Dank Jupp Heynckes und Carlo Ancelotti: James Rodríguez in Topform

16 Punkte Vorsprung auf den Rest der Liga, das Ding mit der Schale ist so gut wie durch. Allein in zwei Rückrunden-Partien machten die Bayern auf Leverkusen, Leipzig und Gladbach drei Punkte gut, auf Dortmund und Schalke je vier. Mehr Dominanz geht nicht.
"Wir gewinnen im Moment auch schlechtere Spiele und die Konkurrenz erstarrt ein wenig in Ehrfurcht, verliert noch Punkte, wo man nicht damit rechnet", sagte Präsident Uli Hoeneß erfreut.
Das Leben der anderen? Eigentlich uninteressant. Wo die eigene Welt doch so rosarot ist. Die Heynckes-Bayern cruisen durch die Liga, an der Säbener Straße hält der Schwebezustand an, von dem Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schon im November berichtet hatte. Alles fließt. Doch der reißende Fluss droht im Sommer auszutrocknen. Falls Jupp Heynckes von der Erfolgswelle absteigt und seine Bayern alleine weiterrudern lässt.
In Spanien berichtet das Fachmagazin "Don Balon", dass James Rodríguez einen jupplosen FC Bayern verlassen würde, um trotz seines Leihvertrages bis 2019 im Sommer vorzeitig zu Real Madrid zurückzukehren - falls Heynckes in Rente geht. Alles Konjunktiv.
Denn: Geht gar nicht! Erstens, weil der Kolumbianer noch ein Jahr Vertrag hat. Und zweitens: Ihren besten Mann der aktuellen Phase würden die Bosse sicher nicht ziehen lassen. Während Sven Ulreich den verletzten Manuel Neuer glänzend vertritt, während Javi Martínez ein furioses Comeback als Sechser hinlegt und während Robert Lewandowski trifft, wie er will, hat sich dieser James unentbehrlich gemacht. Mit seinen Pässen, Ecken und Freistößen.
Alte Bekannte aus Madrid: Trainer Carlo Ancelotti (l.) im Sommer 2017 bei der Präsentation von James in der Allianz Arena. Foto: dpa
Der 26-Jährige ist Standard-Spezialist und Präzisionsarbeiter zugleich. Vom Spielertyp einer wie Toni Kroos, nur etwas offensiver und torgefährlicher. "James hat ein gutes Gefühl, wo der gefährliche Raum ist, und die Fähigkeit, den Ball dorthin zu bringen, wo er möchte", staunt Joshua Kimmich. "James hat sich sehr positiv entwickelt, ist Stammspieler", erklärte Heynckes nach dem 4:2 gegen Werder Bremen, bei dem James wieder zwei punkt- und zehntelgenaue Vorlagen lieferte. Der Bayern-Trainer: "Er gibt unserem Spiel Impulse in spielerischer Hinsicht, hat viel Fantasie. Er ist auch bereit, für die Mannschaft zu laufen und zu kämpfen. Gegen Bremen war es ganz gut, aber er kann noch besser spielen."
Die Frage ist: Wer hat's erfunden? Wer hat James, der bis Ende September als Fehleinkauf galt, für dessen zwei Jahre Leihe man rund 13 Millionen Euro an Real überweist, in die Spur gebracht? Das Lob geht an Heynckes. Er war es, der James aus dem offensiven Mittelfeld, mal links, mal zentral, zurückbeorderte ins Zentrum.
Dort kann er neben den robusteren Nebenleuten Martínez oder Arturo Vidal seine Klasse ausspielen. "Er fühlt sich wahnsinnig wohl hier", berichtete Heynckes, "weil er jetzt voll integriert ist und merkt, dass er Fehler machen darf und es nicht an der Leistung liegt, wenn er raus muss." Und weil er immer besser mit Freigeist Thomas Müller, auf dem Papier ein Zehner, auf dem Platz ein Irrwisch, harmoniert. Sein 100. Liga-Tor erzielte Müller nach Zauberpass von James. "Es sollen schon noch ein paar Tore dazukommen", findet Müller, "the show must go on."
Na logo. "In Zukunft wird James noch wichtiger für uns", glaubt Heynckes. Ob er in den Tagen seit Oktober zum Handy gegriffen und Carlo Ancelotti, seinem glücklosen Vorgänger, eine SMS geschrieben hat? Denn der Italiener war es, der auf den Transfer von James im Sommer bestanden hatte. Die beiden kannten und schätzten sich aus gemeinsamen Tagen bei Real Madrid. In diesem Sinne: Grazie, Carlo! Und - natürlich auch: Danke, Jupp! Gutes Teamwork.