Personalnot beim FC Bayern: Wird jetzt sogar Dauer-Reservist Sarr gebraucht?
München - Ob da nicht doch ein bisschen viel Wunschdenken dabei war? "Wenn Sie jedes Wochenende sehen, was wir auf der Bank sitzen haben – nur Nationalspieler –, dann haben wir keinen dünnen Kader", meinte Uli Hoeneß zuletzt in einem Interview mit RTL/ntv und ging damit auf Konfrontationskurs zu Trainer Thomas Tuchel, der zuvor die fehlende Breite seiner Mannschaft bemängelt hatte.
Nun, die Faktenlage spricht klar für Tuchel: Der Bayern-Coach musste in der bisherigen Hinserie bei der Zusammenstellung seiner Mannschaft immer wieder improvisieren – beim Pokalspiel in Münster stand ihm sogar kein einziger Innenverteidiger zur Verfügung. Was die personellen Engpässe betrifft, ist weiterhin keinerlei Entspannung in Sicht. Im Gegenteil!
Vor Start in intensiven Herbst: Zahlreiche Ausfälle beim FC Bayern
Am Samstag starten die Bayern beim FSV Mainz 05 (18.30 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) in die erste von drei englischen Wochen in Folge, insgesamt stehen bis zum 11. November ganze sieben Spiele an. Doch schon vor dem Start in den intensiven Herbst bereitet das Lazarett an der Säbener Straße Kopfzerbrechen.
FC Bayern: Einsatz von Kimmich und Goretzka in Mainz auf der Kippe
In Noussair Mazraoui, Serge Gnabry, Dayot Upamcano und Raphaël Guerreiro fallen vier Spieler sicher aus, auch Manuel Neuer wird weiter fehlen. Zudem stehen Joshua Kimmich und Leon Goretzka auf der Kippe. Kimmich hatte sich zuletzt einen grippalen Infekt eingefangen und reiste vorzeitig von der USA-Tour des DFB zurück nach München. Goretzka war zwar bei der Nationalmannschaft dabei, bekam gegen Mexiko jedoch einen Tritt auf den Knöchel, der eine schmerzhafte Wunde zur Folge hatte.
"Bei Jo müssen wir ein bisschen abwarten. Er hat gestern zum ersten Mal trainiert, war zum ersten Mal im Grunde auch raus aus dem Bett. Das wird sehr knapp für Mainz", sagte Tuchel am Freitag. "Leon hat einen Schlag abbekommen, da wird es darum gehen, wie er den Schmerz tolerieren kann", so der Bayern-Coach weiter. Sollten beide in Mainz ausfallen, würde im Mittelfeld also eine große Lücke klaffen.
Wie löst Thomas Tuchel den Mittelfeld-Engpass?
Da Guerreiro weiterhin ausfällt, stünde in Konrad Laimer nur noch ein einziger gelernter Spieler für die Sechser/Achter-Position zur Verfügung. Matthijs de Ligt, der zuletzt wegen Knieproblemen ausfiel und zwischenzeitlich auch immer wieder auf der Sechs ausgeholfen hat, ist zwar wieder dabei, wird wegen des Upamecano-Ausfalls aber fest für die Innenverteidigerposition eingeplant.
Theoretisch könnte Tuchel auch Jamal Musiala einmal mehr nach hinten ziehen, doch der gelernte Offensivspieler müsste dann in jedem Fall durch Laimer abgesichert werden. Der Österreicher schaltet sich seinerseits aber selbst auch immer wieder gerne in die Offensive ein. Das Fehlen eines klassischen Sechsers – einer "Holding Six", wie sie Tuchel im Sommer immer wieder gefordert hat – macht sich aktuell deutlich bemerkbar.
Noussair Mazraoui verletzt: Muss Konrad Laimer rechts hinten aushelfen?
Zu allem Überfluss ist noch unklar, ob Laimer überhaupt für das Mittelfeld zur Verfügung steht. Womöglich muss der Österreicher nämlich rechts hinten aushelfen, denn dort klafft nach dem Ausfall Mazraouis ebenfalls eine Lücke. Der Marokkaner, der nach seinen Pro-Palästina-Postings zuletzt stark in der Kritik stand, wird die Partie in Mainz verletzungsbedingt verpassen. Laimer hat in den vergangenen Wochen bereits mehrmals auf der Rechtsverteidigerposition gespielt und dabei durchaus überzeugt.
Personal-Engpass beim FC Bayern: Wird Dauer-Reservist Sarr zum Nutznießer?
Tatsächlich könnte der personelle Engpass einen Mann als Nutznießer haben, den schon lange niemand mehr auf dem Zettel hat: Bouna Sarr! Er ist der einzig verbliebene gelernte Rechtsverteidiger, der noch zur Verfügung steht. Der Senegalese hat während der Länderspielpause in München trainiert, dürfte also fit sein.

Unter Tuchel war der 31-Jährige bislang aber fast komplett außen vor. In der laufenden Saison stand er nur beim Pokalspiel in Münster auf dem Platz und kam dort lediglich für 27 Minuten zum Einsatz. Am Samstag könnte er mangels Alternativen womöglich mal wieder eine Chance bekommen. Dass derlei Gedankenspiele überhaupt nötig sind, sagt jedoch viel über die Breite des Bayern-Kaders aus.