wie in den Jahren zuvor auf Platz drei, hinter England und Spanien, bei denen sich nun der einstige Serien-Sieger Barcelona erneut in der zweitklassigen Europa League wiederfindet, ebenso wie Atletico Madrid, ehedem ein sicherer Kandidat für ein Champions-League-Halbfinale. Nun kann sogar Leverkusen, Tabellenfünfzehnter der Bundesliga, den stolzen Spaniern noch den Europa-League-Platz wegschnappen. Auch der FC Sevilla ist schon raus aus der Königsklasse, ebenso wie Juventus Turin, noch so eine verblasste Größe. Und der AC Mailand muss sich am letzten Spieltag RB Salzburg erwehren, das mit einem Sieg in der Königsklasse bleiben würde.
Die deutschen Teams marschieren dagegen fröhlich weiter, anders als noch vor einem Jahr. Da war nach dem letzten Vorrunden-Spieltag für Dortmund, Leipzig und den VfL Wolfsburg schon Schluss mit Königsklasse. Nur für den FC Bayern ging es noch weiter, aber auch nur ein bisschen: bis ins Viertelfinale. Heuer will man schon bis 10. Juni dabei sein: bis zum Finale. Und vielleicht geht es da ja sogar mal wieder gegen einen anderen deutschen Klub.