Champions-League-Halbfinale: Barca – oder nix

München - Es war Pep Guardiola höchstpersönlich, der das Motto der Dienstreise des FC Bayern zum FC Barcelona am Mittwoch in der Champions League (20.45 Uhr sky und ZDF) als Erster aussprach. Er tat dies bereits vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Porto, in dem die Seinen mit einem furiosen 6:1 ins Halbfinale stürmten. Peps Paradigma gilt weiterhin unverändert und hat sich auf nun drei Worte zugespitzt: Barça – oder nix!
„Ich weiß, in welchem Klub ich bin. Bayern ist wie der FC Barcelona, wie Real Madrid. Die Meisterschaft und der Pokalsieg sind nicht genug. Nur das Triple ist genug“, sagte Guardiola. Damit bringt der Spanier das bayerische Selbstverständnis auf den Punkt. Das Triple können er und seine Bayern nach dem Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund aber nicht mehr gewinnen. „Die Bundesliga ist vorbei“, sagt Guardiola über den bereits feststehenden Meistertitel. Die entscheidende Phase der Champions League fängt mit den Duellen gegen Barcelona aber gerade erst an.
Der Verlauf und das Ergebnis des Wiedersehens mit Guardiolas alter Liebe Barcelona ist nun entscheidend für die Bewertung der gesamten Spielzeit. „Wir haben ein großes Herz, wir haben ein Ziel. Wir wollen es mit all unserem Herzen, unseren Gedanken, unserem Kopf erreichen. Wir werden kämpfen bis zum Tod“, gab sich Javi Martinéz martialisch. Pokal und Meisterschaft ohne den Gewinn der Champions League? Eher zu wenig! Sollte sich Guardiola im Kräftemessen mit seinem Ex-Verein allerdings durchsetzen, würde niemand mehr nach dem fehlenden DFB-Pokal fragen. Die Champions-League-Trophäe ist selbst beim FC Bayern immer genug.
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In Sportvorstand Matthias Sammer ist ausgerechnet die personifizierte Titelgier der Bayern darum bemüht, die Erwartungshaltung ein wenig zu senken. „Ich finde unsere Mannschaft Weltklasse“, sagte Sammer. Das bisher Geleistete sei „außergewöhnlich“ und seine Worte nicht als Resümee zu verstehen: „Wir sind noch nicht am Ende.“ Dennoch mahnte er dazu, den „Gesamtzusammenhang zu sehen: Nach der WM, mit den Verletzten, die wir haben. Wir müssen dieser Mannschaft den nötigen Respekt geben.“
Aufgrund zahlreicher Ausfälle ist Bayern in eine ungewohnte Rolle gerückt: die des Außenseiters. Arjen Robben, Holger Badstuber und wohl auch Franck Ribéry werden fehlen. Immerhin konnte Robert Lewandowski trotz Oberkiefer- und Nasenbeinbruchs dank einer Spezialmaske trainieren. Er wird wohl spielen. „Robert hat einen sehr guten Eindruck gemacht. Ich denke, dass er fit ist“, sagte Jérôme Boateng: „Robert hat keine Angst. Er ist sehr mutig. An die Maske wird er sich gewöhnen, das wird kein so großes Problem sein.“
Während die Bayern auf wichtige Leistungsträger verzichten müssen, ist Barça das Team der Stunde. Auch dank seines „märchenhaften Trios“, wie der 108-Tore-Sturm um Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez genannt wird, siegten die Katalanen in der Liga zuletzt mit 8:0 und 6:0. „Barça wie zu Guardiolas Zeiten“, titelte „Marca“. „Barcelona ist im Moment besser als wir, die beste Mannschaft der Welt“, sagt Guardiola, „auch weil sie seit 15, 20 Jahren den selben Stil pflegen.“
Einen Stil, den Guardiola als Coach mit seiner Philosophie vom Ballbesitz-Fußball zwischen 2008 und 2012 perfektioniert hat. Nun muss er mit dem FC Bayern das Gegenmittel dazu finden. Im Halbfinale 2014 gegen Real Madrid war ihm das nicht gelungen. „Heute hat Bayern 65 oder 70 Prozent Ballbesitz und will in jedem Fall eine offensive Macht darstellen. Im Halbfinale 2014 ging das in Madrid und zu Hause schief (0:1 und 0:4; d. Red.). Carlo Ancelotti hat damals eine taktische Meisterleistung vollbracht und Pep Guardiola aufs Kreuz gelegt“, sagte Effenberg dem „kicker“, „die Bayern sollten so spielen wie Real im vorigen Jahr gegen sie. Wenn du das Spiel offen gestalten willst, kann es aufgrund der Klasse Barcelonas böse enden.“ Barça – oder eben nix!