Carlo Ancelotti bestreitet gegen den Hamburger SV sein 1000. Spiel

München - Carlo Ancelotti muss gar nicht lange überlegen. "27. August 1995, ein 0:0 gegen Palermo, viele Emotionen, erste Enttäuschung", sagt der Italiener über seine Premiere als Trainer beim damaligen Zweitligisten AC Reggiana. Es war der Start einer großen Karriere. Am Samstag, knapp 22 Jahre und viele große Titel später, sitzt der 57-Jährige beim Bundesligaspiel seines FC Bayern gegen den Hamburger SV zum 1000. Mal bei einem Pflichtspiel auf der Bank.
"Ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Jubiläum erreiche", betonte Ancelotti und fügte mit einem Schmunzeln an: "Ich bin bereit für die nächsten 1000 Spiele." Buch habe er über seine bisherigen 999 Spiele zwar nicht geführt, "doch ich erinnere mich an jedes einzelne noch genau." Und, so erzählte er am Freitag, es habe sich seit seinem Einstand im Stadio Giglio nichts geändert: "Du bist nervös, du musst eine Strategie entwickeln. Mein Puls ist immer bei 120, da ist Aufregung."
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Viel Aufregung hatte es vor allem am vergangenen Wochenende gegeben, als Ancelotti wegen seiner Stinkefinger-Affäre nach dem 1:1 bei Hertha BSC in die Schlagzeilen geraten war. "Es war das erste Mal, dass ich angespuckt wurde und hoffe, dass es auch das letzte Mal war. Ich muss trotzdem meine Emotionen kontrollieren, egal, was passiert. Es war ein Fehler", sagte der Italiener. Das DFB-Sportgericht verzichtete auf eine Sperre, der Bayern-Coach zahlt 5000 Euro für die Sepp-Herberger-Stiftung. Das Thema, so Ancelotti, "ist erledigt".
Vielmehr geht der Blick nach vorne. Und da erwartet der FC Bayern von Ancelotti, der mit dem AC Mailand und Real Madrid insgesamt dreimal die Champions League gewonnen hat, Titel - möglichst drei. "Wer Carlos Karriere verfolgt hat, der weiß: Die Zeit, die jetzt ansteht, in der es wärmer wird, in der es anfängt zu grünen und zu blühen - das ist die Ancelotti-Jahreszeit", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
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Der Druck ist groß, doch Ancelotti kennt dies zur Genüge. Natürlich wisse er, "dass dieser Moment sehr wichtig ist. Bis zum Saisonende sind es noch 90 Tage, da müssen wir das Beste machen", sagte er am Freitag, aber er habe "viel Vertrauen in die Mannschaft, sie ist fokussiert und motiviert". Und sie habe seine Spielidee immer mehr verinnerlicht: "Man sieht in den vergangenen drei Monaten, wie sich das entwickelt hat. Es ist nun der Moment, noch mehr Energie und Konzentration in jedes Spiel zu stecken. Jedes Spiel ist entscheidend. Ich bin zuversichtlich."
Zumal er gegen Lieblingsgegner Hamburger SV, gegen den es in den vergangenen sieben Heimspielen sieben Siege mit 37:3 Toren gab, nach vier Wochen Pause auch wieder auf Superstar Franck Ribéry zurückgreifen kann. Xabi Alonso fehlt wegen leichter Adduktorenprobleme zwar, soll aber im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Schalke 04 am kommenden Mittwoch schon wieder zur Verfügung stehen. Auch Jerome Boateng steht vor einer Rückkehr.