Champions League: So siegte Bayern in Sevilla - Halbfinale nahe

Sevilla - Da hatte Jupp Heynckes sich den Mund trocken geredet. Immer wieder hatte der Bayern-Trainer, ein Fachmann des spanischen Fußballs, seine Mannen eindringlich vor dem FC Sevilla gewarnt – und mit dem Aus im Achtelfinale von Manchester United (0:0, 2:1) lieferten die Underdogs genug Warn-Potenzial. "Ein absoluter Topgegner", so Heynckes, "eine große Herausforderung. Aber der FC Bayern kennt solche Spiele zur Genüge. Uns kann nichts mehr erschüttern."
Und so kam es auch. Nach Rückstand siegten die Bayern am Dienstagabend im Viertelfinal-Hinspiel in Andalusien mit 2:1 dank eines Eigentors von Jesús Navas (37.) und des - abgefälschten - Kopfballs von Thiago (68.) (der AZ-Liveticker zum Nachlesen). Ausgerechnet ein Spanier scheint den Spanien-Fluch zu besiegen.
Thomas Müller "Da waren auch ein paar Dinge dabei, die wir bei uns nicht gerne sehen. Wir haben, eins, zwei, drei Fehler zu viel gemacht", sagte Thomas Müller, "wir sind aber gut aus der Halbzeit gekommen. Zwei Auswärtstore und ein Sieg sind auf jeden Fall ein Topergebnis." (alle Stimmen zum Spiel im Überblick)
FC Bayern gegen FC Sevilla: Rückspiel am 11. April
Der FC Sevilla, erstmals seit 60 Jahren und zum insgesamt erst zweiten Mal im Viertelfinale der Königsklasse, forderte die Bayern. Doch mit dem Erfolg im Rücken können die Münchner im Rückspiel am kommenden Mittwoch das Halbfinal-Ticket klarmachen. Damit es heißt: Adios, Spanien-Fluch! Zuletzt kam vier Mal in Folge das Aus gegen eine Mannschaft aus der Primera División: 2014 Real Madrid, 2015 FC Barcelona, 2016 Atlético Madrid – jeweils im Halbfinale – und vergangenen Saison wieder Real, bereits im Viertelfinale.
Also: Schon ausgeflucht? Doch Heynckes verwies auf seine Erfahrungen mit den Bayern in Spanien, sagte: "2012 und 2013 sind wir über Real Madrid und ein Jahr später über den FC Barcelona ins Finale eingezogen, das sind die beiden besten Mannschaften der Historie in Spanien. Was in den letzten vier Jahren passiert ist, ist für mich überhaupt nicht relevant. Vorbei und vergessen." Will sagen: Spanien-Fluch? Nicht mit mir!
Erst patzte Juan Bernat, dann kam der Bayern-Dusel
Zunächst aber gerieten die Bayern am Dienstagabend in Schwierigkeiten. Pablo Sarabia erzielte nach 32 Minuten die Führung für die Gastgeber nach einem katastrophalen Abwehrfehler von Juan Bernat, dem Ersatzmann für David Alaba, dessen muskuläre Probleme im Rücken wieder auftraten. Bernat agierte in der Szene der viel zu zaghaft, fast schon schüchtern in den Zweikampf ging. Als die Atmosphäre im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán so richtig zu kochen begann, schlug der Bayern-Dusel zu, diesmal im Trikot mit der Rückennummer "7". Franck Ribéry wollte auf Robert Lewandowski passen, Sevillas Jesús Navas ging dazwischen und fälschte zum 1:1 ab (37.) – ein Treffer als Schadensbegrenzung.
Dass „Sevilla fußballerisch exzellent ist, wenn man sie spielen lässt“, wie Heynckes warnte, hatte nun die Mannschaft begriffen. Bayern wurde bissiger, griffiger, bekam Oberwasser, hatte mehr Ballbesitz. Die zweite Halbzeit dominierte man deutlich.
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Man gewann auch ohne Arjen Robben in der Startelf, der wie schon im Achtelfinal-Hinspiel gegen Besiktas Istanbul (5:0) zunächst draußen bleiben musste, weil Heynckes lieber ein stabiles defensives Mittelfeld inklusive Arturo Vidal aufstellte. "Ich werde das machen, was ich für richtig halte. Dann hat das auch jeder zu akzeptieren", betonte Heynckes resolut. Der Erfolg gibt ihm Recht.