Das Bayern-Zentrum schwächelt – viel spricht jetzt für Sabitzer

München - Nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Stuttgart bestand nur bei sehr wenigen Bayern-Profis Redebedarf. Leon Goretzka und Joshua Kimmich, die beiden Anführer, die sich sonst immer den Fragen stellen, verschwanden ganz schnell in Richtung Ausgang der Münchner Arena. "Heute nicht", sagte Kimmich, noch immer schwer gezeichnet aus dem Inter-Spiel unter der Woche, das Veilchen unter seinem linken Auge leuchtete.
Zuvor war Kimmich buchstäblich mit einem blauen Auge davongekommen - und zwar in zwei Szenen. Beim vermeintlichen 1:1 des VfB Stuttgart sank Bayerns Mittelfeld-Chef in der 52. Minute nach einem Trikotzupfer von Chris Führich zu Boden. Führich passte den erkämpften Ball zu Serhou Guirassy, der ihn ins Tor schoss.
Gegen Stuttgart: Kimmich agiert in zwei Situationen nachlässig
Schiedsrichter Christian Dingert entschied auf Tor, ehe er sich auf Intervention des Video-Assistenten die TV-Bilder anschaute, auf Foul entschied und den Stuttgarter Treffer zurücknahm. In der 79. Minute verlor Kimmich dann erneut den Ball, Naouirou Ahamada rannte ihn von hinten um, Guirassy schoss den Ball ins Tor. Und wieder wurde der Treffer zurückgenommen.

Logisch, dass die Stuttgarter sich aufregten - speziell wegen des ersten aberkannten Tores. VfB-Sportdirektor Sven Mislintat sprach von einer "falschen VAR-Entscheidung" und behauptete zudem, dass die Schiedsrichter es schwer hätten, "gegen die Bayern-Lobby anzukommen".
Salihamidzic kontert "Bayern-Lobby"-Vorwurf von Mislintat
Schwere Vorwürfe, die Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic so nicht stehen lassen wollte: "Das verstehe ich nicht, dass der Kollege von Bayern-Lobby spricht", sagte er im "Doppelpass" bei Sport1. Er hätte ebenfalls auf Foul entschieden. "Ich hätte es auch gepfiffen - er ist ja mein Spieler", bemerkte Salihamidzic mit einem Schmunzeln.
Gleichzeitig ließ Brazzo aber auch durchblicken, dass er Kimmichs Aktion für zu riskant hielt. "Es ist sehr gefährlich, im Sechzehner zu fallen und aufzuhören zu spielen", erklärte er: "Das wird er auch nicht mehr machen. Im Mittelfeld wäre es aber auch gepfiffen worden." Der in der Sendung zugeschaltete ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner erklärte die Zurücknahme des Tores für richtig. "Regeltechnisch" habe der Trikotzupfer für eine Foulentscheidung ausgereicht, sagte Wagner. Einen Bayern-Bonus bei den Schiedsrichtern gebe es nicht.
Gegen Stuttgart: Kimmich und Goretzka haben defensiv Probleme
Auch Salihamidzic wehrte sich vehement gegen diese Darstellung von Mislintat. "Es stört mich schon, dass wir eine Szene rausnehmen, um über einen Bayern-Bonus zu sprechen", sagte er.
Was an diesem tristen Nachmittag in der Münchner Arena allerdings unstrittig war: Das zentrale Mittelfeld der Bayern agierte nicht so dominant und überzeugend wie in den vergangenen Wochen, auch Kimmich, der als einziger Bayern-Profi bislang immer in der Anfangsformation stand, hatte keinen guten Tag. Immer wieder durfte der VfB kontern, Kimmich und Partner Leon Goretzka hatten defensiv so ihre Probleme.
AZ-Info: Am Dienstag läuft wieder Sabitzer neben Kimmich auf
Ob's an der Aufstellung lag? Goretzka, der zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf stand, zeigte sich körperlich verständlicherweise noch nicht wieder in Bestform nach seiner Knie-OP. Er agierte zudem sehr offensiv, sodass Kimmich oft allein die Lücken schließen musste. Zuletzt machte das Duo Kimmich/Marcel Sabitzer einen besseren Eindruck als nun Kimmich/Goretzka.
Daher rückt der defensivstarke Sabitzer nach AZ-Informationen am Dienstag in der Champions League gegen den FC Barcelona wohl wieder in die Startelf. Es wird Kimmich guttun.
